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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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sie wissen sich nicht zu benehmen und sind widerwärtig bei ihrem Auftreten. Da auch Mignon inzwischen den Grafen Vandeuvres vollständig ausgesackt hatte, entfernte sich das Ehepaar, ohne sich um Steiner weiter zu kümmern. Bevor sie gingen, luden sie noch Fauchery für den folgenden Tag zum Frühstück.
    Lucy weigerte sich jetzt, sich von dem Journalisten nach Hause begleiten zu lassen; sie sagte ihm laut, er möge sich nur an die Komödiantin halten. Rosa, die es noch hörte, wandte sich um und warf ihr ein »Schmutziges Schwein!« hin. Doch Mignon, der erfahrene und überlegene Mignon, der jeden Streit vermeiden wollte, schob sie zur Tür hinaus. Hinter ihnen stieg Lucy allein in königlicher Haltung die Treppe hinab. La Faloise mußte von Gaga nach Hause begleitet werden; er zerfloß vor lauter Gefühl und fragte schluchzend nach Clarisse, die indes mit ihren beiden Herren längst durchgegangen war. Auch Simonne war verschwunden, es blieben nur noch Tatan, Lea und Maria, die Labordette nach Hause bringen sich erbötig machten.
    Ich habe nicht die geringste Lust zu schlafen, sagte Nana. Es wäre gut, jetzt etwas zu unternehmen.
    Sie sah durch die Fensterscheiben nach dem Himmel; es war ein bleicher, umwölkter Morgen. Es schlug sechs Uhr. Die gegenüberliegenden Häuser des Boulevard Haußmann zeichneten die Umrisse ihrer nassen Dächer in der schwachen Morgenhelle ab, während auf der öden Straße ein Trupp von Straßenkehrern mit dem Geklapper ihrer schweren Schuhe vorbeizog. Bei diesem müden, schläfrigen Erwachen von Paris überkam sie die Zärtlichkeit eines jungen Mädchens, ein Bedürfnis nach dem Lande, nach dem Idyllischen, nach etwas Unschuldigem, Süßem, Schönem.
    Wissen Sie was? sagte sie zu Steiner, Sie werden mich in das Boulogner Gehölz führen, dort wollen wir Milch trinken.
    Sie schlug wie ein kleines Kind freudig in die Hände. Ohne die Antwort des Bankiers abzuwarten, der natürlich einwilligte, im Grunde aber verdrießlich war und an etwas ganz anderes dachte, lief sie fort, um einen Mantel umzuwerfen. In dem Salon war außer Steiner niemand mehr als die Bande von jungen Leuten. Nachdem sie den Champagner bis auf den letzten Tropfen in das Klavier geschüttet hatten, dachten sie daran, nach Hause zu gehen. Da lief einer von ihnen triumphierend herbei und brachte eine letzte Flasche, die er in der Küche entdeckt hatte.
    Halt, halt, rief er, eine Flasche Chartreuse. Die Alte braucht noch Chartreuse ... Die wird sie wieder herstellen. Und jetzt, Jungens, wollen wir gehen. Wir sind ja schon völlig blöd.
    Im Toilettezimmer mußte Nana Zoé wecken, die auf einem Sessel eingeschlummert war. Das Gas brannte noch.
    Zoé schreckte zusammen und half ihrer Herrin Hut und Mantel anlegen.
    Ich habe endlich getan, was du wolltest, sagte ihr Nana. Du hattest recht; der Bankier taugt gerade soviel wie ein anderer.
    Zoé war verdrießlich, schläfrig.
    Sie brummte, Madame habe sich früher schon entschließen sollen.
    Sie begleitete Nana in ihr Zimmer und fragte, was sie »mit den beiden da« beginnen solle. Dabei zeigte sie auf Bordenave, der noch immer schnarchte, und auf Georges, der sich heimlich auf einem Polster niedergelassen hatte und eingeschlafen war. Da schlief er mit dem leisen, ruhigen Atem eines Engels. Nana sagte, man möge beide schlafen lassen. Dann wurde sie wieder zärtlich, denn Daguenet trat ein. Er hatte ihr von der Küche aus nachgespäht und machte eine sehr betrübte Miene.
    Sei vernünftig, Mimi, sagte sie, indem sie ihn in ihre Arme schloß, küßte und mit tausend Liebkosungen überhäufte. Es bleibt alles beim alten. Du weißt, daß ich nur meinen Mimi anbete. Es mußte sein ... Ich schwöre dir, es wird künftig noch besser sein als bisher ... Komm morgen, damit wir bestimmte Stunden vereinbaren. Rasch, küsse mich. Stärker, noch stärker ...
    Dann lief sie davon hinaus zu Steiner. Sie war glücklich und entzückt von dem Gedanken, daß sie Milch trinken werde. Im Salon befand sich niemand mehr als Graf Vandeuvres und der dekorierte Herr, der »Das Opfer Abrahams« deklamiert hatte. Sie saßen festgenagelt am Spieltisch und merkten nicht, daß es heller Tag war, und wußten nicht mehr, wo sie sich befanden. Blanche de Sivry hatte sich entschlossen, sich auf ein Sofa schlafen zu legen.
    Nana weckte sie.
    Kommen Sie Milch trinken, rief sie; wenn wir zurückkommen, treffen Sie Vandeuvres noch hier.
    Blanche erhob sich müde.
    Der Bankier wurde blaß vor Zorn, als er sah, daß

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