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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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zurückkehrte.
    Das ist für die Armen, fügte sie hinzu.
    Dabei erschien das feine Grübchen im Kinn. Sie hatte das Aussehen eines lieblichen Naturkindes, wie sie dastand, die Rolle Münzen auf der flachen Hand haltend und sie den beiden Herren anbietend, als ob sie sagen wolle: »Nun, wer mag sie?« Der Graf war flinker und nahm die fünfzig Franken; ein Geldstück war in Nanas Hand zurückgeblieben, er mußte, um es zu nehmen, die Haut des Mädchens berühren, eine warme, geschmeidige Haut, bei deren Berührung er zusammenfuhr. Sie war heiter und lachte noch immer.
    Da haben Sie, meine Herren, wiederholte sie; ein andermal will ich mehr geben.
    Sie hatten nunmehr keinen Vorwand, länger zu bleiben. Sie grüßten und wandten sich der Türe zu. In dem Augenblicke, als sie gehen wollten, ertönte wieder die Klingel. Der Marquis konnte ein flüchtiges Lächeln nicht unterdrücken, während der Graf noch ernster wurde. Nana hielt sie einen Augenblick zurück, damit Zoé Zeit gewinne, den neuen Ankömmling unterzubringen. Sie liebte es nicht, daß die Leute bei ihr einander begegneten. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie sah, daß der Salon leer war. Zoé scheint also die Besucher in die Schränke gesteckt zu haben.
    Auf Wiedersehen, meine Herren! sagte sie, auf der Schwelle stehen bleibend.
    Sie bezauberte beide mit ihrem Lachen und ihrem Blick. Graf Muffat verneigte sich. Trotz seiner weltmännischen Manieren war er verwirrt, er schnappte nach Luft und nahm einen sonderbaren Rausch mit aus diesem Zimmer, Blumenduft und Frauenduft, der ihn fast erdrückte. Hinter ihm ging der Marquis Chouard. Als dieser sicher war, von dem andern nicht gesehen zu werden, wagte er es, Nana mit den Augen zuzuwinken; sein Gesicht war entstellt, die Zunge hing ihm fast zum Munde heraus.
    Als Nana in das Zimmer zurückkehrte, wo Zoé sie mit Briefen und Visitenkarten erwartete, rief sie mit lautem Gelächter aus:
    Diese zwei Bettler haben meine fünfzig Franken mitgenommen!
    Sie war nicht mehr zornig; sie fand es vielmehr sehr drollig, daß die Herren ihr Geld davongetragen hatten. Immerhin war es eine Schweinerei, denn sie stand jetzt ohne Sou da. Die Briefe und Visitenkarten versetzten sie wieder in üble Laune. Die Briefe gingen noch an. Sie kamen von Herren, die sie gestern im Theater bewunderten und ihr jetzt Liebeserklärungen machten. Was die Besucher betrifft, wird sie sie fortschicken.
    Zoé hatte überall einen hingesteckt, sie machte die Bemerkung, daß die Wohnung sehr bequem eingerichtet sei, weil jedes Zimmer einen eigenen Eingang habe. Bei Madame Blanche war es anders; dort mußte man durch den Salon gehen. Madame Blanche hatte deshalb auch große Verdrießlichkeiten.
    Du wirst alle diese Leute wieder fortschicken, sagte Nana, mit dem Zigeuner fang an.
    Den habe ich schon längst expediert, sagte Zoé lachend. Er wollte Madame nur mitteilen, daß er heute abend nicht kommen könne.
    Das war eine gute Botschaft; Nana schlug freudig in die Hände. Also frei! Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als ob sie von einer schweren Sorge erlöst worden sei. Ihr erster Gedanke gehörte Daguenet. Sie hatte dem Armen geschrieben, daß er bis Donnerstag warten müsse. Rasch! Madame Maloir muß einen anderen Brief schreiben. Allein Zoé sagte, Madame Maloir sei ihrer Gewohnheit gemäß durchgegangen, ohne daß es jemand gemerkt habe.
    Nana dachte einen Augenblick daran, jemanden zu Daguenet zu schicken, aber sie zögerte ... Sie fühlte sich im Grunde recht müde. Eine ganze Nacht schlafen; wie gut wäre das! ... Der Gedanke entzückte sie. Einmal dürfe sie sich das wohl gönnen.
    Ich werde nach dem Theater zu Bett gehen, sagte sie zu Zoé, im Vorgefühle dieses Vergnügens schwelgend, du wirst mich vor morgen mittag nicht wecken.
    Dann fügte sie mit lauter Stimme hinzu:
    Vorwärts, jetzt wirf mir die ganze Bande auf die Straße hinaus!
    Zoé rührte sich nicht. Sie erlaubte sich zwar nicht, ihrer Gebieterin Ratschläge zu erteilen, aber sie wollte ihr doch mit ihrer Erfahrung zu Hilfe kommen, wenn sie sehe, daß Madame sich von ihrem Eigensinn fortreißen lasse.
    Herrn Steiner auch? fragte sie kurz.
    Gewiß, sagte Nana; den zu allererst.
    Die Zofe wartete noch eine Weile, um ihrer Herrin Bedenkzeit zu lassen. Sollte denn Madame nicht stolz darauf sein, ihrer Rivalin Rosa Mignon einen so reichen, in allen Theatern so bekannten Herrn wegzufischen?
    Eile dich, meine Liebe, sagte Nana, die vollkommen begriff, was sie tat, und

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