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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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einer war, aber ich weiß, es waren mindestens drei.
    Ein Stückchen Olive klemmt zwischen seinen beiden Vorderzähnen. Das lässt sein Gesicht hässlich aussehen. Willkommen hässlich. Wenn Ely sich noch weiter zu mir vorbeugt, wird die Reibung zwischen seinem Lächeln und meiner Erwartung gleich zu einer Explosion führen, wie eine.
    Ich weiß, dass da draußen eine große bösemit schlimmen Problemen wartet - Krieg und Ungerechtigkeit und Klimakatastrophe, aber auch so viel Hoffnung und Menschlichkeit -, doch tut mir ja so leid, mich kümmert am allermeisten die Naomi & Ely-bubbleIhr verdanke ich es, dass ich bisher heil durchs Leben gekommen bin. Sie zerplatzt nicht. So wie alles andere zerplatzt.
    Ich fahre mit dem Zeigefinger in meinen Mund, damit er das mit der Olive merkt. Er leckt sie sofort mit der Zungenspitze weg.
    Zehn... neun... acht...
    Er ist schon so nahe - warum also nicht?
    »Auszeit?«, frage ich lächelnd. So nennen wir unsere gelegentlichen, unverbindlichen, rein platonischen Knutschereien zwischen besten Freunden, die im wirklichen Leben nicht zählen. (Die Auszeiten passieren nur, wenn wir betrunken oder gelangweilt sind - was interessanterweise Hand in Hand, gelegentlich auch von Mund zu Mund zu geht.)
    »Du willst mich nur wegen meinem Kaugummi«, spöttelt er zurück. »Wie kann ich mir sicher sein, dass du mich am Morgen danach immer noch achten wirst?«
    Er zieht sich zurück, tänzelt um mich herum, spielt mit mir.
    Falscher Alarm. Ich habe gelogen. Es gibt keineund Ely sieht auch nicht babyspeckig oder tussig aus. Er sieht wie Ely aus. Er ist nicht heiß wie Gabriel. Er ist Ely. Einfach nett. Der erste Mensch, an den ich denke, wenn ich am Morgen aufwache, der letzte Mensch, nach dem ich mich sehne, bevor ich einschlafe. Der Mensch, der ein Teil von mir ist. Genauso wie ich selbst.
    Vielleicht bin ich eine Egoistin. Ich bin mir nicht ganz sicher, was Egoismus wirklich ist, aber im Augenblick bin ich für jede Bezeichnung dankbar, die irgendwie beschreibt, was Ely und ich sind. Füreinander.
    Ich meine, ich weiß, dass wir beide es wissen. Aber wissen wir es wirklich?
    Die egoistische Version von uns beiden sieht Naomi & Ely als zwei Teile eines gemeinsamen Ganzen. Meine Mutter und seine Mütter haben mir wieder und immer wiederdass sexuelle Orientierung keine Sache der freien Wahl ist, aber wenn Ely sich zu mir beugt und mit mir seine Späße macht, so nahe vor mir, ohne mich zu berühren, spüre ich ihn trotzdem, von oben bis unten, auf jedem Zentimeter meiner Haut, als wäre ich auf demtaub, denn egal was alle sagen, ich kann nicht anders, ich glaube, dass es ihm genauso ergeht wie mir und dass ich die Wahl seines Lebens bin:

    Als wir beide dreizehn waren und miteinander küssen geübt haben, war schwul sein noch überhaupt kein Thema. Es fühlte sich alles so natürlich und leicht und selbstverständlich an. Es gab zwischen uns keine Wand, denn es war sonnenklar, dass wir unsere ersten Liebesexperimente miteinander machen würden. Seine Lippen fühlten sich damals nicht schwul an. Warum sollten sie das jetzt? Nur weil Ely sich jetzt von Jungen angezogen fühlt, heißt das noch lange nicht, dass er nicht eines Tages beschließen kann, unsere seelische Einheit zu einer körperlichen Einheit auszudehnen. Ich weigere mich zu glauben, dass er das nicht vielleicht auch möchte, auf irgendeiner Ebene, ob ihm das bewusst ist oder nicht.
    Oder vielleicht, wie Robinmir als gute Freundin immer wieder erklärt, kenne ich Ely einfach schon viel zu lange und viel zu gut, und meine Augen sehen nur, was mein Herz sehen will. Ein Fall von Projektion.
    Ich muss mehr Zeit mit anderen Mädchen verbringen.
    Die Aufzugstür geht auf.
    Ely legt mir einen Kaugummistreifen auf die geöffnete Hand, als wir in die Eingangshalle hinaustreten. Ich erstarre.

    Bruce der Zweite hat echt großartige Zähne - strahlend weiß, regelmäßig, ein perfektes Gebiss, fast ein Kunstwerk. Das ist kein Zufall. Seine Eltern sind nämlich beide Zahnärzte. Auf ihr Konto gehen wahrscheinlich die Zähne der gesamten Großraum-New-York-Elite. Und ihr braver Sohn, das Wundergebiss, kaut natürlich nur zuckerfreien Kaugummi. Bruce der Zweite ist ein Orbit-Mann. Ely dagegen ist Dentyne-Kauer.
    »Seit wann kaufst du denn Orbit?«, frage ich Ely. Ich wickle den Kaugummi nicht aus. Ich lasse stattdessen ein TicTac in meinen Mund ploppen, aus meinem eigenen Vorrat.
    »Seit Madonna angefangen hat, Kinderbücher zu schreiben. Warum

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