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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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fühlte, daß er überflüssig sei, und zog sich zurück. Der Graf stand mit gesenktem Kopfe da; endlich blickte er auf und sagte mit bebender Stimme:
    Mein Lieber, wenn ich mir das als eine Gefälligkeit von Ihnen erbitte?
    Ich kann nicht, wiederholte Fauchery, sich noch immer sträubend.
    Muffat verfiel nun in einen härteren Ton:
    Ich bitte Sie darum ... Ich will es.
    Er sah ihm starr ins Gesicht. Vor diesem finsteren Blick, in dem er eine Drohung zu sehen glaubte, gab der junge Mann plötzlich nach und stammelte verwirrt:
    Machen Sie was Sie wollen, ich schere mich nicht weiter darum ... Sie werden schon sehen.
    Jetzt war die Verlegenheit noch größer. Fauchery lehnte sich an eine Kiste und klopfte nervös mit der Fußsohle auf den Boden. Muffat schien mit Aufmerksamkeit den Eierbecher zu betrachten, den er noch immer in der Hand hin und her drehte.
    Das ist ein Eierbecher, sagte Bordenave höflich, indem er sich den Herren wieder näherte.
    Schau, schau. Wirklich, das ist ein Eierbecher, wiederholte der Graf.
    Verzeihung, Sie haben sich ganz mit Staub bedeckt, sagte Bordenave, indem er den Eierbecher wieder an seinen Platz stellte. Sie begreifen, wenn man hier täglich alles abstauben wollte, würde man gar nicht fertig werden. Es ist auch hier recht staubig. Aber es sind Gegenstände für ein schönes Stück Geld aufgehäuft. Schauen Sie nur, schauen Sie ...
    Er führte den Grafen zu den Kisten umher und nannte ihm einzelne Sachen, um ihn für sein Fetzeninventar zu interessieren. Dann sagte er leichten Tones:
    Wenn wir alle einig sind, können wir unsere Angelegenheiten auch abschließen ... Da kommt auch Mignon.
    Mignon schlich seit einigen Minuten im Gang umher. Nun trat er ein. Bei den ersten Worten Bordenaves über die Abänderung des Kontraktes seiner Gattin geriet Mignon in Aufregung. Das sei eine Schmach, schrie er; man wolle die Zukunft seiner Frau ruinieren, er werde Prozeß führen. Bordenave blieb ruhig und suchte ihm mit Vernunftgründen beizukommen. Die Rolle scheine Rosas gar nicht würdig zu sein; er wolle sie lieber für eine Operette schonen, die gleich nach der »Kleinen Herzogin« zur Aufführung kommen solle. Als aber dies nichts half und Mignon fortfuhr zu schreien, bot ihm Bordenave plötzlich die Lösung des Kontraktes an, indem er der Gerüchte erwähnte, wonach Rosa vom Possentheater Anstellungsanträge bekommen habe. Mignon geriet einen Augenblick in Verlegenheit; er wagte es nicht, diese Tatsache in Abrede zu stellen, aber er meinte, die günstigen Anerbietungen des Possentheaters verlockten ihn nicht. Man habe seiner Frau diese Rolle der Herzogin Helene zugeteilt, und sie werde die Rolle spielen; das werde er durchsetzen und sollte es sein ganzes Vermögen kosten. Er betrachte es als Ehrensache. In dieser Weise schien die Angelegenheit nicht zum Ziele zu führen. Bordenave kam immer darauf zurück, daß Rosa fünfzehntausend Franken gewinnen könne, da ihr das Possentheater dreihundert Franken für hundert Abende anböten, während sie von ihm, Bordenave, nur hundertfünfzig bekomme. Mignon beharrte jedoch auf dem künstlerischen Standpunkte. Was würde man sagen, wenn man sehe, daß seiner Frau die Rolle abgenommen werde? Der Ruhm gehe über das Geld!
    Plötzlich stellte er folgenden Antrag:
    Seine Gattin habe eine Strafe von zehntausend Franken zu bezahlen, wenn sie ihren Kontrakt lösen wolle. Man gebe ihr zehntausend Franken, und werde gehen.
    Bordenave war von diesem Antrage ganz verblüfft, während Mignon, der den Grafen keinen Augenblick aus den Augen ließ, ruhig wartete.
    Die Sache scheint endlich doch zu gehen, sagte Muffat erleichtert, wir können uns verständigen.
    O nein, das wäre doch zu dumm! rief Bordenave. Zehntausend Franken, um Rosa ziehen zu lassen ... Man würde sich ja über mich lustig machen.
    Doch der Graf winkte ihm einzuwilligen. Der Direktor zögerte noch. Endlich gab er nach, allerdings unwillig wegen der zehntausend Franken, obgleich sie nicht aus seiner Tasche bezahlt wurden.
    Meinetwegen, sagte er schroff, wenigstens werde ich Euch los sein.
    Fontan stand seit einer Viertelstunde im Hofe und belauschte diese Unterredung. Als er begriffen hatte, eilte er auf die Bühne und machte sich den Spaß, Rosa davon zu verständigen, was abgemacht worden war, Diese lief wütend in das Requisitenmagazin. Die Herren schwiegen, als sie eintrat. Sie sah die vier Männer an. Muffat ließ das Haupt sinken. Fauchery beantwortete ihren fragenden Blick mit

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