Nana
gestorben war, einem Sessel aus schwerem Holz und dickem Stoff, saß auf der anderen Seite des Kamins die Gräfin Sabine in einem rotseidenen Sessel, der weich war wie Eiderdaunen. Es war dies das einzige moderne Möbelstück in diesem Raume, von dessen übriger Einrichtung es seltsam abstach.
Also, sagte die Gräfin, wir werden den Schah von Persien in Paris sehen.
Man sprach von den Fürsten, die zur Ausstellung nach Paris kommen würden. Mehrere Damen bildeten einen Kreis um den Kamin. Madame de Joncquoy, deren Bruder in diplomatischer Sendung im Orient war, erzählte Einzelheiten über Nasr-Eddins Hof.
Sind Sie leidend? fragte Madame Chanterau, die Gattin eines Eisenwerkbesitzers, als sie die Gräfin unter einem leichten Frösteln erbleichen sah.
Durchaus nicht, sagte die Gräfin, es war mir nur ein wenig kühl. Dieser Salon ist so schwer zu heizen.
Sie blickte mit ihren schwarzen Augen die Wände entlang bis zur Decke hinauf. Estella, ihre Tochter, ein Mädchen von sechzehn Jahren, schmächtig und unbedeutend, erhob sich und ging zum Kamin, um das Feuer in Ordnung zu bringen. Madame de Chezelle, eine Freundin der Gräfin aus dem Kloster, fünf Jahre jünger als diese, sagte:
Ach, ich wollte, ich hätte einen solchen Salon, hier kann man wenigstens empfangen. Heutzutage baut man lauter Löcher. Wäre ich an deiner Stelle ...
Sie sprach ziemlich unüberlegt, mit lebhaften Gebärden. Sie würde alles verändern, meinte sie: die Vorhänge und Möbel; sie würde Bälle geben, zu denen ganz Paris sich drängen müsse. Ihr Gatte, ein hochgestellter Richter, stand hinter ihrem Sessel und hörte mit ernster Miene zu. Man erzählte in eingeweihten Kreisen, daß sie ihn betrüge, ohne ein Hehl daraus zu machen; allein man verzieh ihr und empfing sie dennoch in Gesellschaft, denn – man hielt sie für närrisch.
Ach, diese Léonide ... begnügte sich die Gräfin mit halbem Lächeln zu sagen.
Eine matte Gebärde vervollständigte ihre Gedanken. Nachdem sie siebzehn Jahre in diesen Räumen zugebracht, werde sie sicherlich keine Veränderungen mehr vornehmen. Es werde alles so bleiben, wie ihre Schwiegermutter es zu ihren Lebzeiten aufrechterhalten wollte. Sie wandte dann das Gespräch wieder auf den ursprünglichen Gegenstand:
Man versicherte mir, daß auch der König von Preußen und der Kaiser von Rußland nach Paris kommen.
Ja, man verspricht sich sehr schöne Festlichkeiten.
Der Bankier Steiner, eingeführt durch Léonide de Chezelles, die ganz Paris kannte, plauderte auf einem Kanapee, das zwischen zwei Fenstern stand. Er war bemüht, aus einem Abgeordneten Nachrichten herauszulocken, deren er für seine Börsenspekulationen bedurfte. Graf Muffat stand vor den beiden und hörte stillschweigend ihrem Gespräche zu; seine Miene war noch ernster und würdevoller als sonst. Vier oder fünf junge Leute bildeten eine Gruppe in der Nähe der Türe um den Grafen Vandeuvres, der mit halblauter Stimme eine Geschichte erzählte, die sehr lustig sein mußte, da man immer lachte. Mitten im Salon saß schwerfällig in einem großen Sessel ein dicker Herr, ein Bürochef im Ministerium des Innern und schlief mit offenen Augen. Einer der jungen Leute schien an der Geschichte zu zweifeln, die Graf Vandeuvres zum besten gab. Dieser zuckte die Achseln und sagte:
Sie sind ein Zweifler, Foucarmont; Sie werden sich dadurch die Freuden des Lebens verderben.
Er trat lachend zu den Damen. Der Graf war der letzte Sprößling eines großen Geschlechtes; er war ein Weiberfreund und geistreich. Im Augenblicke war er bemüht, sein Vermögen zu verzehren, und entwickelte dabei einen unersättlichen Appetit. Sein Rennstall, einer der bekanntesten in Paris, verschlang ein Heidengeld. Seine Verluste im kaiserlichen Klub erreichten allmonatlich eine fabelhafte Höhe. Seine Liebschaften kosteten ihm Jahr für Jahr ein Landgut und dazu noch einige Stück Ackerfeld oder Wälder. So ging von seinen ausgedehnten Besitzungen in der Pikardie ein Teil nach dem anderen verloren.
Sie nennen andere Leute Zweifler, Sie, der an nichts glaubt, sagte Léonide zu dem Grafen, indem sie ihm ein Plätzchen an ihrer Seite einräumte. Sie verderben sich die Freuden des Lebens.
Richtig, erwiderte der Graf, ich will, daß andere sich meine Erfahrungen zunutze machen.
Die Gesellschaft hieß ihn schweigen, denn er beleidige Herrn Venot. Man bemerkte jetzt, da die Damen ein wenig zur Seite gerückt waren, in einem Liegestuhl vergraben, einen kleinen Herrn von
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