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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Kunstwerk handelt, geniere ich mich nicht vor dem Künstler.
    Man vereinbarte also, daß sie diesen Gedanken wähle, doch er gab ihr zu verstehen, daß das Bett dann um sechstausend Franken mehr kosten würde.
    Das ist mir gleich, rief sie lachend aus; mein Hündchen zahlt alles.
    Sie nannte in intimen Kreisen den Grafen Muffat nicht anders als »mein Hündchen«. Und ihre Bekannten nahmen auch diesen Namen für den Grafen an. Sie pflegten zu sagen: »Kommt dein Hündchen?« »Ich habe dein Hündchen auf der Straße gesehen.«
    Labordette rollte die Zeichnung zusammen, indem er ihr die letzten Erklärungen gab. Die Goldschmiede verpflichteten sich, das Bett in zwei Monaten, ungefähr gegen den 25. Dezember, zu liefern. Nächste Woche werde ein Bildhauer kommen, dem Nana sitzen müsse.
    Als sie Labordette hinausbegleitete, erinnerte sie sich des Bäckers.
    Apropos, hast du nicht zehn Louisdors bei dir? fragte sie den jungen Mann plötzlich.
    Es war ein Grundsatz Labordettes, und er befand sich wohl dabei, den Frauen niemals Geld zu leihen, er hatte immer die gleiche Antwort:
    Nein, ich sitze auf dem Trockenen, aber soll ich zu deinem kleinen Hündchen gehen?
    Sie lehnte es ab; es sei unnütz, meinte sie. Erst zwei Tage vorher hatte sie vom Grafen fünftausend Franken herausgezogen. Kaum war Labordette fort, als auch der Bäcker schon erschien. Er setzte sich im Vorraum fest und fluchte so laut, daß Nana ihn im ersten Stockwerk hören konnte. Sie erbleichte und litt furchtbar, daß sie die Schadenfreude ihrer Dienstleute bis hinauf vernehmen konnte. In der Küche wälzten sich ihre Leute vor Lachen. Der Kutscher betrachtete die Szene vom Hofe aus, Franz ging ohne jeden Grund durch den Vorraum, machte dem Bäcker ein Zeichen des Einverständnisses und ging dann wieder hinaus, um seinen Kollegen Nachricht zu geben. Die Dienstleute machten sich offen über Madame lustig. Die Wände selbst schienen zu lachen. Sie fühlte sich vereinsamt inmitten der Mißachtung ihres Dienstpersonals, das sie mit schamlosen Verhöhnungen besudelte. Sie hatte ursprünglich die Absicht gehabt, die hundertdreiunddreißig Franken von Zoé zu entlehnen; aber bei dem, was sie sah und hörte, ließ sie diesen Gedanken fallen. Sie war ihr überdies schon Geld schuldig und zu stolz, einen Korb zu wagen. Sie war in solcher Aufregung, daß sie laut sprechend in ihr Zimmer zurückkehrte.
    Geh, geh, meine Liebe, und rechne auf niemanden als auf dich selbst. Dein Körper gehört dir und es ist doch immer besser, sich seiner zu bedienen, als eine Beschimpfung zu ertragen.
    Ohne Beistand Zoés kleidete sie sich mit fieberhafter Hast an, um zur Tricon zu eilen. Die Tricon war ihre äußerste Hilfsquelle in Stunden großer Not. Die Tricon kam oft, um sie zu rufen, allein sie folgte ihr nur, wenn sie sich in Verlegenheit befand. An Tagen, wo in ihrem königlichen Haushalte die Ebbe eintrat – und diese Tage häuften sich immer mehr – war sie sicher, bei der Tricon fünfundzwanzig Louis zu finden. Sie ging denn zu Tricon, so wie die armen Leute ins Versatzamt gehen. Als sie das Zimmer verließ, begegnete sie Georges, der mitten im Salon stand. Sie bemerkte nicht die Blässe seines Gesichtes, das unheimliche Feuer seiner weitgeöffneten Augen. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Ah, kommst du von deinem Bruder?
    Nein, sagte der Kleine zitternd.
    Sie machte eine Gebärde der Verzweiflung. Was wollte der Kleine denn? Warum stellte er sich ihr in den Weg? Sah er denn nicht, daß sie Eile hatte? Dann sagte sie nach einer Weile:
    Hast du Geld?
    Nein.
    Richtig, wie dumm ich bin. Der hat ja nie einen Knopf Geld, nicht einmal um den Omnibus zu bezahlen. Mama gibt ihm ja keines; das sind auch Männer!
    Sie ging.
    Er hielt sie zurück, er habe mit ihr zu sprechen. Sie wiederholte ihm verdrießlich, sie habe keine Zeit, doch ein Wort von ihm bewog sie umzukehren.
    Hör' einmal, sagte er, ich weiß, daß du meinen Bruder heiraten willst.
    Das fand sie sehr komisch, sie brach in ein so lebhaftes Gelächter aus, daß sie sich niedersetzen mußte.
    Ja, fuhr der Kleine fort, und ich will es nicht. Mich mußt du heiraten, deshalb bin ich gekommen.
    Wie, was, du auch? rief sie; das scheint eine Familienkrankheit zu sein. Nein, niemals. Ein sonderbarer Geschmack. Habe ich denn eine solche Schmutzerei von euch gefordert? Weder den einen noch den anderen. Niemals.
    Georges' Gesicht hellte sich auf. Wenn er sich geirrt hätte? Dann fuhr er fort:
    Also schwöre mir,

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