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Naokos Laecheln

Naokos Laecheln

Titel: Naokos Laecheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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einem Verkehrsunfall«, sagte ich.
    Sie stieß noch mehrere Bälle, ernst und präzise zielend, geschickt den Effet der Bälle kalkulierend. Ihre glanzvolle Erscheinung – das sorgfältig frisierte, zurückgesteckte Haar, die funkelnden goldenen Ohrringe, die Pumps, die sie fest auf den Boden stemmte, ihre schlanken, schönen, auf den grünen Filz gepreßten Finger – schien den schäbigen Billardsalon in einen eleganten Club der besseren Gesellschaft zu verwandeln. Ich war zum ersten Mal mit ihr allein, aber es war eine phantastische Erfahrung; durch das bloße Zusammensein mit ihr fühlte ich mich auf eine höhere Daseinsebene gehoben. Nach drei Partien – auch bei der dritten hatte sie mich natürlich geschlagen – begann meine Wunde zu schmerzen, und wir beschlossen aufzuhören.
    »Das tut mir leid«, sagte sie, offenbar ehrlich bestürzt. »Ich hätte das nicht vorschlagen sollen.«
    »Kein Problem. Ist ja keine ernsthafte Verletzung. Außerdem hat es mir Spaß gemacht.«
    Als wir den Billardsalon verließen, sagte die Wirtin, eine dünne Frau in mittleren Jahren, zu Hatsumi: »Sie stoßen eine flotte Kugel, Kleine.«
    »Danke«, sagte Hatsumi mit einem freundlichen Lächeln. Dann bezahlte sie die Rechnung.
    »Tut’s noch weh?« fragte sie mich, als wir ins Freie traten.
    »Kaum.«
    »Meinst du, die Wunde ist aufgegangen?«
    »Nein, wahrscheinlich ist alles in Ordnung.«
    »Hoffentlich. Komm mit zu mir, ich schaue mir die Wunde an und wechsle den Verband. Desinfektionsmittel habe ich auch. Ich wohne gleich in der Nähe.«
    Ich versuchte, sie zu beruhigen, aber sie bestand darauf nachzusehen, ob die Wunde aufgegangen war.
    »Oder bist du ungern mit mir zusammen? Und kannst es nicht erwarten, wieder in dein Wohnheim zu kommen?« fragte sie neckisch.
    »Quatsch«, sagte ich.
    »Dann also keine Widerrede. Wir können zu Fuß gehen.«
    Hatsumis Apartment lag fünfzehn Minuten entfernt von Shibuya in Richtung Ebisu. Das Gebäude war vielleicht nicht gerade luxuriös, aber schon sehr gediegen, mit einer kleinen Lobby und einem Fahrstuhl. Hatsumi ließ mich am Küchentisch ihres Apartments Platz nehmen und ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Sie kam in einem Sweatshirt mit der Aufschrift »Princeton University« und Baumwollhosen wieder heraus. Die goldenen Ohrringe hatte sie abgelegt. Sie holte einen Erste-Hilfe-Kasten, stellte ihn auf den Tisch und wickelte meinen Verband ab. Nachdem sie sich überzeugt hatte, daß die Wunde sich nicht geöffnet hatte, desinfizierte sie sie und legte fachgerecht einen neuen Verband an.
    »Wie kommt es, daß du das so gut kannst?« fragte ich sie.
    »Früher habe ich ehrenamtlich im Krankenhaus gearbeitet, sozusagen Krankenschwester gespielt. Daher weiß ich das noch.«
    Als sie mit dem Verband fertig war, nahm sie zwei Dosen Bier aus dem Kühlschrank. Sie trank ihre zur Hälfte aus, ich trank meine leer und dann noch ihre. Dann zeigte sie mir Fotos von den Erstsemestern in ihrem Club, von denen einige wirklich sehr hübsch waren.
    »Falls du mal eine Freundin brauchst, sag mir Bescheid. Ich mache dich jederzeit mit einem Mädchen bekannt.«
    »Jawohl, Gnädigste.«
    »Tōru, sag’s mir ganz ehrlich: findest du, daß ich eine alte Kupplerin bin?«
    »Ein bißchen«, antwortete ich ehrlich und lachte. Hatsumi lachte zurück. Es stand ihr sehr gut, wenn sie lachte.
    »Und was hältst du von Nagasawa und mir?«
    »Wie meinst du das?«
    »Was würdest du mir raten?«
    »Auf meine Meinung kommt es nicht an.« Ich nahm einen Schluck von dem gutgekühlten Bier.
    »Trotzdem möchte ich sie gern hören.«
    »An deiner Stelle würde ich mich von ihm trennen. Du solltest jemanden mit einer etwas normaleren Einstellung zum Leben finden, der dich glücklich macht. Auch wenn man’s sehr wohlwollend betrachtet – die Beziehung zu ihm wird dich niemals glücklich machen. Der Mann denkt ja nicht mal an sein eigenes Glück, geschweige denn an das von anderen. Wenn du mit ihm zusammenbleibst, kriegst du höchstens eines Tages einen Nervenzusammenbruch. Für mich grenzt es schon an ein Wunder, daß du es drei Jahre mit ihm ausgehalten hast. Auf meine Weise habe ich ihn natürlich sehr gern, denn er hat viele gute Eigenschaften. Er besitzt Fähigkeiten und Stärken, mit denen ich nie konkurrieren könnte. Aber seine Ansichten und seine Lebensweise sind nicht normal. Wenn wir uns unterhalten, habe ich mitunter das Gefühl, mich im Kreis zu drehen. Der gleiche Prozeß, der ihn immer höher

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