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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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ihren Landauer, und wie sie dastand mit ihren in der Luft flatternden goldenen Haaren in ihrem im Sonnenschein hellschimmernden, schneeweißen Gesicht, beherrschte sie das ganze Champagnergelage. Auf dem Höhepunkt der Lust, hob sie, um alle ihre Neiderinnen ringsumher bersten zu machen, ihr Champagnerglas hoch, wie ehemals in der Stellung der siegreichen Venus.
    Da berührte sie jemand von hinten an der Schulter; als sie sich umwandte, bemerkte sie zu ihrem Erstaunen Mignon auf dem rückwärtigen Sitze. Sie verschwand einen Augenblick aus der Höhe und nahm neben ihm Platz; denn er war gekommen, um ihr etwas Ernstes mitzuteilen. Mignon sagte zu jedem, der es hören wollte, es sei lächerlich von seiner Frau, daß sie Nana zürne, er finde es dumm und überflüssig.
    Ich will dich nur benachrichtigen, meine Liebe; sei auf deiner Hut und erzürne Rosa nicht zu sehr, denn sie besitzt eine Waffe gegen dich, und da sie dir wegen der Geschichte mit der »Kleinen Herzogin« noch immer nicht verziehen hat ...
    Eine Waffe? fragte Nana. Was geht das mich an?
    Es ist ein Brief, den sie in der Tasche Faucherys gefunden zu haben scheint. Ein Brief der Gräfin Muffat an diesen Fauchery. Rosa ist entschlossen, diesen Brief dem Grafen zu senden, um sich an ihm und an dir zu rächen.
    Was geht all das mich an? wiederholte Nana. Das wird drollig sein, wir werden etwas zum Lachen haben.
    Aber, ich will es nicht, fuhr Mignon lebhaft fort. Es wäre ein hübscher Skandal, und nichts kommt dabei heraus ...
    Er hielt inne, er fürchtete schon zuviel gesagt zu haben. Nana tat noch immer sehr gleichgültig; es sei nicht ihre Sache, die ehrbaren Frauen zu schonen. Aber als sie sah, daß er weiter in sie drang, schaute sie ihm fest ins Gesicht. Ohne Zweifel fürchtete er, daß Fauchery wieder in sein Haus zurückkehren könne, wenn der Journalist mit der Gräfin breche. Das war es, was Rosa wollte, indem sie sich rächte; denn sie bewahrte noch immer eine Zärtlichkeit für den Journalisten im Herzen. Nana wurde nachdenklich; sie dachte an den Besuch des Herrn Venot; ein Plan stieg in ihr auf, während Mignon sie zu überzeugen suchte.
    Nehmen wir an, Rosa sendet den Brief ab, fuhr er fort; es kommt ein Skandal heraus, du bist in die Sache verwickelt; man sieht, du warst die Ursache von allem ... Vor allem wird der Graf sich von seiner Frau trennen ...
    Warum denn? bemerkte Nana, im Gegenteil ...
    Nun hielt sie inne. Es war ja nicht nötig, daß sie laut dachte. Sie schien auf die Absichten Mignons einzugehen, um sich seiner zu entledigen. Und da er ihr riet, sich Rosa gegenüber ein wenig zu demütigen, beispielsweise ihr hier vor aller Welt einen kleinen Besuch zu machen, erwiderte sie, sie werde sehen, sie werde sich die Sache überlegen. Jetzt erhob sich lauter Lärm. Auf der Rennbahn kamen Pferde an; das Rennen um den Preis der Stadt Paris war eben zu Ende; Cornemuse hatte den Preis gewonnen.
    Nun folgte das Rennen um den Großen Preis. Die Aufregung stieg, eine gewisse Angst peitschte die fortwährend sich bewegende Menge; alles schien die Minuten beschleunigen zu wollen. In dieser letzten Stunde trat für alle Wettenden eine Überraschung ein, nämlich das fortgesetzte Steigen in dem Spiel auf Nana, das Nebenpferd aus dem Stalle Vandeuvres. Jeden Augenblick kamen Herren mit immer neuen Ziffern: Nana steht dreißig, Nana steht fünfundzwanzig, dann zwanzig, dann fünfzehn. Niemand begriff die Sache. Eine Stute, die in allen Rennen geschlagen worden, eine Stute, von der noch niemand am Morgen zu reden wagte? Was bedeutete dieser plötzliche Umschwung? Die einen machten sich lustig und sprachen davon, daß alle, die sich in diese Komödie eingelassen, mit leeren Taschen nach Hause gehen würden. Andere, die die Sache etwas ernster nahmen, witterten eine List dahinter. Man erinnerte an allerlei schmutzige Geschichten bei früheren Wettrennen, doch wagte man nicht laut Anklagen vorzubringen; der Name Vandeuvres bürgte gegen solche Schmutzereien.
    Wer wird die Nana reiten? fragte La Faloise.
    In diesem Augenblicke tauchte die wahre Nana wieder auf; daher gaben die Herren der Frage des La Faloise einen schmutzigen Sinn, und man lachte ringsumher. Nana grüßte.
    Price wird sie reiten, erwiderte sie.
    Nun nahm das Gespräch seinen Fortgang. Price war eine englische Berühmtheit, in Frankreich unbekannt. Warum hat Vandeuvres diesen Jockei kommen lassen, da doch Nana sonst von Gresham geritten wurde? Überdies war man erstaunt darüber, daß er

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