Nana
zusammen.
Aber, meine Teure, Boum ist ja ein schäbiger Gaul, nur nicht auf dem Boum. Und gar auf Lusignan, niemals. Lusignan stammt aus Lamb mit Prinzeß, beide hatten zu kurze Beine.
Philipp bemerkte, daß Lusignan dennoch bei den April- und Mairennen zwei Preise gewonnen habe.
Doch La Faloise meinte, das beweise nichts, im Gegenteil, man müsse nur um so mißtrauischer sein. Überdies werde Lusignan von Gresham geritten und Gresham habe Pech, er komme niemals herein.
Das Gespräch, das in Nanas Landauer geführt wurde, schien sich über den ganzen Rasen zu verbreiten. Man hörte überall laute Stimmen, die Leidenschaft des Spiels schien alle Gesichter zu röten und die Hände in lebhafte Bewegung zu setzen, während die Buchmacher auf ihren hohen Plätzen ihre Angebote ausriefen und fortwährend Notizen machten. Die wütendsten Wetten fanden im Wageraume statt. Da war eine Menge kleiner Leute, die ihre hundert Sous wagten und ihre Gier nach einem Gewinne von einigen Louisdors ungeniert zu Markte trugen. Im ganzen beschränkte sich der Kampf zwischen Sprit und Lusignan. Engländer, schon an ihrem Äußern leicht erkennbar, gingen in Gruppen auf und ab, in ihren Gesichtern war schon die Siegesgewißheit zu lesen. Brahmah, ein Pferd des Lord Reading, hatte im vorigen Jahre den großen Preis davongetragen. Es sei ein Unglück, wenn Frankreich heuer wieder geschlagen werde. Alle Damen erwärmten sich schon aus Patriotismus für Lusignan. Der Stall des Grafen Vandeuvres wurde das Bollwerk der nationalen Ehre; man lobte Lusignan, man verteidigte ihn, man rief ihm Beifall zu. Gaga, Blanche, Karoline und alle anderen wetteten auf Lusignan. Lucy Stewart enthielt sich des Wettens mit Rücksicht auf ihren Sohn; dagegen erzählte man sich, daß Rosa Mignon Labordette Aufträge auf hundert Louisdors gegeben habe. Die Tricon, hoch oben neben ihrem Kutscher sitzend, wartete die letzte Minute ab; sie behielt ihre volle Kaltblütigkeit inmitten der Gespräche und beherrschte noch immer die stetig anwachsende Menge. Sie hörte alles mit an und machte mit majestätischer Miene kurze Notizen.
Und Nana? fragte Georges. Setzt denn niemand auf Nana?
In der Tat setzte niemand auf Nana, man sprach nicht einmal von Nana. Der Outsider aus dem Stall Vandeuvres' verschwand völlig neben der Popularität Lusignans. Doch La Faloise erhob die Arme in die Luft und sagte:
Ich habe einen Gedanken ... Ich setze einen Louis auf Nana.
Bravo, ich setze zwei Louis, sagte Georges.
Und ich setze drei Louis, setzte Philipp hinzu.
So gingen sie immer höher, als ob sie sich ein Vergnügen daraus machten, Nana zu versteigern. La Faloise sprach davon, daß er sie mit Gold bedecken wolle. Dann machten sie sich auf den Weg, um unter den Wettenden für Nana Freunde zu gewinnen. Doch die Dirne rief ihnen zu:
Sie wissen doch, ich setze um keinen Preis. Georges, zehn Louis auf Lusignan und fünf Louis auf Valerio II.
Indessen hatten die jungen Leute sich entfernt. Sie blickte ihnen fröhlich nach, wie sie sich zwischen den Rädern und unter den Pferdeköpfen hindurchwanden. Sobald sich Bekannte näherten, liefen sie hinzu und schmeichelten Nana. Lautes Gelächter verbreitete sich unter der Menge, wenn sie zuweilen sich umwandten und mit den Fingern die Summen zeigten, die gesetzt wurden, worauf Nana zum Danke ihren Sonnenschirm schwang. Sie machten übrigens keine glänzenden Geschäfte. Einige Herren ließen sich überreden, so auch Steiner, der von Nanas Anblick bezaubert, dreißig Louisdors wagte. Die Frauen aber lehnten entschieden ab. Sie meinten, es sei ein sicherer Verlust. Auch dachten sie, es sei nicht gar so notwendig, dieser schmutzigen Dirne in die Hände zu arbeiten, die mit ihren vier Schimmeln, ihren Postillons und ihrem frechen Benehmen die ganze Welt verschlingen zu wollen schien. Gaga und Clarisse taten sehr beleidigt und fragten La Faloise, ob er sie zum besten halten wolle. Georges stellte sich am Wagen des Mignonschen Ehepaares auf und bot Wetten auf Nana an. Rosa wandte beleidigt den Kopf, ohne ihm auch nur zu antworten. Man muß ein rechter Schmutzfink sein, meinte sie, um seinen Namen einem Pferde zu überlassen. Mignon hingegen nahm die Wette mit vergnügter Miene an und sagte, die Frauen brächten immer Glück.
Nun? fragte Nana, als die jungen Leute nach einem langen Besuch bei den Buchmachern zurückkehrten.
Vierzigfaches Geld sitzt auf Ihnen, sagte La Faloise.
Was, vierzigfaches Geld? rief sie verblüfft, es saß ja schon
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