Naokos Laecheln
Versprechen ein, beim Masturbieren an Midori zu denken. Mit leiser Stimme, damit niemand etwas hörte, erzählte ich ihr, daß ich es versucht hatte.
Midori strahlte und schnippte mit den Fingern. »Und wie war’s? Hat’s geklappt?«
»Nee, mittendrin wurde es mir peinlich, und ich mußte abbrechen.«
»Hat er nicht mehr gestanden?«
»Ja, so ungefähr.«
»So ein Mist.« Midori sah mich von der Seite an. »Dir darf nichts peinlich sein. Denk das Schmutzigste, das dir einfällt. Ich bin mit allem einverstanden. Ich hab’s – nächstes Mal rufe ich dich an. Wenn ich ›Aah – so ist es gut – ooh, ist das schön – langsam, ich komme – nein, laß das – ah‹ und solches Zeug sage, klappt es bestimmt.«
»Das Telefon steht in der Eingangshalle. Ständig gehen Leute vorbei«, erklärte ich. »Der Wohnheimleiter schlägt mich tot, wenn er mich da beim Masturbieren erwischt. Keine Frage.«
»Schwaches Bild.«
»Macht nichts. Irgendwann versuch ich’s wieder allein.«
»Aber gib dir Mühe.«
»In Ordnung.«
»Vielleicht bin ich ja nicht sexy genug?«
»Das ist nicht das Problem«, beruhigte ich sie. »Es ist eher eine Frage der Einstellung.«
»Weißt du, mein Rücken ist sehr empfindlich. Wenn du ihn ganz zärtlich streichelst…«
»Ich werd’s mir merken.«
»Wollen wir uns jetzt nicht den schweinischen Film angucken? Einen richtig schmutzigen Sado-Maso-Streifen?« schlug Midori vor.
Nachdem wir zuerst in einem Aal-Restaurant etwas gegessen hatten, gingen wir in ein Pornokino, in dem drei Filme für Erwachsene hintereinander gezeigt wurden. Wahrscheinlich war es das schmuddligste Kino von ganz Shinjuku, aber wie wir der Zeitung entnommen hatten, war es das einzige, in dem SM-Filme liefen. Im Zuschauerraum herrschte ein undefinierbarer Geruch. Wir hatten Glück, gerade fing ein SM-Film an. Eine Sekretärin und ihre jüngere Schwester, noch ein Schulmädchen, wurden von irgendwelchen Schurken entführt und sadistisch gequält. Mit der Drohung, die jüngere zu vergewaltigen, zwangen die Männer die ältere Schwester zu allen möglichen abartigen Sachen. Dabei wird sie zur vollkommenen Masochistin, während die jüngere wegen dem, was sich vor ihren Augen abspielt, dem Wahnsinn anheimfällt. Die Geschichte war dermaßen unzusammenhängend und trübselig, daß ich mich entsetzlich langweilte.
»Ich würde nicht so leicht den Verstand verlieren wie die jüngere Schwester«, ereiferte sich Midori. »Ich würde hingucken.«
»Glaub ich dir aufs Wort.«
»Aber findest du nicht, daß ihre Brustwarzen für eine Schülerin, noch dazu eine Jungfrau, ziemlich dunkel sind?«
»Allerdings.«
Midori verfolgte den Film mit einer Begeisterung, die ich nur bewundern konnte. Für sie hatte das Eintrittsgeld sich absolut gelohnt. Ab und zu ließ sie mich an ihren Gedanken teilhaben.
»Poah, guck dir das an« oder »Drei auf einmal, das reißt sie entzwei« oder »Mensch, Tōru, das würde ich auch gern mal ausprobieren.« Eigentlich war es viel interessanter, ihr zuzuschauen als dem Film.
Als in der Pause die Lichter angingen, sah ich, daß Midori der einzige weibliche Kinogast war. Ein jüngerer Mann, augenscheinlich ein Student, der in unserer Nähe saß, wechselte fast panisch den Platz, als er Midori entdeckte.
»Du, Tōru?« fragte Midori. »Kriegst du einen Ständer bei so was?«
»Ja, klar, manchmal. Zu diesem Zweck werden solche Filme ja gedreht.«
»Heißt das, daß er bei solchen Szenen allen steht, die hier sitzen? Dreißig oder vierzig Ständer? Das muß man sich mal vorstellen. Findest du das nicht auch ganz erstaunlich?«
»Wenn du das so sagst, schon«, erwiderte ich.
Der zweite Film war ein normaler Porno, also noch langweiliger als der erste. Es gab eine Menge Oralverkehr, und bei jeder Fellatio, jedem Cunnilingus und Neunundsechziger erfüllten laute Schmatz-, Schlürf- und Sauggeräusche das Kino. Das unablässige Geschmatze rief in mir plötzlich Verwunderung über das Leben auf diesem merkwürdigen Planeten hervor.
»Wer sich diese Laute bloß ausdenkt?« fragte ich Midori.
»Ich finde sie toll«, sagte sie.
Auch die Bewegungen eines Penis in einer Vagina gingen mit Geräuschen einher. Bislang war mir nicht einmal bewußt gewesen, daß es solche Töne überhaupt gab. Der Mann keuchte, und die Frau gab das übliche »ja, ja, mehr« von sich, während sie sich wie verrückt unter ihm wand. Man konnte sogar das Bett quietschen hören. Szene folgte auf Szene. Anfangs schien Midori
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