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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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der die Männer samt ihrem Vermögen, ihrem Körper und ihrem Namen verschlang, ohne eine Spur von ihnen zurückzulassen. Dieses Mädchen, das bei Tische den Appetit eines Papageis hatte, das Radieschen und Krachmandeln aß, das Fleisch nur kostete, hatte monatlich eine Küchenrechnung von fünftausend Franken. In der Küche herrschte eine schamlose Wirtschaft. Bis die Rechnungen vorgelegt wurden, mußten sie durch drei und vier Hände gehen, die alle stahlen. Victorine und Franz herrschten unumschränkt in der Küche und hatten fortwährend Gäste, abgesehen von einer ganzen Menge Vettern, die ihren Hausbedarf von ihnen bezogen. Julien bedang sich seinen Profit bei den Lieferanten. Es durfte keine Scheibe für dreißig Sou eingeschnitten werden, ohne daß zwanzig für ihn auf die Rechnung kamen. Charles fraß den Hafer der Pferde; was durch das Tor hereingebracht wurde, verkaufte er durch die Hinterpforte. Zoé suchte den äußeren Schein zu retten und beschützte den Diebstahl aller übrigen, um so sicherer stehlen zu können. Dabei herrschte eine wahnsinnige Verschwendung; massenhafte Speisereste wanderten in den Ausguß, die Diener mochten nichts mehr davon; in den Gläsern stand das Zuckerwerk tagelang; die Gasflammen brannten Tag und Nacht, daß fast die Mauern barsten. Dazu kamen allerlei Nachlässigkeiten, Bosheiten und Zufälligkeiten.
    Alles geschah, was den Ruin eines Hauses beschleunigen kann, das von so vielen Mäulern verschlungen wird. In den Zimmern Madames ging es noch ärger zu. Da gab es Kleider zu zehntausend Franken, die von Madame zweimal getragen und dann durch Zoé verkauft wurden. Da kam es vor, daß Juwelen aus den Kästen verschwanden. Da wurden Neuheiten vom Tage angekauft und am folgenden Tage in irgendeinen Winkel vergessen, auf die Straße hinausgekehrt. Sie konnte keinen kostbaren Gegenstand sehen, ohne sofort Verlangen danach zu tragen. So häufte sich in ihrer Umgebung ein Plunder von Blumen und kostbaren kleinen Gegenständen an, und je kostspieliger ihre Launen waren, um so glücklicher fühlte sie sich. Nichts blieb in ihren Händen, sie zerbrach alles. Zwischen ihren kleinen weißen Fingern wurde alles welk und schmutzig, Kot und Fetzen bezeichneten die Spuren ihrer Schritte. Mit der Zeit kamen dann große Rechnungen; zwanzigtausend Franken bei der Modistin, dreißigtausend Franken bei der Wäschelieferantin, zwölftausend Franken beim Schuhmacher; der Stall verschlang fünfzigtausend Franken. In sechs Monaten machte sie bei ihrem Schneider eine Rechnung von hundertfünfundzwanzigtausend Franken. Ohne ihren Haushalt zu vergrößern, den Labordette auf vierhunderttausend Franken im Durchschnitte schätzte, kam sie nach Ablauf eines Jahres bis zu einer Million. Sie war selbst verblüfft über diese Ziffer und vermochte nicht zu sagen, wo das Geld hingekommen. Alle diese Männer, einer auf dem Rücken des andern sitzend, all das viele Geld, das sie mit vollen Händen ausstreute, vermochte das ungeheure Loch nicht zu stopfen, das unter ihrem Hause gähnte.
    Nana nährte eine letzte Laune, sie wollte ihr Zimmer noch einmal frisch einrichten. Sie glaubte endlich, das Rechte gefunden zu haben; ein Stoff, von der Farbe der Teedosen, mit kleinen silbernen Püffchen, in der Form eines Zeltes bis zur Decke aufgespannt, mit goldenen Schnüren und Spitzen garniert. Das schien ihr zugleich reich und zart zu sein, ein wunderbarer Hintergrund für ihre Haut. Und dieses Zimmer sollte nur gewissermaßen als Rahmen für das Bett dienen, und dieses Bett sollte ein wahres Wunder an Pracht werden. Nana träumte von einem Bette, das nicht existierte, von einem Throne, einem Altar, zu dem ganz Paris pilgern sollte, um ihre alles beherrschende Nacktheit anzubeten. Das Bett sollte ganz aus getriebenem Gold und Silber gefertigt werden. Goldene Rosen auf silbernen Stengeln. Zu Häupten sollte eine Schar von Amoretten, mitten unter Blumen umhergestreut sich lachend herniederbeugen, um nach dem wollüstigen Spiel hinter den Vorhängen zu spähen. Sie hatte sich in dieser Angelegenheit an Labordette gewendet, der ihr zwei Goldschmiede brachte. Man beschäftigte sich bereits mit den Zeichnungen, das Bett würde auf fünfzigtausend Franken zu stehen kommen, und Muffat sollte es ihr zu ihrem Geburtstag zum Geschenk machen.
    Inmitten dieses Geldstromes, der ihr durch die Finger floß, befand sie sich fortwährend in Geldverlegenheiten. An manchen Tagen mangelte es ihr an einigen Louisdors, und sie mußte bei Zoé

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