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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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einen Gewinn von zweitausend Louisdors an, denn er hatte ihre fünfzig Louisdors auf Nana gegen vierzigfaches Geld gesetzt. Doch dieses Geld berührte sie weit weniger als der unerwartete Triumph, dessen Glanz sie zur Königin von Paris machte. Die anderen Damen ringsumher hatten verloren, Rosa Mignon war so wütend, daß sie ihren Sonnenschirm zerbrach. Karoline Héquet, Clarisse, Simonne und selbst Lucy Stewart – trotzdem ihr Sohn da war – fluchten heimlich wütend über das Glück dieser dicken Dirne; während die Tricon ihre hohe Taille stramm aufrichtete, entzückt über ihren Instinkt, mit dem sie den Sieg Nanas vorausgesehen hatte.
    Inzwischen war das Gedränge der Herren um Nanas Landauer noch größer geworden. Diese Gesellschaft stieß ein wildes Gebrüll aus. Georges hörte nicht auf zu rufen, obgleich ihm fast der Atem ausging. Da der Champagner ausgegangen, war Philipp mit einigen Dienern in die Trinkhallen geeilt. Und Nanas Hof erweiterte sich immer mehr; ihr Triumph führte auch jene herbei, die früher gezögert hatten.
    Die Bewegung, die ihren Wagen zum Mittelpunkt des Rasens machte, endigte in einer Verherrlichung: die Königin Venus inmitten der Verzückung ihrer Untertanen. Bordenave, der hinter ihr stand, murmelte in der zärtlichen Anwandlung eines Vaters kurze Flüche vor sich hin. Steiner selbst, der wieder erobert schien, verließ Simonne, um an dem Wagenschlag Aufstellung zu nehmen. Als der Champagner kam, und sie ihr volles Glas erhob, ertönte ein solcher Beifall und ein so lautes Geschrei: Nana ... Nana ... Nana, daß die erstaunte Menge nach der Stufe ausblickte und man nicht mehr wußte, ob die Dirne oder das Pferd die Menge zu einem solchen Entzücken hinriß.
    Inzwischen war auch Mignon trotz der furchtbaren Blicke seiner Gattin herbeigeeilt. Dieses vertrackte Mädchen brachte ihn außer sich, er wollte es durchaus umarmen. Nachdem er sie auf beide Wangen geküßt, sagte er im väterlichen Tone:
    Was mich nur verdrießt, ist, daß jetzt Rosa sicher den Brief absenden wird; sie ist zu wütend ...
    Um so besser, das ist mir ganz recht, ließ Nana sich vernehmen. Doch als sie ihn über diese Worte erschrocken sah, beeilte sie sich hinzuzufügen:
    Ach, nein. Was rede ich da? ... In der Tat, ich weiß nicht, was ich sage; ich bin betrunken.
    Sie war wirklich berauscht; berauscht von der Freude, berauscht von der Sonne, berauscht vom Champagner. So stand sie da, das Glas in der Luft schwingend und sich selber zurufend:
    Auf Nana, auf Nana ... und rings umher umgab sie ein verdoppeltes Getöse, Gelächter, Bravorufe, die nach und nach das ganze Hippodrom erfüllten.
    Die Rennen gingen zu Ende; man lief jetzt um den Vaublanc-Preis. Die Wagen begannen zu fahren. Inmitten häßlichen Gezänkes tauchte jetzt der Name Vandeuvres auf. Es sei jetzt klar, sagte man: Vandeuvres habe seit zwei Jahren schon den Streich vorbereitet, indem er Gresham beauftragte, Nana zurückzuhalten, und Lusignan nur auf den Rasen gebracht, damit er der Stute das Spiel erleichtere. Die Verlierenden wüteten, während die Gewinnenden die Achseln zuckten. Und was weiter? meinten sie; ist das nicht erlaubt? Jeder Eigentümer führt seinen Stall, wie er es versteht; man hat noch andere Dinge gesehen. Die Mehrzahl der Anwesenden fand es von Vandeuvres sehr stark, daß er durch seine Freunde alles aufnehmen ließ, was er auf Nana bekommen konnte, was denn auch das plötzliche Steigen erklärte.
    Man sprach von zweitausend Louisdors im Durchschnitt mit dreißigfachem Geld gewonnen, was zwölfmalhunderttausend Franken Gewinn ausmacht, eine Ziffer, deren gewaltige Höhe Achtung einflößte und alles entschuldigte.
    Doch aus dem Wiegeraum her kamen andere Gerüchte, die man einander zuflüsterte. Die Herren, die von dort kamen, erzählten gewisse Einzelheiten. Man sprach von einem greulichen Skandal. Der arme Vandeuvres sei fertig, er habe seinen großartigen Streich durch eine Dummheit, durch einen blöden Diebstahl verdorben, indem er Maréchal, einen schäbigen Buchmacher, beauftragte, für seine Rechnung zweitausend Louisdors gegen Lusignan zu setzen. Dies sollte ein Schachzug sein, um die tausend und einige Louis wieder zu gewinnen, die er offen verwettet hatte. Ein wahrer Bettel. Und das sollte beweisen, daß er, seinen nahen Ruin fühlend, zum Betrug seine Zuflucht nahm. Als der Buchmacher aufmerksam gemacht wurde, daß das Favoritpferd kaum gewinnen werde, hatte er an sechzigtausend Franken auf dieses Pferd

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