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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Mann. Gestern erhielt ich einen Korb mit Früchten, aber was für Früchte ... Pfirsiche, so groß wie meine Faust, und wundervolle Erdbeeren. Und mitten im Körbchen lagen sechs Billette zu tausend Franken ... Das war von dem Russen ... Natürlich habe ich alles zurückgeschickt; aber es tat mir leid um die herrlichen Früchte.
    Die Damen sahen einander an und spitzten die Lippen. Diese Kleine ist für ihr Alter keck genug. Als ob solche Geschichten einem Menschen ihres Schlages begegneten.
    Die Damen verachteten einander. Sie beneideten am meisten Lucy Stewart wegen ihrer drei Prinzen. Seitdem Lucy jeden Morgen einen Spazierritt im Boulogner Gehölz machte, stiegen sie sämtlich zu Pferde; eine wahre Wut zu reiten hatte sie ergriffen.
    Der Morgen dämmerte. Nana blickte nicht mehr nach der Tür, sie hatte die Hoffnung aufgegeben. Man langweilte sich zum Sterben. Rosa Mignon wurde aufgefordert zu singen. Sie lehnte ab und zog vor, auf dem Sofa mit Fauchery leise zu plaudern, während ihr Gatte dem Grafen Vandeuvres das Geld abgewann. Ein dicker dekorierter Herr mit würdiger Miene deklamierte. »Das Opfer des Abraham« in elsässischer Mundart. Man fand die Geschichte blöd. Man wußte nicht mehr, was anfangen, um die Nacht heiter zu beschließen.
    La Faloise umschnüffelte die Damen, um zu sehen, ob nicht eine von ihnen sein Taschentuch im Busen versteckt habe. Auf dem Büfett standen noch einige Flaschen Champagner; die jungen Leute begannen zu trinken. Nach und nach war die ganze Gesellschaft totbetrunken. Der kleine Blonde, der einen der größten Namen von Frankreich trug, nahm in seiner Verzweiflung, daß er nichts Amüsantes mehr erfinden konnte, eine Flasche Champagner und schüttete sie in das Piano. Die andern barsten vor Lachen.
    Schau, rief Tatan Néné erstaunt, als sie dies sah, warum schüttet er Champagner in das Klavier?
    Wie, du weißt das nicht? sagte Labordette ernst. Es gibt für ein Klavier nichts Besseres als Champagner; das gibt einen guten Klang.
    Ach, sagte Tatan Néné überzeugt.
    Sie war beleidigt, als die andern lachten. Was wußte sie? Immer hielt man sie zum besten.
    Es wurde immer langweiliger. Die Nacht schien ein unerquickliches Ende nehmen zu wollen. In einem Winkel zankte Maria Blond mit Lea de Horn, die ihr vorwarf, daß sie sich mit gemeinen Männern abgebe: sie waren in ihren Ausdrücken nicht wählerisch und stritten darüber, welche von ihnen schöner sei. Lucy, die häßlich war, gebot ihnen Schweigen. Das Gesicht sei nichts, meinte sie, der Wuchs sei die Hauptsache. Auf einem Sofa saß ein Gesandtschaftsattaché, der seinen Arm um Simonnes Leib gelegt hatte und ihren Hals zu küssen versuchte. Simonne war ärgerlich darüber und stieß ihn jedesmal mit den Worten zurück: Laß mich doch in Frieden; du bist mir lästig! Dabei schlug sie ihm mit dem Fächer kräftig ins Gesicht. Keine wollte dulden, daß man sie berühre. Sie wollten nicht für gewöhnliche Dirnen gelten. Gaga, die La Faloise wieder erwischt hatte, hielt diesen auf ihren Knien, während Clarisse zwischen zwei Herren verschwand, die sie dermaßen kitzelten, daß sie fast vor Lachen umkam. Am Klavier dauerte das Unwesen fort. Jeder leerte sein Glas in das Instrument. Man fand den Spaß ausgezeichnet.
    Trink, mein Alter, da hast du noch ein Glas. Ist das ein durstiges Piano! Kein Tropfen soll dir verloren gehen.
    Nana, die ihnen den Rücken zuwandte, sah nichts davon. Sie hatte sich endlich für Steiner entschieden, der neben ihr saß. Um so schlimmer. Es war die Schuld Muffats, der nicht wollte. In ihrem weißen Seidenkleide, das jetzt ganz zerknüllt war und bei dem kleinen Rausch, den sie hatte, ließ sie sich unbekümmert gehen. Die Rosen in ihrem Haar und an ihrem Busen hatten sich entblättert, nur die Stengel waren übrig. Steiner zog hastig die Hand aus ihren Röcken weg, wo er sich an den Stecknadeln gestochen, mit denen Georges den Riß repariert hatte. Blut tropfte aus seinen Fingern; ein Tropfen davon fiel auf Nanas weißes Kleid und machte einen Fleck.
    Nun ist's besiegelt, sagte Nana ernst.
    Draußen brach der Tag an. Ein bleiches, trübes Licht drang durch die Fenster. Jetzt begann der Aufbruch, voll Unordnung und Unbehagen. Karoline Héquet, unzufrieden damit, daß sie eine Nacht verloren, mahnte zum Aufbruch, weil man sonst noch schöne Dinge erleben könne. Rosa machte ein verdrießliches Gesicht wie eine, die sich in einer schlechten Gesellschaft befunden. Es ist immer so mit diesen Mädchen,

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