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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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oft in Nanas Hand gesehen hatte, die aus Gewohnheit sich damit kleine Härchen abschnitt. Er wartete mit der Hand in der Tasche, und die Schere mit seinen Fingern nervös umklammernd, eine volle Stunde.
    Da kommt Madame nach Hause, sagte endlich Zoé, die durch das Fenster auf die Straße gespäht hatte.
    Nun entstand hastiges Hin und Her, das Gelächter hörte auf, Türen wurden auf und zu geschlagen; Georges hörte, wie Nana den Bäcker rasch bezahlte und dann die Stiege heraufkam.
    Wie, du bist noch immer da? rief sie, als sie ihn bemerkte. Ah, wir werden böse, mein Kleiner.
    Sie wendete sich nach ihrem Zimmer, er folgte ihr auf dem Fuße.
    Nana, willst du mich heiraten?
    Sie zuckte die Achseln; das sei zu dumm; sie antwortete ihm nicht mehr. Sie hatte Lust, ihm die Türe vor der Nase zuzuschlagen.
    Nana, willst du mich heiraten?
    Sie schlug die Türe zu. Er öffnete nun mit der einen Hand die Türe, während er mit der anderen Hand die Schere aus der Tasche zog und sie sich in die Brust stieß.
    Nana hatte in der Vorahnung eines Unglückes sich umgewandt. Als sie sah, was er tat, geriet sie in die äußerste Entrüstung.
    Ist das aber dumm. Ist das aber blöde ... Noch dazu mit meiner Schere. Wirst du wohl aufhören, böser Bube. Oh, mein Gott, oh, mein Gott.
    Sie geriet außer sich. Der Kleine, der auf die Knie gesunken war, hatte einen zweiten Stich nach seiner Brust geführt und fiel nun der Länge nach auf den Teppich hin. So lag er quer über der Schwelle. Nana begann außer sich vor Schrecken um Hilfe zu schreien, denn sie wagte es nicht, über seinen Körper hinwegzuschreiten und hinunterzulaufen.
    Zoé, Zoé, so komm doch zur Hilfe. Das wird mir endlich zu dumm, was dieses Kind treibt; er bringt sich da um und noch dazu bei mir. Hat man je etwas Ähnliches gesehen?
    Sie fürchtete sich, er war ganz bleich, die Augen geschlossen. Die Wunden, die er sich beigebracht hatte, bluteten wenig, die paar Tropfen Blutes verloren sich unter der Weste. Sie war im Begriff, über seinen Körper hinwegzuschreiten, als ihr gegenüber eine Erscheinung auftauchte, vor der sie entsetzt zurückwich. In der offen gebliebenen Türe des Salons erschien eine alte Dame. Nana, schier versteinert, erkannte Madame Hugon, vermochte sich jedoch ihre Anwesenheit nicht zu erklären. Sie wich noch immer zurück, sie hatte noch Hut und Handschuhe. In ihrem stummen Entsetzen begann sie zu stammeln:
    Madame, nicht ich bin es, ich schwöre ihnen ... Er wollte mich heiraten, ich sagte nein, da hat er sich getötet.
    Madame Hugon näherte sich langsam in ihrem schwarzen Kleide mit ihrem bleichen Gesichte und ihren weißen Haaren. Unterwegs im Wagen hatte sie Georges vergessen; das Unglück Philipps allein beschäftigte sie. Vielleicht würde dieses Weib den Richtern Aufklärungen geben können, die sie rühren würden, und sie kam, um Nana zu bitten, daß sie zugunsten ihres Sohnes aussage. Unten fand sie die Türen des Hauses offen, sie zögerte, mit ihren schlechten Beinen die Treppe emporzusteigen, als plötzlich Hilferufe ihr die Richtung angaben. Oben angelangt, sah sie einen Mann am Boden liegen, das Hemd mit Blut befleckt. Und dieser Mann war Georges, ihr zweites Kind.
    Nana wiederholte jammernd:
    Er wollte mich heiraten, ich sagte nein, da hat er sich getötet.
    Ohne einen Schrei auszustoßen, beugte sich Madame Hugon zu Boden. Ja, es war der andere, es war Georges. Der eine entehrt, der andere tot. Diese Zerstörung ihres ganzen Lebens überraschte sie nicht. Auf dem Teppich kniend, den Ort nicht kennend, wo sie sich befand, und niemanden sehend, blickte sie Georges starr ins Gesicht und lauschte, die Hand auf seinem Herzen. Dann stieß sie einen leisen Seufzer aus, sie hatte gefühlt, daß das Herz ihres Kindes noch schlug. Nun erhob sie sich, schaute sich im Zimmer um, blickte dann das Weib an, das zu ihr sprach, und schien sich allmählich zu erinnern. Eine Flamme entzündete sich in ihren leeren Augen; sie war so groß und furchtbar in ihrem Schweigen, daß Nana zitterte und fortfuhr, sich zu verteidigen angesichts dieses Körpers, der die beiden Frauen voneinander trennte.
    Ich schwöre Ihnen, Madame ... Wenn sein Bruder da wäre, er könnte Ihnen erklären ...
    Sein Bruder hat gestohlen, er ist im Gefängnis, sagte die Mutter hart.
    Nana blieb erstarrt. Aber warum denn? ... Warum hatte denn der gestohlen? Gibt es denn lauter Narren in dieser Familie ... Sie verteidigte sich nicht mehr, sie schien nicht in ihrer eigenen

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