Nana
trüben Schein. Zuweilen setzte, wenn ein goldig angehauchter Nacken unter einer Flut von Löckchen sich neigte, eine Brillantenschnalle einen hochfrisierten Kopf in Feuer. Man wurde heiterer; da und dort brach jemand in ein Gelächter aus; die Augen funkelten, die Damen zeigten durch den halbgeöffneten Mund ihre weißen Zähne; der Widerschein der Kandelaber brannte in den Champagnergläsern. Man scherzte laut; die Gebärden wurden lebhafter, Fragen ohne Antwort und allerlei Aufforderungen flogen von einem Ende der Tafel zum andern.
Den größten Lärm aber machten die Kellner, die sich in den Gängen ihres Restaurants wähnten und geräuschvoll das Eis und den Nachtisch herumreichten.
Kinder! rief Bordenave; ihr wißt, daß morgen gespielt wird. Seid mäßig und trinkt nicht so viel Champagner.
Ich, sagte Foucarmont, habe von allen erdenklichen Weinen in den fünf Weltteilen getrunken. Ganz außerordentliche Flüssigkeiten von einem Alkoholgehalt, um den stärksten Mann unter den Tisch zu bringen. Das alles hat mir nicht geschadet. Ich bin nicht imstande, einen Rausch zu bekommen; ich habe es versucht, es geht nicht.
Er war sehr bleich, sehr ruhig und trank, in seinem Sessel zurückgelehnt, immerfort.
Tut nichts, sagte Louise Violaine, du hast genug ... Es wäre zu dumm, wenn ich dich den Rest der Nacht pflegen müßte.
Auf Lucy Stewarts Wangen malte die Trunkenheit die roten Flammen der Brustkranken. Rosa Mignon hingegen war zärtlich; ihre Augen bekamen einen feuchten Glanz.
Tatan Néné, völlig betäubt, weil sie zu viel gegessen hatte, lachte in ihrer Dummheit. Die andern, Blanche, Karoline, Simonne, Maria, plauderten miteinander alle zugleich; sie erzählten einander ihre kleinen Angelegenheiten, Streitigkeiten mit dem Kutscher, Landpartien, abgefischte und wieder zurückgestellte Liebhaber. Ein junger Mann, der neben Georges saß, wollte Lea de Horn küssen und erhielt von dieser einen Klaps, wozu sie in allerliebster Entrüstung ausrief: Werden Sie mich loslassen, Sie! Georges, sehr benebelt und durch den Anblick Nanas sehr erregt, beschäftigte sich mit dem Gedanken, ob es nicht gut sei, unter den Tisch zu kriechen und sich wie ein Hündchen zu Nanas Füßen zu lagern. Niemand werde ihn sehen, er werde sich artig aufführen. Als Daguenet auf die Bitte der Lea de Horn den jungen Mann ersuchte, sich ruhig zu verhalten, war Georges darob sehr gekränkt, als ob es ihm gegolten habe ... Das ist dumm, das ist betrübend, es gibt nichts Gutes mehr in der Welt. Daguenet scherzte mit ihm, zwang ihn, ein großes Glas Wasser zu trinken und fragte ihn, was er tue, wenn er sich mit einer Frau allein befinde, da drei Gläser Champagner ihn schon zu Boden würfen.
In der Havanna, erzählte Foucarmont weiter, bereiten sie aus irgendeiner wilden Beere einen Schnaps, das reine Feuer. Davon trank ich eines Abends mehr als einen Liter. Er hat mir nicht geschadet. An der Küste von Koromandel erhielten wir eines Tages von den Wilden ein Gebräu von Vitriol und Pfeffer, das hat mir nicht geschadet. Ich kann mich nicht betrinken.
Seit einigen Augenblicken mißfiel ihm das Gesicht von La Faloise, der ihm gegenüber saß. Er neckte ihn und warf allerlei unangenehme Worte hin. La Faloise, dem der Kopf schwindelte, bewegte sich unruhig hin und her und drückte sich an Gaga. Jetzt machte eine Besorgnis ihn vollends unruhig: jemand hatte ihm sein Taschentuch genommen. Er forderte es mit der Hartnäckigkeit des Betrunkenen, befragte seinen Nachbar und bückte sich, um unter den Beinen zu suchen. Gaga suchte ihn zu beruhigen, allein er murmelte:
Das ist blöd. In einer Ecke des Taschentuches befinden sich meine Anfangsbuchstaben mit der Krone. Das kann mich ja bloßstellen.
Sagen Sie, Herr Falamoise, Lamafoise, Malafoise, schrie Foucarmont, der es sehr geistreich fand, den Namen des jungen Mannes in dieser Weise ins Unendliche zu entstellen.
La Faloise wurde böse. Er sprach von seinen Ahnen und drohte, Foucarmont eine Flasche an den Kopf zu werfen. Graf Vandeuvres mußte sich ins Mittel legen und ihm versichern, daß Foucarmont ein recht drolliger Kauz sei. In der Tat lachte alles. Das machte den jungen Mann betroffen, und er setzte sich wieder. Fauchery befahl ihm zu essen und er aß; Gaga hatte ihn wieder an sich gezogen, er schien sich beruhigt zu haben; nur warf er hier und da einen scheuen, mißtrauischen Blick auf seine Umgebung und schien noch immer sein Taschentuch zu suchen.
Foucarmont, der einmal im Zuge war,
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