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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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Ich-bin-das-Zentrum-von-Elys-Leben-Lüge heraushilft?
    »Was meinst du damit, Naomi?«, fragt Ely.
    »Kommen Sie jetzt mit oder nicht?«, brüllt Mr McAllister aus der Aufzugkabine.
    »Nein!«, brüllt Ely zurück. Die Aufzugtür schließt sich.
    Mein Mund öffnet sich zu einem Redeschwall - ehrlich und aufrichtig und lange überfällig. »Ich meine damit, dass ich hoffe, du hast heute Abend noch deinen Spaß, mit wem auch immer, von dem du mir nicht erzählen willst. Ich meine damit, dass ich meine Meinung geändert habe. Mädchen dürfen das. Komm mit, Bruce. Lass uns mit Zuckerstückchen rausgehen. Du und ich. Ich will nicht mit dir zu dieser blöden NYU-Party, Ely.«
    Diese blöden NYU-Partys, die sind überhaupt an allem schuld. Letzten Herbst, in unserem ersten Semester an der Uni, sind wir zusammen zu einer Party in RobinsWohnheim gegangen. Ely und ich waren immer die Stars unserer Schulmusical-Clique, wenn wir auf Partys zusammen »Breakin’ Free« gesungen haben - ich als Troy und Ely als Gabriella. Wir beherrschten das im Schlaf, schließlich hatten wir die Szene im Frühjahr für unser Musical oft genug zusammen geprobt. Nicht an diesem Abend. Als ich in der Rolle von Troy »We’re breaking free!« gesungen habe und als Ely in der Rolle von Gabriella sich um die eigene Achse gedreht und dabei »We’re soaring!« gesungen hat, hätten wir danach wie immer gemeinsam »Flying!« schmettern müssen, aber Ely flatterte plötzlich auf und davon, statt weiterzusingen, einfach so. Ein echter Troy-Wiedergänger hatte seinen Blick auf sich gezogen und verlangte seine sofortige Aufmerksamkeit.
    Die Leute denken immer, dass Schönheit ein Geschenk ist, aber sie kann auch ein Fluch sein - auf Uni-Partys zum Beispiel, wenn dein schwuler bester Freund dich wegen eines süßen Boys sitzen lässt und alle anderen Jungs zu schüchtern sind, um dich anzusprechen. Das war der Augenblick, in dem Bruce der Zweite in mein Leben trat. Er hat mir später erzählt, dass er nie gedacht hätte, bei einem Mädchen wie mir eine Chance zu haben - warum mich dann nicht ansprechen, einfach so? Nur um miteinander zu reden, vielleicht Freunde zu werden. Er setzte sich neben mich, als ich mich gerade völlig verlassen fühlte. Er sagte: »Alle denken immer, Ginger Rogers wäre die Lieblingstanzpartnerin von Fred Astaire gewesen. Dabei stimmt das nicht. Er hat immer gesagt, es sei Rita Hayworth gewesen.«
    Ich hatte wohl wirklich zu viel getrunken. Dass ich es damals nicht gleich begriffen habe!
    »Ich hab immer gedacht, seine Lieblingspartnerin war Cyd Charisse«, murmelte ich. Ich hatte nie auch nur einen einzigen Tanzfilm mit Fred Astaire gesehen; ich wiederholte nur, was meine Großmutter mal gesagt hatte. Das hinderte mich jedoch nicht daran, ungefähr fünfzehn Minuten lang über das FredlGinger/Rita/Cyd- -und wer war überhaupt Gene Kelly, verdammt noch mal? - Thema mit Bruce zu quatschen. Dann hab ich es nicht mehr ausgehalten. Das langweilige Gesprächsthema war schuld. Ich hab mich an diesem Bruce festgeklammert. Ich brauchte dringend eine Ablenkung. Ich fing an, mit ihm rumzuknutschen.
    Was soll ich dazu noch sagen? Ich mochte Bruce den Zweiten irgendwie. Er war als Freund echt pflegeleicht. Kein Druck. Keine großen Erwartungen. Er war immer verfügbar, wenn Ely keine Zeit hatte.
    Ich weiß, dass ich jetzt auf Ely richtig wütend sein sollte und dass ich darüber nachdenken sollte, ob ich für Bruce den Zweiten nicht nur ein Umweg war, über den er schließlich herausgefunden hat, dass er eigentlich schwul ist. Aber sogar jetzt, als ich mit Bruce dem Ersten abmarschiere, denke ich in meinem Innersten: Bitte, Bruce der Zweite, bitte. Nimm mir nicht Ely weg.
    »Du machst wohl Witze«, sagt Ely. »Sogar für dich, Naomi, ist das eine ziemlich übertriebene Reaktion. Du stehst hier, hast meinen Gürtel an und willst mir erzählen, dass du plötzlich lieber mit Bruce dem Ersten und diesem affigen Scheißschoßhündchen ausgehst als mit mir?«
    Ein Teil von mir denkt: Geh nach oben, Ely. Verpiss dich und mach die Fliege. Finde heraus, wonach du suchst, ich bin es jedenfalls nicht, das ist klar. Ich wollte, dass du der Erste für mich bist, Ely, und du hast mich ausgelacht. Ich habe Bruce den Zweiten abgewimmelt, als er der Erste sein wollte. Nicht nur weil ich mir nicht ganz sicher war ob er es nicht vielleicht nur deshalb wollte, um sich selbst zu beweisen, dass er es kann. Sondern auch weil ich wollte, dass das erste Mal für mich

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