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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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darüber hinwegkommen. Als sie mir zurief: Du hast kein Recht, mich daran zu hindern! – sagte ich ihr: Du bist eine Elende, die uns entehrt, geh! So ist es geschehen. Ich habe es wenigstens übernommen, die Sache zu regeln ... Meine letzte Hoffnung ist dahin ... Ich hatte für sie eine so schöne, ehrbare Zukunft erträumt ...
    Jetzt vernahm man lauten Streit. Es war Georg, der den Grafen Vandeuvres gegen allerlei unbestimmte Anschuldigungen verteidigte, die in den verschiedenen Gruppen laut wurden.
    Wie kann man denn auch behaupten, schrie er, daß der Graf sein Pferd fallen läßt? Gestern erst, im Jockeiklub, hat er tausend Louisdors auf Lusignan gewettet.
    Jawohl, ich war dabei, bestätigte Philipp, und nicht einen Louis hat er auf Nana gewettet. Wenn Nana jetzt auf zehn steht, so hat er keine Schuld daran. Wo bliebe denn auch sein Interesse?
    Labordette hörte ruhig zu, dann sagte er, die Achseln zuckend:
    Lassen Sie die Leute reden ... Soeben wieder hat der Graf wenigstens fünfhundert Louisdors auf Lusignan gesetzt, und wenn er vielleicht auch hundert Louis auf Nana gesetzt hat, so geschah es, weil doch der Eigentümer die gute Meinung von seinem Pferde nicht verlieren darf.
    Still, was geht all das uns an? rief La Faloise, mit den Händen herumfuchtelnd, es wird ja ohnehin Spirit gewinnen. Hoch England.
    Ein längeres Läuten der Glocke zeigte die Ankunft der Pferde auf der Bahn an. Allgemeine Bewegung ging durch die Menge. Nana, um besser zu sehen, stieg auf einen der Sitze ihres Landauers, unbekümmert um die Sträuße und Blumen, die sie mit Füßen trat. Mit einem Rundblick umfaßte sie den ganzen ungeheuren Horizont. Sie sah zunächst die leere, durch graue Schranken abgeschlossene Bahn, wo eine lange Kette von Polizeileuten – bei jedem zweiten Pfosten einer – aufgestellt war. Der Rasen, in ihrer Nähe schwarz und zertreten, war weiter schön grün, um in der Ferne sich in einen zartgrünen Teppich zu verwandeln. In der Mitte sah sie den großen Rasenplatz, bevölkert mit einer ungeheuren Menge, die sich auf die Fußspitzen erhob, an die Wagen klammerte, während die meisten Fußgänger sich auf die Schranke zu lehnen trachteten. Richtete sie den Blick nach der anderen Seite, so sah sie die Tribünen, wo das wiedererwachte Interesse die Gesichter neu belebte. Die dichten Massen von Köpfen füllten vollständig die Gänge, Treppen, Terrassen und Galerien, wo eine gewaltige Anhäufung von schwarzen Gestalten sich vom Himmel abzeichnete. Darüber hinaus herrschte rings um das Hippodrom die Ebene. Hinter der mit Schlingpflanzen bekleideten Mühle rechts sah man weite Wiesenflächen, von schattigen Plätzchen unterbrochen. Geradeaus bis zur Seine hinab, die zu Füßen des Abhanges floß, kreuzten sich Parkalleen, in denen lange Droschkenreihen unbeweglich hielten. Links, in der Richtung nach Boulogne öffnete sich eine weite Landschaft bis zu den blauen Fernen von Meudon, das durch eine Allee von Pavlonias abgeschlossen wurde, deren rote Wipfel eine weithin glänzende helle Linie bildeten. Es kamen noch immer Leute. Durch einen schmalen Weg, der quer über die Felder lief, sah man die Leute wie einen endlosen Ameisenhaufen sich nähern, während in noch weiterer Ferne, nach Paris zu, das nicht zahlende Publikum unter den Bäumen des Wäldchens kampierte.
    Eine plötzliche Heiterkeit durchströmte diese ungeheure Menge von hunderttausend Menschen. Die Sonne, die seit einer Viertelstunde hinter Wolken verborgen war, erschien am Himmel und streute ein Meer von Licht über den Platz aus. Alles schimmerte wieder. Die Sonnenschirme der Frauen über der Menge nahmen sich aus wie unzählige goldene Schilder. Man klatschte, begrüßte die Sonne mit Gelächter und streckte die Arme in die Luft, gleichsam als wolle man die Wolken gänzlich beseitigen.
    Auf der leeren Rennbahn ging stillschweigend ein Zielrichter auf und ab. Weiter oben links erschien ein Mann mit einer roten Fahne in der Hand.
    Das ist der Starter, Baron Mauriac, erwiderte Labordette auf die Frage Nanas.
    Rings um die Dirne dauerten unter den Männern, die sich an ihren Wagenschlag herandrängten, die Ausrufe, die Gespräche fort. Philipp und Georges, Bordenave und La Faloise hatten immer Bemerkungen zu machen und konnten nicht schweigen.
    Stoßen Sie doch nicht ... Lassen Sie mich auch sehen ... Ah, der Preisrichter erscheint auf seinem Platz ... Sie sagen, es ist Herr von Souvigny? Ei, der muß gute Augen haben, um eine Nasenlänge genau zu

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