Nana
hier reizend finden, wenn ich daran Gefallen fände, mit dir da zu leben; während man in Euren Palästen krepiert, wenn das Herz nicht dabei ist ... Das Geld? Ich pfeife auf das Geld, ich trete es mit Füßen ...
Sie machte eine Miene des Ekels. Dann wurde sie weicher und fügte in trübem Tone hinzu:
Ich weiß etwas, was mehr wert ist als Geld. Ach, wer mir gäbe, was ich verlange.
Er erhob langsam das Haupt, ein Hoffnungsschimmer leuchtete in seinen Augen.
Ach, du kannst es mir nicht geben, fuhr sie fort. Es hängt nicht von dir ab und ich rede auch nur deshalb vor dir davon. Wir plaudern ja nur ... Ich möchte die Rolle der ehrbaren Frau in diesem Stücke haben.
Welcher ehrbaren Frau? murmelte er erstaunt.
Der Herzogin Helene. Wenn Sie glauben, daß ich die Geraldine spielen werde, da täuschen sie sich sehr. Das Ganze ist eine Szene und weiter nichts ... Die Rolle paßt mir überhaupt nicht. Ich habe genug mit den Kokotten. Immer und ewig Kokotten; man möchte glauben, ich hätte nichts als Kokotten im Leibe. Das verstimmt mich. Diese Leute glauben gar, ich hätte eine schlechte Erziehung genossen. Da sind sie auf dem Holzweg. Wenn ich nobel sein will, da habe ich Schick ... Schau einmal her.
Sie trat zum Fenster und ging dann mit zurückgeworfenem Kopfe und gespreizten Schritten durch das Zimmer wie ein stolzer Hahn, der mit den Beinen nicht in die Pfütze will. Er folgte ihr mit tränenfeuchten Augen, verblüfft durch diese Komödie, die den Ausbruch seines Schmerzes durchkreuzte.
Sie machte das so eine Weile und trat dann befriedigt vor den Grafen hin.
Das ist doch das Rechte, wie?
Oh, vortrefflich, stammelte er, sie mit seinen trüben. Augen anblickend.
Ich sage dir: ich will die Rolle der ehrbaren Frau. Ich habe sie bei mir zu Hause probiert und kann versichern, daß keine dieser Schauspielerinnen die schnippische Herzogin, die sich über die Herrenwelt lustig macht, so treffen wird wie ich. Es liegt mir im Blute; du mußt es gesehen haben ... Ich will die Rolle haben, hörst du; ich bin sonst unglücklich ...
Sie war ernst, fast hart geworden. Muffat, noch immer unter dem Eindruck ihrer Weigerung stehend, wartete auf nähere Erklärungen, denn er begriff nicht, wo sie hinaus wolle.
Ein Stillschweigen trat ein, man hörte keine Fliege in dem stillen Raume summen.
Verstehst du mich nicht? sagte sie endlich gerade heraus. Du mußt mir die Rolle verschaffen.
Er war verblüfft; dann sagte er mit einer Gebärde der Verzweiflung.
Aber, das ist unmöglich; du sagtest ja selbst vorhin, daß dies nicht von mir abhänge.
Sie unterbrach ihn mit einem Achselzucken.
Du wirst hinuntergehen und wirst Bordenave sagen, daß du die Rolle haben willst ... Sei doch nicht so kindisch! Bordenave braucht Geld; du wirst ihm welches leihen, da du so viel hast, um es zum Fenster hinauszuwerfen.
Da er sich noch sträubte, wurde sie ärgerlich.
Ach, ich begreife, du fürchtest, dich mit Rosa zu überwerfen. Ich habe von der geschwiegen, als du vorhin am Boden vor mir lagst und heultest; und doch hätte ich viel darüber zu sagen ... Jawohl, wenn man einer Frau schwört, sie ewig zu lieben, darf man sich nicht am nächsten Tage an die erste beste hängen ... Diese Wunde brennt mir noch im Herzen. Hättest du nicht mit diesen schmutzigen Leuten brechen sollen, ehe du hierherkamst, dich zu meinen Füßen zu wälzen?
Ach, ich kümmere mich um Rosa sehr wenig und bin bereit, sie sofort zu verlassen.
Nana schien darüber befriedigt zu sein.
Was hält dich dann weiter ab? Bordenave ist der Herr ... Du wirst mir vielleicht entgegenhalten, daß hinter Bordenave noch Fauchery stecke ...
Sie stockte, denn sie kam jetzt zum heikelsten Punkte der Angelegenheit. Der Graf senkte die Blicke und schwieg. Er war in einer freiwilligen Unkenntnis der intimen Beziehungen des Journalisten zur Gräfin geblieben. Er beruhigte sich allmählich und wiegte sich in der Hoffnung, daß er sich getäuscht habe in jener furchtbaren Nacht, die er unter dem Haustor in der Taitbout-Straße zugebracht hatte. Doch nährte er einen geheimen Zorn, einen unbesiegbaren Widerwillen gegen Fauchery.
Fauchery ist auch nicht der Teufel, fuhr Nana prüfend fort, um zu erfahren, wie weit die Dinge zwischen dem Gatten und dem Geliebten gediehen seien. Man wird auch mit Fauchery fertig werden. Ich versichere dir, er ist im Grunde ein guter Junge. Also abgemacht ... Du wirst ihm sagen, es sei für mich.
Der Gedanke an einen solchen Schritt versetzte den
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