Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen
angefangen.«
Mist.
Robin grunzt. »Keiner der Jungs auf dem Stockwerk von Bruce hat jemals kapiert, warum ein Mädchen wie du auf der Party damals am Ende mit einem Betriebswirtschaftsfuzzi wie ihm rumgeknutscht hat.«
»Er studiert im Hauptfach Rechnungswesen«, verbessert ihn Naomi.
»Prinzessin, du kennst deinen Freund noch nicht mal. Bruce studiert im Hauptfach Volkswirtschaftslehre und nimmt vielleicht Finanzen als Nebenfach. Er hat sich noch nicht entschieden. Anthropologie würde ihn nämlich auch reizen.«
»Was du nicht sagst, Alter«, schießt Naomi zurück. »Stell dir vor, mir ist das scheißegal, weil Bruce nämlich nicht mehr mein Freund ist.«
»Wundert mich nicht.« Robin nickt wissend. »Du spielst in einer ganz anderen Liga. Findet jeder. Aber ehrlich, ich hoffe nicht, dass das bei ihm ernste Nachwirkungen hat, richtige Depressionen und so, wenn du ihn jetzt abservierst, ich wollte Bruce nämlich bitten, dass er mir bei meinen Prüfungsvorbereitungen -«
»Halt deine verdammte Klappe, Robin«, sagt Naomi. »Merkst du nicht, dass ich in meiner akuten Trauerphase bin? Wie wär’s mit ’nem bisschen beschissenem Mitgefühl?«
Mein Gott, dafür liebe ich Naomi. Sie hat bei Jungs ein so lockeres Mundwerk. Ich weiß nicht, wie sie das macht. Als würde sie ein Sesam-öffne-dich kennen.
»Ich wusste, ich hätte meine Super-8-Kamera mitbringen sollen«, murmelt Robin. »Naomi trauert um Bruce. Hätte das Zeug zum Klassiker gehabt.«
»Trauert um Ely. ELY!« Der Augenblick, in dem Naomi ausflippt, wird durch die Vibration ihres Handys beendet. Sie wischt sich die Tränen aus dem Gesicht, wirkt verlegen, dann klappt sie das Handy auf. Sie schaut mich an. Stimmungshaushalt wieder ausgeglichen. »Eine SMS. Von Gabriel, dem scharfen Nachtportier.« Dieser Portier ist ein prächtiges Exemplar von einem Kerl, selbst für eine Velma wie mich, die normalerweise kein Auge für solche Besonderheiten hat. Womit ich die bei einem Mann selten anzutreffende Gabe meine, jedem dieser Typen von Aerosmith ähnlich zu sehen (nicht dem Schlagzeuger, den anderen beiden, die schlicht und einfach Sex-Appeal verströmen, egal wie uralt sie inzwischen sind). Ich könnte glatt zu einer Daphne werden wollen, wenn das bedeuten würde, dass ich dann solche Kerle wie die beiden haben könnte, oder diesen Gabriel, oder Robin. Ich wäre gern für jeden von ihnen eine Daphne aus Albany. Echt krass!
»Du schreibst dir mit deinem Nachtportier SMS?«, frage ich Naomi. Ich könnte genauso gut auch gleich den Boden unter ihren Füßen küssen.
»Ja, aber erzähl es Ely nicht. Gabriel ist aktuell die Nummer zwei auf der No Kiss List TM .«
Hallo, Tränen, seid ihr wieder da?
»Meinst du, du schaffst es?«, frage ich Naomi und umarme sie noch einmal.
Sie nickt in meinen Busen, genauer gesagt in meinen praktischen Pulli, und kann nur mühsam ihr Schluchzen unterdrücken. Dann blickt sie zu mir hoch, das Gesicht einer Göttin, im roten Schein ihrer tränenverschmierten Wangen aufleuchtend. »Gabriel hat Dienstschluss und geht jetzt in einen Club an der Avenue B. Er spielt in einer Band, die sich The Abe Froman Experience nennt. In einer Stunde sind sie mit ihrem Set dran. Bessere Ablenkung als ’ne Wohnheimparty mit Karaoke.«
Als Velma fühle ich mich verpflichtet, Naomi zu erinnern: »Wolltest du nicht erst etwas runterkommen?«
»Wruuummmmm«, antwortet Naomi. »Wollen wir dann mal los, Robins?«
ICH WILL!
Wahnsinn.
Bruce der Zweite
MUTANT
Was tu ich hier in diesem Wandschrank?
Als Ely zu mir gesagt hat, dass ich hierbleiben soll, hat er bestimmt nicht gemeint: im Wandschrank.
Oder?
Nach gut zwei Minuten (ich zähle bis 120) gehe ich raus. Aber ich mache die Tür hinter mir nicht zu. Ich starre hinein und guck mir die hübschen T-Shirts von Ely an. Sie sehen aus, als wären sie alle aus Seidenpapier.
Ich kaufe alle meine Sachen bei Gap. Ich hab noch nicht mal den Körper für die normal geschnittenen Sachen von Abercrombie. Ich besitze drei Paar Jeans und wechsle sie durch. (Für die hab ich meinen Geldbeutel geplündert und bin zu Banana Republic gegangen.) Was tu ich hier?
Ich weiß, dass Ely mit mir kein Spielchen treibt. Ich vertraue ihm. Aber ich habe das Gefühl, dass das Leben mit mir spielt. Denn das kann doch gar nicht sein. Der kosmische Drehbuchautor hat sich da einen kleinen Witz erlaubt.
Ely würde sich nie in einen Jungen verlieben, der ein Hemd von Gap und Jeans von Banana Republic trägt. Vor allem
Weitere Kostenlose Bücher