Naokos Laecheln
sie.
»Tu endlich den blöden Schirm weg und umarme mich richtig!«
»Aber ohne Schirm werden wir ganz naß.«
»Na und? Ich will, daß du mich umarmst, ohne dauernd zu denken. Zwei Monate habe ich darauf gewartet!«
Ich legte den Schirm zu meinen Füßen ab und drückte Midori im Regen fest an mich. Das laute Rauschen der Reifen auf der regennassen Straße hüllte uns ein wie feiner Dunst. Der Regen fiel lautlos und ohne Unterlaß, durchweichte unsere Haare, lief wie Tränen über unsere Wangen, auf ihre Jeansjacke und meinen gelben Nylonanorak und breitete sich in dunklen Bahnen darauf aus.
»Wollen wir uns nicht doch lieber unterstellen?« fragte ich.
»Komm mit zu mir. Es ist niemand zu Hause. Wir erkälten uns sonst noch.«
»Stimmt.«
»Wir sehen aus, als wären wir gerade durch einen Fluß geschwommen.« Midori lachte. »Tolles Gefühl.«
Wir kauften uns ein großes Handtuch in der Wäscheabteilung und gingen nacheinander auf die Toilette, um uns die Haare abzutrocknen. Dann fuhren wir mit der Bahn zu ihrem Apartment in Myōgadani. Midori ließ mich zuerst duschen, dann duschte sie selbst. Während meine Sachen trockneten, zog ich einen Bademantel an, den sie mir lieh. Nachdem sie sich ein Polohemd und einen Rock angezogen hatte, setzten wir uns an den Küchentisch und tranken Kaffee.
»Erzähl mir von dir«, sagte Midori.
»Was denn?« fragte ich.
»Hmm – was kannst du zum Beispiel nicht ausstehen?«
»Hühnchen, Tripper, geschwätzige Friseure.«
»Was noch?«
»Einsame Aprilabende und Telefonschoner mit Spitze.«
»Was noch?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sonst fällt mir nichts ein.«
»Mein Freund – das heißt mein Exfreund – haßte alle möglichen Dinge. Daß ich zu kurze Röcke trug oder rauchte oder mich gleich betrank oder schweinische Sachen sagte oder seine Freunde kritisiere. Also, wenn ich etwas an mir habe, das du nicht magst, sag’s mir. Dann gewöhne ich es mir ab, wenn ich kann.«
Ich schüttelte den Kopf. »Eigentlich gibt’s da nichts«, sagte ich nach kurzem Nachdenken. »Rein gar nichts.«
»Wirklich?«
»Mir gefällt, wie du dich anziehst, was du machst und sagst und wie du gehst und wie du dich betrinkst. Alles.«
»Du meinst, ich kann genau so bleiben, wie ich bin?«
»Ich weiß nicht, was du an dir ändern solltest, also muß mit dir wohl alles in Ordnung sein.«
»Wie sehr liebst du mich?« fragte Midori.
»So sehr, daß alle Tiger auf der Welt zu Butter werden.«
»Uhum«, machte Midori zufrieden. »Nimmst du mich noch mal in die Arme?«
Wir legten uns auf ihr Bett und küßten uns, während draußen der Regen rauschte. Dann sprachen wir über alles, was uns einfiel, angefangen von der Geburt des Universums bis zu unserem bevorzugten Härtegrad gekochter Eier.
»Was Ameisen wohl an Regentagen machen?« fragte Midori.
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich ihren Bau aufräumen und ihre Vorräte sortieren. Ameisen sind fleißig.«
»Und wieso haben sie sich nicht weiterentwickelt, wenn sie so arbeitsam sind? Sie sind doch immer Ameisen geblieben.«
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Vielleicht eignet sich ihr Körperbau nicht zur Weiterentwicklung – verglichen mit dem von Affen zum Beispiel.«
»Es gibt doch erstaunlich vieles, was du nicht weißt. Und ich dachte immer, du wüßtest alles auf der Welt.«
»Die Welt da draußen ist verflucht groß.«
»Hohe Berge und tiefe Meere«, sagte Midori. Nun schob sie ihre Hand in meinen Bademantel und umschloß meinen erigierten Penis. Sie schluckte und sagte: »He, Watanabe – kein Witz, das geht nicht: auf keinen Fall paßt so ein hartes, großes Ding in mich rein.«
»Ist wohl ein Witz«, sagte ich seufzend.
»Natürlich«, kicherte Midori. »Ich glaub, es geht. Er wird schon reinpassen. Darf ich mal gucken?«
»Tu dir keinen Zwang an.«
Midori tauchte unter den Bademantel und untersuchte meinen Penis von allen Seiten, dehnte die Haut und wog meine Hoden in ihrer Hand. Schließlich tauchte ihr Kopf wieder auf, und sie atmete tief aus… »Du, ich finde ihn toll. Ohne Schmeichelei – wirklich!«
»Danke«, sagte ich schlicht.
»Aber du willst jetzt nicht mit mir schlafen, stimmt’s? Bis du dir über alles im klaren bist.«
»Und ob ich will. Ich will’s so sehr, daß ich am Durchdrehen bin – aber es wäre nicht richtig.«
»Was bist du nur für ein Sturkopf! Wenn ich du wäre, würde ich’s einfach machen und hinterher darüber nachdenken.«
»Das würdest du tun?«
»Nee, stimmt nicht«, gab
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