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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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verkündeten Unheil. Georges mußte bei diesem Weibe sein ... Und Madame Hugon stieg trockenen Auges und getragen von ihrer Willenskraft die Treppen hinab. Sie wollte ihre Söhne haben und ging, um sie zurückzufordern.
    Seit dem Morgen hatte Nana mannigfache Verdrießlichkeiten. Seit neun Uhr belästigte sie der Bäcker mit seiner Rechnung, einem wahren Bettel; hundertdreiunddreißig Franken für Brot, die sie trotz ihres königlichen Haushaltes nicht zu bezahlen vermochte. Zwanzigmal kam er wieder, wütend darüber, daß man ihm die Kundschaft entzogen, seitdem er den Kredit gekündigt hatte. Die Dienstleute nahmen Partei für ihn. Franz sagte, Madame werde ihn nie bezahlen, wenn er ihr nicht eine ordentliche Szene machte. Charles drohte, daß auch er hinaufgehen wolle, um für eine rückständige Strohrechnung Bezahlung zu fordern. Victorine riet, man solle warten, bis ein Herr zu Besuch komme, und dann in Gegenwart des Herrn Bezahlung fordern. Das ganze Dienstpersonal machte einen Sport daraus, gegen die Herrin zu hetzen. Sämtliche Lieferanten wurden auf dem laufenden erhalten. Da gab es stundenlange Tratschereien; da wurde Madame förmlich entkleidet, aus der Haut geschält, verrissen, und zwar mit dem Eifer eines Dienstpersonals, das der Hafer sticht. Bloß Julien, der Haushofmeister tat, als ob er Madame verteidigen wolle, und als die anderen ihn beschuldigten, daß er mit ihr schlafe, lachte er mit geckenhafter Miene, was die Köchin außer sich brachte. Wenn sie ein Mann wäre, sagte sie, würde sie dieser Gattung von ekelhaften Weibern auf den Hintern speien. Franz hatte in boshafter Weise den Bäcker im Vorraum aufgestellt, ohne Madame etwas zu sagen. Als sie zum Frühstück kam, fand sie sich ihm gegenüber. Sie nahm die Rechnung und sagte, er möge um drei Uhr wiederkommen. Er entfernte sich unter allerlei Schimpfreden und schwur, pünktlich wiederzukommen und, falls er nicht bezahlt würde, sich auf irgendeine Weise bezahlt zu machen.
    Unter dem Eindruck dieser Szene frühstückte Nana mit geringem Appetit. Sie mußte sich dieses Menschen entledigen, dachte sie. Zehnmal hatte sie schon das Geld für ihn beiseitegelegt und immer war es wieder weggegangen; einmal für Blumen, ein andermal bei einer Kollekte für einen invaliden Gendarmen. Sie rechnete übrigens auf Philipp und war erstaunt, daß er mit seinen zweihundert Franken noch nicht erschienen war. Ein wahres Mißgeschick verfolgt sie: Noch vor zwei Tagen hatte sie Satin ganz neu ausgestattet, was einen Betrag von zwölfhundert Franken verschlang, und jetzt hatte sie selbst nicht einen Louis im Hause.
    Gegen zwei Uhr – Nana begann schon unruhig zu werden – erschien Labordette. Er brachte die Zeichnungen für das Bett. Das war eine Zerstreuung; ein Freudenstrahl, der sie alles vergessen ließ. Sie klatschte in die Hände und tanzte vor Freude. Dann neigte sie sich höchst neugierig über einen Salontisch und ließ sich von Labordette die Zeichnungen erklären.
    Schau, da ist der Bettkörper. Hier in der Mitte ein Strauß aufgeblühter Rosen, dann eine Girlande von Blumen und Knospen; das Blätterwerk wird in grünem, die Rosen in rotem Golde gearbeitet ... Da am Kopfende eine Schar von Amoretten auf silbernen Ranken sitzend.
    Nana unterbrach ihn entzückt.
    Ach, wie drollig ist doch der Kleine da im Winkel, mit dem Hintern in der Luft ... Und dieses boshafte Lächeln ... Sie machen alle so schelmische Augen ... Ich würde es nie wagen, vor ihnen Schweinereien zu begehen.
    Sie war außerordentlich stolz und zufrieden. Die Goldschmiede hatten erklärt, daß keine Königin in einem ähnlichen Bette schlafe. Aber eine Schwierigkeit tauchte auf. Labordette zeigte ihr zweierlei Zeichnungen für den Fußteil; die eine gab die Grundgedanken des Hauptkörpers wieder, die andere bildete einen ganz neuen Gedanken: die Nacht, eingehüllt in ihre Schleier und enthüllt durch einen Faun, so daß sie in ihrer strahlenden Nacktheit sichtbar wurde. Er fügte hinzu, daß, wenn sie diesen Gedanken wähle, die Goldschmiede die Absicht hätten, die Nacht nach ihrem Modell herzustellen. Diese Idee schmeichelte ihrem sinnlichen Geschmack, und sie wurde blaß vor Vergnügen. Sie sah sich bereits als silberne Statue und als Symbol der heißen Wollust nächtlichen Dunkels.
    Natürlich wirst du nur für den Kopf und für die Schultern Modell stehen, bemerkte Labordette.
    Sie sah ihn ruhig an und entgegnete dann:
    Warum denn? Von dem Augenblick, wo es sich um ein

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