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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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erlaubte sich, das Geld schüchtern zu verlangen; dann gab es solche Streitigkeiten, machte er ihr unter dem ersten besten Vorwande das Leben so sauer, daß sie es vorzog, auf ihn nicht mehr zu zählen. Wenn er kein Geld zu Hause gelassen und dennoch ein gutes Essen antraf, war er die Lustigkeit selbst, galant und zärtlich gegen Nana. Es kam so weit, daß sie glücklich war, wenn er kein Geld zu Hause ließ, obgleich es ihr hart genug ankam, das Haus beisammen zu halten. Eines Tages gab sie ihm seine drei Franken zurück und sagte, sie habe noch das Geld von gestern. Er stutzte eine Weile, da er ihr doch auch gestern nichts gegeben hatte. Doch sie sah ihn mit ihren verliebten Augen an und küßte ihn zärtlich; da steckte er denn seine drei Franken wieder ein mit dem nervösen Zittern eines Geizhalses, der eine Summe, die er schon verloren gegeben, wieder erwischt hatte. Von diesem Tage an kümmerte er sich um nichts mehr. Er fragte nicht, woher das Geld komme, sondern schmollte, wenn er nichts als Kartoffeln vorgesetzt bekam und war lustig, wenn er ein gutes Essen vorfand. Dieser Stand der Dinge hinderte ihn nicht, ihr von Zeit zu Zeit Maulschellen zu versetzen; es geschah, um nicht aus der Übung zu kommen.
    Nana hatte also die Mittel gefunden, dem Hausbedarf gerecht zu werden. An manchen Tagen herrschte ein wahrer Überfluß im Hause und Bosc holte sich zweimal wöchentlich einen verdorbenen Magen. Eines Abends bemerkte die Lerat im Weggehen, daß in der Küche ein reichliches Essen vorbereitet werde. Sie war wütend darüber, daß sie davon nichts essen dürfe, und fragte ihre Nichte schonungslos, wer denn all das bezahle? Nana, überrascht von dieser Frage, schwieg zuerst und begann dann zu weinen.
    So, das ist sauber, sagte die Tante, die begriffen hatte.
    Nana hatte sich ergeben, um Frieden im Hause zu haben. Es war übrigens die Schuld der Tricon, der sie in der Laval-Straße begegnet war, eines Tages, als Fontan wegen einer Schüssel Möhren wütend von Hause wegging. Die Tricon befand sich eben auf der Suche, und Nana sagte zu; da Fontan nie vor sechs Uhr kam, hatte sie ihren Nachmittag frei und brachte bald vierzig, bald sechzig Franken heim, zuweilen auch mehr. Sie hätte zehn und fünfzehn Louis haben können, hätte sie die Lage auszunutzen gewußt; allein sie war zufrieden, wenn sie nur die Mittel erwarb, um die Bedürfnisse des Haushaltes zu decken. Am Abend vergaß sie dann alles, wenn Bosc genug zu fressen hatte, und Fontan, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, sich von ihr gnädig die Augen küssen ließ mit der überlegenen Miene eines Mannes, der um seiner selbst willen geliebt wird.
    Indem sie also ihren Geliebten, ihr geliebtes Hündchen anbetete, mit umso blinderer Leidenschaft, als sie selbst die Kosten bezahlte, sank Nana wieder in den Schmutz ihrer Anfangszeit. Sie stieg wieder in die Straßen hinab wie zur Zeit, da sie als Backfisch mit ihren schlechten Schuhen das Pflaster trat auf der Suche nach einem Hundertsousstück. An einem Sonntagsmorgen begegnete sie Satin auf dem La Rochefoucauldmarkte. Sie stürzte sich wütend auf sie und machte ihr heftige Vorwürfe wegen der Madame Robert. Doch schlossen sie bald Frieden. Satin sagte ganz ruhig. Wenn man eine Sache nicht möge, sei das noch kein Grund, sie den andern verleiden zu wollen. Und Nana, die nicht begriffstützig war und dem philosophischen Gedanken huldigte, daß man nicht wissen könne, wie man endige, verzieh ihr. Da ihre Neugierde einmal erwacht war, befragte sie Satin sogar über gewisse Irrwege des Lasters, höchlich erstaunt, daß sie in ihrem Alter nach allem, was sie wußte, noch neues lernen könne. Und sie lachte, brach in Rufe des Erstaunens aus und fand die Geschichte drollig, obgleich ihr Geschmack sich dagegen sträubte; denn im Grunde war sie in allen Dingen, die gegen ihre Gewohnheiten gingen, von sehr bürgerlicher Natur. So kam es, daß Nana wieder zu Laura kam, um da zu essen, sooft Fontan in der Stadt speiste. Ohne sich im Essen zu stören, amüsierte sie sich über die Geschichten, Liebschaften und Eifersuchtsszenen dieser weiblichen Gäste. Doch versicherte sie, daß sie durchaus keinen Geschmack finde. Die dicke Laura in ihrer mütterlichen Zärtlichkeit lud sie öfter ein, sie möge einige Tage in ihrer Villa zu Asnières zubringen, wo es Zimmer für sieben Damen gebe. Sie wies das Anerbieten zurück, denn sie hatte Furcht. Doch als ihr Satin beteuerte, daß dort nur feine Pariser Herren hinkommen und daß

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