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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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bestärkt, als er die Gräfin in diesem antiken Salon, schwarz gekleidet und ruhig lächelnd sitzen sah. Eine Lampe, die hinter ihr stand, zeichnete ihr feines Profil, das Profil einer üppigen Brünette, in dem nur die etwas starken Lippen eine gebieterische Sinnlichkeit verrieten.
    Was sie nur mit ihrem Bismarck haben, brummte La Faloise, der tat, als ob er sich in der Gesellschaft langweile. Man muß hier umkommen. Es war eine seltsame Idee von dir, hierher zu kommen.
    Plötzlich richtete Fauchery die Frage an ihn:
    Sag' mir: hat die Gräfin ein Liebesverhältnis?
    Aber nein, nein, stammelte der andere, sichtlich betroffen und seine Haltung verlierend. Wo glaubst du denn zu sein?
    Dann merkte er, daß seine Entrüstung nicht weltmännisch genug war und fügte hinzu, indem er sich auf dem Sofa zurücklehnte:
    Mein Gott, ich sage nein ... aber ich weiß nichts weiter darüber ... Da unten sitzt einer, dieser Foucarmont, der überall anzutreffen ist ... Man hat schon wunderlichere Dinge gehört als das, gewiß ... Ich kümmere mich um nichts ... So viel ist sicher, daß wenn die Gräfin Seitensprünge macht, sie es so fein anstellen muß, daß kein Mensch davon spricht.
    Er erzählte Fauchery, ohne von diesem weiter befragt worden zu sein, alles, was er über die Familie Muffat wußte. Inmitten der am Kamin geführten Gespräche der Damen senkten beide die Stimme. Wenn man sie mit ihren weißen Krawatten und Handschuhen sah, mußte man glauben, daß sie über wichtige Dinge zu verhandeln hatten. Also: die Mutter des Grafen, die La Faloise gut gekannt hatte, war eine unerträgliche Alte, die fortwährend bei den Pfaffen steckte; überdies von einem Hochmut, einer Herrschsucht, vor der sich alles beugte. Graf Muffat war der spätgeborene Sohn eines Generals, den Napoleon I. zum Grafen gemacht hatte. Es ist selbstverständlich, daß er nach dem 2. Dezember bei Hof in Gnaden aufgenommen wurde. Auch der Graf war nicht sehr heiter, aber er galt für einen biedern, verständigen Mann. Mit diesen Eigenschaften verband er eine tiefe Frömmigkeit, eine so große Meinung von seiner Hofwürde und seinen Tugenden, daß er den Kopf hoch trug wie ein Sakrament. Mama Muffat hatte ihm diese schöne Erziehung beigebracht; täglich zur Beichte, keinerlei jugendliche Vergnügungen. Er ging häufig zur Kirche; zuweilen überkam ihn eine Frömmigkeitsanwandlung von der Heftigkeit eines Fieberanfalls. Um das Porträt des Grafen zu vollenden, flüsterte La Faloise seinem Vetter ein Wort ins Ohr.
    Unmöglich! sagte dieser.
    Man hat es mir beschworen, auf Ehrenwort! ... Er hatte noch seine Unschuld, als er sich verheiratete.
    Fauchery betrachtete lachend den Grafen, dessen Gesicht, eingerahmt von einem Backenbart, ohne Schnurrbart noch strenger und härter erschien, seitdem er mit Steiner die Ziffern der Staatswirtschaft besprach.
    Meiner Treu, sein Kopf sieht danach aus, murmelte er. Ein hübsches Geschenk, das er da seiner Gattin gemacht hatte ... Die nette Kleine, wie sehr mußte sie sich langweilen. Sie weiß gewiß nichts ...
    Gräfin Sabine sprach ihn an. Er fand den Fall des Grafen so ungewöhnlich, daß er sie nicht hörte. Sie wiederholte daher ihre Frage:
    Herr Fauchery, haben Sie nicht eine Schilderung von Bismarck veröffentlicht? Sie haben ja eine Unterredung mit ihm gehabt.
    Er erhob sich rasch, näherte sich dem Kreise der Damen, suchte sich zu fassen und fand leicht eine Antwort.
    Mein Gott, ich will Ihnen gestehen, daß ich jene Schilderung nach deutschen Biographien geschrieben habe. Den Fürsten selbst habe ich nie gesehen.
    Er blieb in der Nähe der Gräfin. Während er mit ihr plauderte, setzte er seine Betrachtungen fort. Sie sah jünger aus, als sie in Wirklichkeit war; man würde sie höchstens für achtundzwanzig Jahre alt halten. Besonders ihre Augen bewahrten eine jugendliche Glut, über welche die langen Wimpern bläuliche Schatten senkten. Ihre Eltern hatten getrennt gelebt; nachdem sie abwechselnd einen Monat bei dem Marquis Chouard und einen Monat bei der Marquise zugebracht hatte, vermählte sie sich sehr jung, sobald ihre Mutter gestorben war. Sie wurde von ihrem Vater, dem sie lästig fiel, dazu gedrängt. Dieser Marquis war ein schrecklicher Mensch, trotz seiner tiefen Frömmigkeit waren seltsame Geschichten über ihn im Umlauf. Fauchery fragte die Gräfin, ob er nicht die Ehre haben werde, den Marquis zu begrüßen. Ihr Vater werde sicher kommen, meinte sie, aber sehr spät; er sei sehr beschäftigt. Der

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