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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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    Jawohl, viel zu rasch, erwiderte er etwas ruhiger, ich habe die gemeinschaftliche Wirtschaft satt bekommen, liebe Kleine ... du weißt, diese siebentausend Franken gehören mir. Ich behalte sie denn auch für mich. Ich sehe, daß du eine Verschwenderin bist und habe keine Lust, mich von dir ruinieren zu lassen. Jedem das Seine.
    Und er schob das Geld in die Tasche. Nana sah ihn verblüfft an; er aber fuhr selbstgefällig fort:
    Ich bin nicht so blöde, Tanten und Kinder auszuhalten, die nicht die meinigen sind. Es hat dir beliebt, dein Geld auszugeben, das ist deine Sache. Mein Geld aber heißt: ›Rührmichnichtan!‹ Wenn du eine Hammelkeule brätst, will ich die Hälfte bezahlen; am Abend werden wir immer abrechnen.
    Nana war empört; sie konnte sich nicht enthalten, auszurufen:
    Du konntest aber meine zehntausend Franken verzehren, schmutziges Schwein ...
    Statt jeder weiteren Diskussion versetzte er ihr über den Tisch hinweg eine mächtige Ohrfeige, indem er sagte:
    Noch einmal das Wort!
    Trotz der Ohrfeige wiederholte sie das Wort, und er stürzte sich nun auf sie und bearbeitete sie mit Händen und Füßen.
    Das Ende war, daß sie sich wie gewöhnlich auskleidete und weinend zu Bett ging. Er schnaufte nach der großen Anstrengung. Dann schickte auch er sich an, zu Bett zu gehen; da bemerkte er auf dem Tische den Brief, den er an Georges geschrieben hatte. Er faltete ihn sorglich zusammen und sagte, mit drohender Miene zum Bette gewendet:
    Der Brief ist sehr gut; ich will ihn selbst auf die Post tragen, weil ich die Launen nicht mag ... Und hör auf zu ächzen. Das geht mir an die Nerven.
    Nana, die bisher still geweint hatte, hielt den Atem an. Als auch er sich niederlegte, warf sie sich schluchzend an seine Brust. In dieser Weise endigten diese stürmischen Szenen immer; sie zitterte, ihn zu verlieren; sie empfand ein an Feigheit grenzendes Bedürfnis, ihn zu besitzen. Er stieß sie zweimal von sich, doch die warme Umarmung des bittenden Mädchens erweckte das Verlangen in ihm. Er spielte den guten Jungen, ohne sich aber zum Zeichen der Versöhnung herbeizulassen: er ließ sich liebkosen und erobern wie ein Mann, um dessen Gunst zu werben der Mühe lohnt. Dann wurde er von einer Angst erfaßt, er fürchtete, Nana spiele Komödie, um den Kassaschlüssel wieder in die Hände zu bekommen.
    Ich meine es im Ernst, Kleine, sagte er, das Geld bleibt bei mir.
    Ja, ja; fürchte nichts; ich will arbeiten, erwiderte sie, an seinem Halse langsam einschlummernd.
    Von diesem Abend angefangen wurde ihr Zusammenleben immer schwieriger. Es regnete Ohrfeigen und Nana wurde unter diesen Schlägen geschmeidig wie feine Leinwand. Dabei sah sie blühend aus und wurde immer schöner. Prulliére ward verliebter als je, stellte ihr hartnäckig nach und kam oft, wenn er Fontan nicht zu Hause wußte. Er drückte sie in einen Winkel, um sie zu umarmen; doch sie wehrte sich rot vor Scham, und fand es schändlich, daß er seinen Feind betrügen wolle. Prulliére war wütend über dieses Benehmen und fand, daß sie blöd sei. Wie konnte sie sich an einen solchen Pavian hängen? Denn Fontan mit seiner riesigen, ewig zitternden Nase ist ein wahrhaftiger Pavian. Ein scheußlicher Kerl, der sie noch zu Tode prügeln wird.
    Mag sein, ich liebe ihn so, wie er ist, sagte sie mit der Ruhe einer Frau, die eingesteht, daß sie einen abscheulichen Geschmack hat.
    Bosc begnügte sich damit, bei ihnen so oft wie möglich zu speisen. Er zuckte die Achseln über Prulliéres Benehmen. Ein hübscher Junge, aber ohne allen Ernst. Bosc hatte mehrmals solchen stürmischen Szenen beigewohnt, wo Fontan Nana ohrfeigte. Das störte ihn nicht im Essen; er fand es ganz natürlich. Um ein Mittagessen geschenkt zu bekommen, erging er sich in Lobpreisungen über ihr häusliches Glück. Er erklärte, er sei Philosoph, habe auf alles verzichtet, selbst auf den Ruhm. Zuweilen blieben Prulliére und Fontan nach dem Essen bei Tische und erzählten einander in ihre Sessel zurückgelehnt, mit lauter Stimme und lebhaften Gebärden ihre theatralischen Triumphe. Das dauerte oft bis zwei Uhr nachts; inzwischen saß Bosc stillschweigend da und leerte langsam die Kognakflasche. Was ist von Talma übrig geblieben? Nichts. Nun denn, so möge man ihn in Frieden lassen: der ganze Schauspielerruhm ist eitel Dunst.
    Eines Abends fand er Nana in Tränen aufgelöst. Sie streifte ihr Jäckchen ab, um ihm Rücken und Arme zu zeigen, die schwarz und blau geschlagen waren. Er

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