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Naokos Laecheln

Naokos Laecheln

Titel: Naokos Laecheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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bei uns übernachten. Dann brauchen Sie kein Geld auszugeben, und Sie beide können in Ruhe reden, ohne an die Zeit denken zu müssen.«
    »Was heißt ›bei uns‹?«
    »In Naokos und meiner Wohnung natürlich. Bei uns sind Schlaf- und Wohnzimmer getrennt, und im Wohnzimmer steht eine Schlafcouch, auf der Sie ganz bequem schlafen können. Seien Sie unbesorgt.«
    »Geht das denn? Ich meine, daß ein männlicher Besucher bei zwei Frauen übernachtet.«
    »Sie werden ja nicht gleich nachts in unser Schlafzimmer eindringen und uns vergewaltigen, oder?«
    »Natürlich nicht.«
    »Na also. Sie übernachten bei uns, und wir unterhalten uns in aller Ruhe. Das scheint mir die beste Lösung zu sein. Wir werden schon klarkommen. Ich kann Ihnen auch etwas auf der Gitarre vorspielen. Ich bin gar nicht schlecht.«
    »Wenn ich Sie wirklich nicht störe…«
    Reiko zog die Mundwinkel hoch und zündete sich die dritte Seven Star an. »Naoko und ich haben es schon besprochen. Wir laden Sie ganz herzlich ein, unser Gast zu sein. An Ihrer Stelle würde ich jetzt lieber höflich annehmen.«
    »Natürlich, sehr gern«, erwiderte ich.
    Reiko betrachtete mich eine Weile mit zusammengekniffenen Augen, so daß ihre Falten sich noch vertieften. »Sie haben eine seltsame Art zu sprechen«, sagte sie. »Sie imitieren doch nicht etwa diesen Jungen aus Der Fänger im Roggen ? «
    Ich mußte lachen. »Du meine Güte, nein!«
    Reiko lachte auch, die Zigarette zwischen den Lippen. »Sie sind ein sehr umgänglicher Mensch. Das sehe ich Ihnen an. Nach sieben Jahren hier und nach den vielen Menschen, die ich kommen und gehen gesehen habe, kann ich das beurteilen. Es gibt Menschen, die können ihr Herz öffnen, und Menschen, die können es nicht. Sie gehören zu denen, die sich öffnen können. Genauer gesagt, Sie können sich öffnen, wenn Sie es wollen.«
    »Und was passiert, wenn man sich öffnet?«
    Die Zigarette im Mund, verschränkte Reiko gutgelaunt die Hände auf dem Tisch. »Man wird gesund«, sagte sie. Ihre Asche fiel auf den Tisch, aber sie kümmerte sich nicht darum.
    Nachdem wir das Hauptgebäude verlassen und über einen kleinen Hügel gegangen waren, kamen wir an einem Schwimmbecken, einem Tennisplatz und einem Basketballfeld vorbei. Zwei Männer spielten ein Match. Beide – der eine dünn und mittleren Alters, der andere dick und noch jung – spielten nicht schlecht, aber das, was sie da spielten, hatte in meinen Augen kaum eine Ähnlichkeit mit Tennis. Statt aufs Punkte-Machen kam es ihnen anscheinend eher darauf an, die Sprungkraft des Balles während eines möglichst langen Ballwechsels zu erforschen. Sie droschen seltsam konzentriert auf den Ball ein. Beide waren schweißüberströmt. Als der Jüngere Reiko entdeckte, kam er zu uns heran, und sie wechselten unter liebenswürdigem Lächeln ein paar Worte. In der Nähe thronte auf einem riesigen Rasenmäher ein Mann mit ausdrucksloser Miene und mähte das Gras.
    Hinter den Sportplätzen kamen wir zu einem Wäldchen, in dem in einigem Abstand voneinander fünfzehn bis zwanzig hübsche Häuschen in europäischem Stil standen. Vor den meisten lehnte ein gelbes Fahrrad, wie es der Wachmann am Tor benutzt hatte. Wie ich von Reiko erfuhr, lebten hier die Angestellten mit ihren Familien.
    »Wir haben fast alles Nötige hier, so daß wir nicht in die Stadt zu fahren brauchen«, erklärte sie mir im Gehen. »Was die Nahrungsmittel betrifft, sind wir so gut wie autark, das wissen Sie ja schon. Sogar die Eier stammen aus unserem eigenen Hühnerstall. Wir haben Bücher, Schallplatten und Sporteinrichtungen. Einen kleinen Laden gibt es auch, und jede Woche kommt ein Friseur zu uns herauf. Am Wochenende werden Filme gezeigt. Falls wir etwas Besonderes brauchen, bitten wir ein Mitglied des Personals, es uns aus der Stadt mitzubringen. Kleidung bestellen wir aus dem Katalog. Alles äußerst praktisch.«
    »Aber Sie dürfen nicht in die Stadt?«
    »Nein, das dürfen wir nicht. Höchstens, wenn jemand zum Zahnarzt muß oder etwas Dringendes zu erledigen hat, aber das ist die Ausnahme. Es steht uns völlig frei, das Heim zu verlassen, aber wenn jemand einmal gegangen ist, führt kein Weg mehr zurück. Man bricht alle Brücken hinter sich ab. Sich zwei, drei vergnügte Tage in der Stadt zu machen und dann wiederzukommen, das geht nicht. Natürlich hat das einen vernünftigen Grund: Sonst würde ein ständiges Kommen und Gehen herrschen.«
    Als wir das Wäldchen hinter uns gelassen hatten, erreichten

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