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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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interessierten sich dafür, was er esse. Man rief die Kellner, man lieferte ihm Speisen zum Ersticken. Während Lucy einmal seinen Teller austauschte, wischte Simonne ihm den Mund ab. Das behagte ihm sehr. Er geruhte endlich, zufrieden zu sein, und rief:
    So ist's recht, meine Tochter ... die Frauen sind dazu geschaffen ...
    Es war etwas lebendiger geworden; das Gespräch wurde allgemein. Man hatte eben Sorbet genommen, dann kam wieder Braten; Filet mit Trüffeln als warmes, gesülztes Perlhuhn als kalte Platte. Nana, mißmutig darüber, daß ihre Gäste nicht recht aufgeräumt waren, begann laut zu reden.
    Wissen Sie, daß der Prinz von Schottland eine Vorbühnenloge zu der »Blonden Venus« für die Zeit, da er zur Ausstellung kommen wird, hat mieten lassen?
    Oh, alle Prinzen werden kommen, erklärte Bordenave mit vollem Munde.
    Für Dienstag erwartet man den Schah von Persien, sagte Lucy Stewart.
    Da sprach Rosa Mignon von den Diamanten des Schah. Er trage einen Rock, vollbesetzt mit Edelsteinen; ein wahres Wunder, ein flammender Stern, der Millionen wert sei. Die Damen steckten bleich vor Begierde die Köpfe vor, lauschten mit funkelnden Augen dieser Schilderung und sprachen von den übrigen Kaisern und Königen, die zur Ausstellung nach Paris kommen würden.
    Sie alle träumten von irgendeiner königlichen Laune, einer Nacht, die mit einem Vermögen bezahlt werde.
    Sagen Sie mir, mein Lieber, fragte Karoline Héquet, sich zum Grafen Vandeuvres wendend, wie alt ist der Kaiser von Rußland?
    Oh, er hat gar kein Alter, erwiderte der Graf lachend. Nichts zu machen, das kann ich Ihnen im voraus sagen.
    Nana tat, als ob sie verletzt sei. Ein widersprechendes Gemurmel wurde hörbar. Blanche gab Einzelheiten über den König von Italien zum besten, den sie in Mailand gesehen. Er war keineswegs schön, was ihn nicht hinderte, alle Frauen zu erobern. Sie war sehr verdrießlich, als Fauchery ihr sagte, Viktor Emanuel werde nicht kommen. Dann kam man auf den König von Preußen und auf Bismarck zu sprechen.
    Bismarck ist ein scharmanter Mensch, ich kenne ihn, sagte Simonne.
    Dasselbe habe ich gestern gesagt, aber man wollte es nicht glauben, bemerkte Vandeuvres.
    Wie im Salon der Gräfin Sabine, beschäftigte man sich auch hier längere Zeit mit Bismarck. Vandeuvres brachte hier alles vor, was er dort gesagt hatte. Man glaubte sich einen Augenblick in den Salon Muffat versetzt, nur die Damen waren andere. Man sprach dann von der Musik und endlich von der Einkleidung des Fräulein von Fougeray. Nana wollte durchaus Einzelheiten über Fräulein von Fougeray erfahren. Alle waren sehr gerührt. Die Kleine wurde allgemein bedauert. Georges, den es langweilte, alle diese Dinge noch einmal zu hören, befragte Daguenet über die intimen Gewohnheiten Nanas; dann kehrte das Gespräch wieder auf Bismarck zurück. Tatan Néné neigte sich zu Labordette und fragte diesen, wer Bismarck sei, den sie nicht kenne. Labordette erzählte ihr sehr ruhig ungeheuerliche Geschichten über Bismarck: daß er rohes Fleisch esse, daß er alle Frauen, die er auf seinem Wege treffe, sich auf den Rücken lade und so entführe; daß er in dieser Weise schon mit vierzig Jahren zweiunddreißig Kinder hatte.
    Zweiunddreißig Kinder mit vierzig Jahren? rief Tatan Néné verblüfft und überzeugt. Er muß recht müde sein für sein Alter.
    Alles lachte; da begriff sie, daß man sich über sie lustig machte.
    Das ist aber dumm, sagte sie; wie kann ich wissen, daß Sie nur scherzen.
    Gaga hatte inzwischen das Gespräch über die Ausstellung fortgeführt. Sie freute sich und machte ihre Vorbereitungen. Es wird eine gute Zeit sein, meinte sie, ganz Frankreich und das Ausland werden sich in den Straßen von Paris drängen. Vielleicht wird es ihr endlich doch gelingen, nach der Ausstellung sich nach Juvisy zurückzuziehen in ein kleines Häuschen, das sie schon lange zu erwerben trachtete.
    Was wollen Sie? sagte sie zu La Faloise; man kommt zu nichts ... Wenn man wenigstens geliebt würde!
    Gaga wurde zärtlich, denn sie fühlte das Knie des jungen Mannes an dem ihrigen. La Faloise war sehr rot. Sie prüfte ihn mit einem Blick. Er wog nicht viel, der Kleine, aber in ihrem Alter durfte man nicht mehr allzu wählerisch sein ... Sie gab ihm ihre Adresse.
    Schauen Sie, flüsterte Vandeuvres Clarisse zu; ich glaube, Gaga fischt Ihren Hektor weg.
    Mir liegt nichts daran, erwiderte die Schauspielerin. Der Junge ist blöd; ich habe ihn schon dreimal an die Luft gesetzt. Es

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