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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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untersuchen.
    Schweigen Sie doch, meine Herren, das Zeichen wird gegeben. Da sind sie, aufgepaßt ... Cosinus ist erster.
    Das Zeichen wurde gegeben; eine große gelbe und rote Fahne auf der Höhe eines Mastes. Die Pferde erschienen einzeln von Stallknechten geführt mit den Jockeis im Sattel, die in ihren dunklen Jacken im Sonnenlicht weithin sichtbar waren. Nach Cosinus kamen Hazard und Boum, dann erschien, von einem allgemeinen Gemurmel empfangen, Spirit, ein großer herrlicher Brauner; die dunklen Farben seines Jockeis, zitron und schwarz, waren von britanischer Düsterkeit. Valerio II. wurde beim Eintritt lebhaft begrüßt; sein Jockei war ein kleines lebhaftes Männchen in grüner Livree mit Rosabesatz. Die beiden Pferde Vandeuvres ließen auf sich warten. Endlich tauchten hinter Frangipane die blauen und weißen Farben des Grafen Vandeuvres auf. Lusignan, ein dunkler Brauner von untadelhaftem Bau, wurde jedoch fast vergessen in der allgemeinen Überraschung, die Nana hervorrief. So hatte man das Pferd noch nicht gesehen. Der helle Sonnenschein vergoldete die Fuchsstute und verlieh ihr die rote Farbe einer Blondine. Sie schimmerte wie ein neuer Louisdor, die Brust war tief, Kopf und Hals leicht geschwungen.
    Schauen Sie, sie hat auch meine Haare, rief Nana entzückt, ich kann Ihnen sagen, ich bin ganz stolz.
    Nun versuchte jeder auf den Landauer zu steigen. Bordenave war fast auf den kleinen Ludwig getreten, den seine Mutter ganz vergaß.
    Er hob ihn nun mit väterlichem Gebrumme auf und setzte ihn auf seine Schulter, indem er murmelte:
    Das arme Würmchen ... Er soll auch dabei sein. Wart', ich will dich Mama sehen lassen; siehst du da unten, schau doch das Hopp-Hopp an ...
    Und da er fühlte, daß Bijou ihn an den Beinen kratzte, nahm er auch Bijou auf die Arme, während Nana stolz und glücklich über das Pferd, das ihren Namen trug, die übrigen Frauen anblickte, um zu sehen, welche Gesichter sie machten. Sie waren alle wütend. In diesem Augenblick begann die Tricon, die bisher unbeweglich auf ihrem Kutschbock gesessen, mit den Händen zu fuchteln, sie gab ihrem Buchmacher über die Köpfe der Menge hinweg Aufträge. Ihr Instinkt begann zu arbeiten, sie wettete auf Nana. La Faloise fuhr fort, einen unausstehlichen Lärm zu machen. Er begeisterte sich für Frangipane.
    Ich habe eine Eingebung, sagte er wiederholt. Betrachten Sie doch diesen Frangipane. Hei, welche Bewegung! Ich setze auf Frangipane das Achtfache. Wer hält?
    Seien Sie doch ruhig, rief ihm Labordette zu, Sie werden Ihre Wette bereuen.
    Frangipane ist eine Schindmähre, erklärte Philipp; er ist ja schon ganz naß; Sie werden sehen, wie er strauchelt.
    Die Pferde hatten sich rechts aufgestellt und machten einen kleinen Probegalopp. Da gab es eine lebhafte Überraschung; alle Welt redete zugleich.
    Lusignan hat ein zu langes Rückgrat, doch läuft er gut ... Auf Valerio II. würde ich nicht einen Heller setzen, er ist nervös und trägt den Kopf hoch, das ist ein böses Zeichen. Schau, Spirit wird von Bourne geritten, das Pferd hat keine Schultern. Eine gutgebaute Schulter ist die Hauptsache.
    Nein, Spirit ist zu ruhig ...
    Ich habe Nana nach dem letzten Rennen gesehen; sie war in Schweiß gebadet und ihre Flanken pochten, daß man glaubte, sie müsse gleich hinwerden. Ich wette zwanzig Louisdors, daß sie aussteht.
    Ruhe da unten. Lassen Sie uns doch mit Ihrem Frangipane, es ist nicht mehr Zeit dazu, das Feld geht ab.
    La Faloise suchte nach einem Buchmacher und weinte fast, weil er keinen finden konnte. Man mußte ihn zur Vernunft bringen. Alle Hälse reckten sich. Der erste Start war nicht gut, der Starter hatte seine rote Fahne nicht gesenkt. Die Pferde kehrten nach einem kurzen Galopp zurück. Noch zweimal wiederholte sich der unrichtige Start. Endlich hatte der Starter alle Pferde beisammen und ließ sie mit einer Geschicklichkeit laufen, die allgemeine Bewunderung hervorrief. Ausgezeichnet ... Aber nein, es war der reine Zufall ... Gleichviel, es war gelungen ...
    Diese Ausrufe erstickten allmählich unter der Beklemmung, die alle ergriff. Die Wetten nahmen nun ein Ende, sie sollten auf der riesigen Rennbahn zur Entscheidung kommen. Anfangs herrschte Stillschweigen, als ob alles den Atem an sich hielte. Überall sah man nervös vorgestreckte, weiße Gesichter. Beim Abgang hatten Hazard und Cosinus die Führung. Ihnen folgte Valerio II., die anderen kamen hinterdrein in einem wirren Durcheinander. Als sie mit geräuschvollem Getrappel

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