Nana
Reitknechten angefangen, die die Pferde an den Zügeln führten, bis zur Kaiserin, die mit dem Prinzen von Schottland sprach, der, wie Nana versicherte, auch ein rechter Schweinekerl sei.
Bravo, Nana. Sehr schick! rief La Faloise entzückt.
Man hörte Glockensignale, die Rennen nahmen ihren Fortgang. Soeben war das Rennen um den Preis von Ispahan beendigt; Berlingot, ein Pferd aus dem Stalle Méchain, hatte ihn gewonnen. Nana rief Labordette herbei, um sich nach dem Schicksal ihrer hundert Louisdors zu erkundigen. Er lachte und weigerte sich, ihr die Namen der Pferde zu nennen, auf die er für sie gesetzt hatte; sie könne sich das Glück verderben, meinte er, ihr Geld sei gut angelegt; sie werde es sofort sehen. Sie gestand ihm, noch zehn Louisdors auf Lusignan und fünf auf Valerio II. gewettet zu haben. Er zuckte die Achseln mit der Miene eines Mannes, der da sagen will: Die Weiber machen doch immer und ewig Dummheiten. Sie war erstaunt darüber und schien nicht zu begreifen.
In diesem Augenblicke bevölkerte der Rasen sich noch mehr. In der Erwartung des Rennens um den großen Preis lagerten sich viele zu einem Frühstück unter freiem Himmel. Man aß und trank im Grase, auf den Kutschböcken der Mailcoachs, in den Landauern, in den Viktorias, überall. Man breitete kalte Speisen aus und entkorkte die aus den Wagenkästchen hervorgeholten Champagnerflaschen. Die Stöpsel knallten; Scherzworte flogen hin und her. Gläser wurden angestoßen. Gaga, Clarisse und Blanche hielten ebenfalls Mahlzeit; sie aßen Sandwichs auf einer Decke, die sie über ihre Knie breiteten. Louise Violaine verließ ihren Wagen und gesellte sich zu Karoline Héquet, die bereits auf dem Rasen saß; zu ihren Füßen richteten mehrere Herren eine kleine Kneipe ein und Tatan, Maria, Simonne kamen herbei, um zu trinken; während neben ihnen hoch auf der Kutsche der Lea de Horn mehrere junge Leute sich geräuschvoll mit Champagner berauschten. Doch bald drängten sich die Leute hauptsächlich um Nanas Landauer. Sie stand aufrecht im Wagen und schenkte den Herren, die herbeikamen, um sie zu begrüßen, Champagner ein. Einer ihrer Diener reichte ihr die Flaschen, während La Faloise mit lauter Stimme die Leute herbeirief:
Kommen Sie, meine Herren. Es kostet nichts ... Jeder bekommt zu trinken ...
Hören Sie auf, sagte Nana endlich. Man wird uns für Bänkelsänger halten!
Sie unterhielt sich indes ausgezeichnet. Einen Augenblick hatte sie den Einfall, der Rosa Mignon, die tat, als ob sie nicht trinke, durch George ein Glas Champagner zu senden. Henri und Charles, ihre Söhne, langweilten sich zum Sterben und hätten wohl gern Champagner getrunken. Doch Georges leerte selber das Glas, er fürchtete, von Rosa Grobheiten zu bekommen. Jetzt erinnerte sich Nana des kleinen Ludwig, der hinter ihr saß, und den sie fast ganz vergessen hatte. Vielleicht hat er Durst: und sie zwang ihn, einige Tropfen Wein zu trinken, wonach er furchtbar hustete.
Herbei, herbei, meine Herren, es kostet nichts ... Ganz umsonst.
Nana unterbrach ihn durch einen Ausruf:
Ei, Bordenave steht da unten ... Rufen Sie ihn. Oh, beeilen Sie sich.
Es war in der Tat Bordenave, der die Hand über den Rücken gekreuzt spazieren ging. Er trug einen von der Sonne gebleichten Hut und einen fettigen, fadenscheinigen Rock. Kurz: ein durch den Bankrott sehr herabgekommener Bordenave, aber noch immer wütend wie vordem, sein Elend unter die gute Gesellschaft tragend und mit der Keckheit eines Menschen auftretend, der jeden Augenblick bereit ist, dem Glücke Gewalt anzutun.
Teufel, welche Anmut, sagte er, als Nana ihm gutmütig die Hand reichte.
Nachdem er ein Glas Champagner geleert, fügte er im Tone des Bedauerns hinzu:
Ach, wenn ich ein Weib wäre ... Doch das tut nichts. Willst du zum Theater zurückkehren? Ich habe die Absicht, das Scherz-Theater zu mieten. Wir beide werden ganz Paris in Aufruhr versetzen. Willst du? Du bist es mir schuldig.
Er war etwas heiterer. Diese vertrackte Nana, sagte er, tropfe ihm Balsam ins Herz, wenn er nur in ihre Nähe komme. Sie sei seine Tochter, sein Blut fließe in ihren Adern.
Der Kreis um Nanas Wagen wurde immer größer. Jetzt schenkte La Faloise Champagner ein, während Philipp und Georges die Leute herbeiriefen. Nach und nach sammelte sich der ganze Rasen an. Nana hatte für jeden ein Lächeln oder scherzhaftes Wort. Die trinkenden Gruppen kamen alle herbei, aller Champagner kam zu ihr; die ganze Menge, der ganze Lärm scharte sich um
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