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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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nicht ein! erwiderte diese ganz laut.
    Die Garderobefrau, ein sehr häßliches und sehr vertrauliches junges Mädchen, barst fast vor Lachen, als sie Simonne behilflich war, den Mantel umzunehmen. Alle drei stießen einander mit den Ellbogen an und murmelten dabei halblaute Worte, worüber die Heiterkeit von neuem losbrach.
    Nun, Clarisse, küsse den Herrn, sagte Fauchery, du weißt, er kann was springen lassen.
    Dann wandte er sich zum Grafen und sagte:
    Sie werden sehen, sie ist recht artig und wird Sie küssen.
    Doch Clarisse empfand einen Widerwillen vor den Männern. Sie äußerte sich in sehr derben Ausdrücken über die Schweine, die da unten in der Loge der Hausmeisterin auf der Lauer liegen. Auch müsse sie rasch hinabeilen, um ihr Auftreten nicht zu verfehlen. Da aber Fauchery sich vor die Türe stellte, um sie nicht durchzulassen, küßte sie rasch den Grafen auf den Backenbart und sagte:
    Ich tue es nicht Ihrethalben, sondern damit dieser Fauchery mich in Frieden läßt.
    Sie lief davon. Der Graf war verwirrt wegen der Anwesenheit seines Schwiegervaters. Die Schamröte stieg ihm ins Gesicht. Unten in Nanas Loge, inmitten der Pracht von Spiegeln, Vorhängen und Möbeln, hatte er nicht jene Erregung empfunden wie hier angesichts des schamlosen Elends dieser beiden Mädchen. Der Marquis war inzwischen mit Simonne fortgegangen; er redete ihr leise ins Ohr, sie aber schüttelte verneinend den Kopf. Fauchery folgte ihnen lachend. Der Graf blieb allein mit der Ankleidegehilfin, welche die Waschbecken ausschüttete. Dann stieg auch er mit schlotternden Beinen die Treppe hinab inmitten dieser Logen, wo halbnackte Weiber bei seinem Herannahen rasch die Türen zuschlugen.
    Das Stück war zu Ende. Ein wahrer Galopp entstand auf den Treppen. Alles eilte in die Logen, um sich rasch anzukleiden und fortzukommen. Am Ende der Treppe befand sich der Graf Nana gegenüber, die gerade dem Prinzen sagte:
    Abgemacht, sofort ...
    Der Prinz kehrte auf die Bühne zurück, wo Bordenave ihn erwartete. Der Graf, der jetzt mit Nana allein war, eilte, plötzlich vom Verlangen und Wut fortgerissen, ihr nach, und drückte in dem Augenblicke, als sie in ihre Loge treten wollte, einen kräftigen Kuß auf ihren Nacken. Er gab gleichsam hier den Kuß zurück, den er oben erhalten. Nana hatte schon wütend die Hand erhoben, um zuzuschlagen; als sie aber den Grafen erkannte, lächelte sie.
    Oh, haben Sie mich erschreckt, sagte sie schelmisch.
    Ihr Lächeln war reizend, verlegen und unterwürfig, als ob sie glücklich wäre, den Kuß zu empfangen, den sie schon lange vergebens erwartet hatte. Doch sie konnte jetzt nicht weder heute noch morgen. Es heißt Geduld haben. Und selbst wenn sie könnte, würde sie ihn eine Zeitlang schmachten lassen ... All das drückte sich in ihren Blicken aus. Endlich sagte sie:
    Sie müssen wissen: ich bin Grundbesitzerin. Jawohl, ich kaufe ein Landhaus nahe bei Orleans an, also in einer Gegend, die Sie zuweilen besuchen. Das Kindchen hat mir's gesagt, der kleine Georges Hugon, Sie kennen ihn wohl. Besuchen Sie mich dort ...
    Der Graf, gleichsam erschrocken über seine eigene Kühnheit und innerlich beschämt über das, was er getan, grüßte sie höflich und versprach, ihrer Einladung zu folgen. Dann entfernte er sich wie im Traume. Im Begriff, den Prinzen wieder aufzusuchen, hörte er im Vorbeigehen aus dem Künstlerzimmer Satins Stimme, die ausrief:
    Ist das ein alter Saukerl. Lassen Sie mich in Ruhe!
    Es war der Marquis Chouard, der, von Simonne abgewiesen, jetzt auf Satin Jagd machte. Diese aber hatte vollauf genug von dieser »anständigen« Welt. Nana hatte sie Herrn Bordenave vorgestellt, aber sie mußte stillschweigen, um keine Dummheiten zu sagen – und das hatte sie zu sehr angegriffen. Für diese Zwangslage wollte sie sich entschädigen, um so mehr, als sie in den Kulissen auf einen ihrer ehemaligen Verehrer gestoßen war, den Statisten, der Plutos Rolle zu spielen hatte. Es war dies eigentlich ein Pastetenbäcker, von dem sie eine volle Woche hindurch Liebe und Ohrfeigen genossen hatte. Sie wartete auf ihn und schien sehr entrüstet, daß der Marquis sie wie eine dieser Theaterdamen behandelte. Sie nahm eine sehr würdige Miene an und sagte:
    Gleich wird mein Mann kommen. Sie werden schon sehen!
    Indessen entfernten sich die Schauspieler. Sie trugen ihre Stadtröcke und machten müde Gesichter. Ganze Gruppen von Statisten und Statistinnen mit bleichen Gesichtern und beschädigten Kleidern stiegen die

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