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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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nicht in Größe 34/32.
    Und ich könnte mich nie in einen Jungen verlieben, der... nun ja, der... ein Junge ist. Aber so steht’s im Drehbuch, oder? Ich meine, ich weiß, dass man sich in eine Person verliebt und nicht in das Geschlecht... Trotzdem, dass mir so was passieren würde, hätte ich nie gedacht. Ich will mir nichts vorlügen: Ich habe über diese Jungs-Kiste früher schon mal nachgedacht. Und dann hab ich sie abgehakt. Bis jetzt. Das hier kann ich nicht so einfach abhaken.
    Ich weiß, dass ich besser gehen sollte. Einfach weggehen. Denn es gibt immer den Punkt, an dem ein Fehler zu einem großen Fehler wird, und ich sollte besser zu mir kommen, bevor es zu spät ist.
    Aber das ergibt keinen Sinn. Ich muss nicht zu mir kommen. Ich bin schon bei mir. Und ich bin hier glücklich. Oder werde es sein, wenn er wieder zurückkommt.
    Ich überlege, ob ich mich vielleicht woanders verstecken soll, und gehe in die Hocke, um unter das Bett zu gucken, vielleicht passe ich da drunter.
    Und so finde ich ihn.
    Den geheimen Schatz.
    Zuerst begreife ich gar nicht, was ich da vor mir habe. Ich sehe die ganzen Plastikschutzhüllen unter dem Bett und meine erste Reaktion ist: Er packt seine Pornos in Klarsichthüllen?
    Dann fasse ich hinein und ziehe ein Heft heraus.
    Das kann nicht sein.
    Und doch ist es so. Scheint so, als besäße er jeden X-Men-Comic aus den letzten zehn - nein, zwanzig Jahren. Keine von den grauenhaften Ablegern und Fortsetzungen. Nur die Kernserie. Wolverine. Jean Grey. Emma Frost. Hmmmm... Emma Frost.
    Die X-Men sind für mich die Helden gewesen. Ein Wendepunkt in meinem Leben. Vor ihnen fand ich immer die angepassten Superhelden toll, wie Superman oder Batman, die ihre »normalen« Alter Egos hatten - ihr Alltagsleben als Clark Kent oder Bruce Wayne, hinter dem sie sich verstecken konnten. Aber die X-Men waren anders. Sie waren immer die, die sie waren. Wolverine konnte sich nicht rasieren und eine Krawatte anlegen und in einer Zeitungsredaktion zur Arbeit gehen. Rogue konnte niemals jemand einfach nur so anfassen, egal ob in der Schule oder im Krieg. Cyclops konnte nicht seinen Umhang ablegen und dann auf einer schicken Party harmlos plaudern. Nein, die Mutanten waren Vollzeit-Mutanten. Für immer. Ihre Kräfte und ihre Stärken und ihre Schwächen lagen für alle offen da.
    Das gefiel mir.
    Ich durfte meine Comics nie aufheben. Meine Mutter mochte keine Unordnung. Meine alten Comics sollte ich lieber den armen Kindern schenken, die sich selber keine kaufen können, hat sie immer erklärt. Was hätte ich dagegen sagen sollen?
    Ely, so viel ist klar, hat da eine andere Einstellung.
    Ich lasse die Comics in den Plastikhüllen. Ich darf sie nicht durch meine Fingerabdrücke verunstalten. Nicht ohne ihn gefragt zu haben. Aber ich schaue mir ein paar Cover an, alles Szenen mit Jim Lee. So vielschichtig können Mutanten sein. Ein paar Hefte gibt es doppelt und auf die Schutzumschläge ist ein goldener Stern geklebt. Zweifellos Elys Favoriten.
    Das hätte ich nie gedacht. Unter dem Seidenpapier das Herz eines X-Men. Unheimlich.
    Ich bin so gebannt, dass ich die Schritte und die Tür, die sich öffnet, nicht höre. Doch ich spüre, dass plötzlich jemand im Raum ist, und als ich hochblicke, sehe ich eine von Elys Müttern auf der anderen Seite.
    »Hallo«, sagt sie. Sie scheint nicht besonders überrascht zu sein, mich hier zu sehen.
    »Hey«, sage ich und will aufstehen.
    »Nein, nein - bleib ruhig, wo du bist. Du wartest wahrscheinlich auf Ely. Mach es dir in der Zwischenzeit bequem.«
    Und das war’s. Sie dreht sich um und geht aus dem Zimmer.
    Was mich darüber nachgrübeln lässt, ob so was wohl häufiger vorkommt.
    Was mich darüber nachgrübeln lässt, warum ich immer noch hier bin.
    Ich meine, ich weiß, dass Ely mit vielen Jungs geschlafen hat. Naomi hat mir erzählt, was für ein Aufreißer er ist. Immer wenn wir zusammen waren, hat sie damit angegeben. Nicht nur, was den Sex angeht. Alles. Die Jungs waren für ihn alle ersetzbar, das hab ich gespürt. Leichtgewichte. Naomi dagegen war Granit. Ely und Naomi waren beide füreinander Granit. Da konnte ich nicht mithalten. Deshalb hab ich sie reden lassen. Ich habe sie immer reden lassen. Meistens über Ely.
    Haben sich alle die Jungs so gefühlt wie ich jetzt? Ich meine, fühlt sich das normalerweise so an?
    Ich komme mir vor, als würde ich Mitglied in einem Club werden. Der Jungs-die-sich-schon-mal-in-Ely-verliebt-haben-Club. Hunderte von ihnen

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