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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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weggegeben. Allein Labordette hatte bei dem Mangel an genauen und ausführlichen Anweisungen bei ihm zweihundert Louis auf Nana gewettet, die nun der andere in seiner Unkenntnis des wahren Sachverhaltes weiter fünfzigfach belegte. Als Maréchal vierzigtausend Franken durch den Sieg der Stute verloren, als er den Abgrund zu seinen Füßen sich auftun sah, ging ihm plötzlich ein Licht auf, er begriff, was Labordette und der Graf nach dem Rennen miteinander vor dem Wiegeraum zu flüstern hatten. In der Wut eines ehemaligen Kutschers, in der Gereiztheit eines bestohlenen Menschen machte er öffentlich eine abscheuliche Szene, indem er vor aller Welt in den rohesten Ausdrücken die Geschichte erzählte. Einige meinten, die Wettenrichter würden wegen dieses Falles sich versammeln.
    Nana, von Philipp und Georges benachrichtigt, was vorgehe, ließ immer lachend und trinkend kleine Bemerkungen fallen. Es sei möglich, sagte sie. Sie erinnere sich ähnlicher Streiche; auch sei dieser Maréchal ein abscheulicher Kerl.
    Indes zweifelte sie noch immer, als plötzlich Labordette auftauchte. Er war sehr bleich.
    Nun? fragte sie ihn halblaut.
    Fertig, antwortete er einfach.
    Er zuckte die Achseln. Dieser Vandeuvres ist ein wahres Kind. Nana begnügte sich, eine Gebärde der Verdrossenheit und Langeweile zu machen.
    Auf dem Ball Mabille hatte an dem nämlichen Abend Nana einen kolossalen Erfolg. Als sie gegen zehn Uhr abends erschien, gab es schon ein ungeheures Gedränge. Diese klassische Wahnsinnsnacht vereinigte die ganze galante Jugend. Eine saubere Gesellschaft, die in der Roheit und dem Schwachsinn von Lakeien ihr Behagen fand. Unter den Gasgirlanden war ein Gewühl, daß man einander fast erdrückte. Schwarze Röcke, auffallende Toiletten, entblößte Weiber in alten, fleckigen Kleidern wogten, brüllten, wälzten sich und peitschten einander in einem ungeheuren Taumel. Auf eine Entfernung von dreißig Schritten vernahm man schon nichts von der Musik, kein Mensch tanzte. Die gemeinsten Worte machten die Runde, niemand wußte weshalb. Die Leute schlugen sich auf die Schenkel und doch wollte keine rechte Lustigkeit aufkommen. Eine Schalottenzwiebel, die man gefunden, wurde sofort versteigert und bis auf zwei Louisdors gebracht. Eben kam Nana an, noch immer in ihrer Wettrenntoilette, weiß und blau gekleidet. Man übergab ihr die Schalottenzwiebel inmitten eines Donners von Bravorufen. Man hob sie trotz ihres Widerstandes in die Höhe und drei Herren trugen sie im Triumph durch den Garten, durch Rasen und Dickicht; da das Orchester im Wege stand, eroberte man es im Sturm, wobei Sessel und Pulte zerbrochen wurden. Die Polizei benahm sich dabei sehr väterlich und stellte die Ordnung langsam in milder Weise wieder her.
    Erst am Dienstag erholte sich Nana langsam von den Aufregungen ihres Triumphes. Sie plauderte mit Madame Lerat, die gekommen war, um ihr Nachrichten von Ludwig zu bringen, dem die frische Luft vom Sonntag nicht gut bekommen war. Die Lerat erzählte eine Geschichte, die ganz Paris beschäftigte. Der Graf Vandeuvres hatte sich vom Rasen ausgeschlossen und sogar aus dem kaiserlichen Klub hinausgeworfen, am nächsten Morgen mit seinen Pferden im Stalle eingeschlossen und den Stall in Brand gesteckt, so daß er samt seinen Tieren jämmerlich gebraten wurde.
    Er hat es mir vorausgesagt, bemerkte Nana. Ein wahrer Narr, dieser Mensch ... Als man es mir gestern abend erzählte, habe ich mich ordentlich gefürchtet. Du wirst begreifen: der Mensch hätte mich ja zur Nachtzeit umbringen können ... Und dann: warum hat er mich denn nicht benachrichtigt, wie es mit seinem Pferd stand? Ich hätte wenigstens mein Glück gemacht. Er sagte zu Labordette, daß ich, wenn ich von der Sache wüßte, es sofort meinem Friseur und einer ganzen Menge von Leuten verraten würde. Ist das höflich? Wahrhaftig. Ich bedauere ihn nicht sehr ...
    Eben trat Labordette ein, er hatte ihre Wetten ausgetragen und brachte ihr einen Gewinn von vierzigtausend Franken. Das machte sie noch verdrießlicher gegen Vandeuvres, denn wenn dieser sie benachrichtigt hätte, würde sie eine Million gewonnen haben. Labordette, der in dieser ganzen Sache den Unschuldigen spielte, ließ sie ruhig auf Vandeuvres schimpfen.
    Diese alten Familien seien ruiniert, meinte er, und nehmen ein dummes Ende.
    Ach nein, sagte Nana, es ist nicht gar so dumm, sich in seinem Stalle zu verbrennen, wie er getan. Ich finde es sogar tapfer ... Du weißt, ich will seine Geschäfte mit

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