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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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Mädchen aus Schenectady. Und dann schau ich ihr so tief ich kann in die Augen. Und ich sage total cool und total verwundbar, Hey, lass mich dich noch mal auf einen Cocktail einladen.

Gabriel
    TIGERIN

Stück Nummer 1 Bon Jovi: »Livin’ on a Prayer«
    Ich weiß nicht, was ich zu ihr sagen soll.
    Sie hat einen so abgrundtief schlechten Musikgeschmack.
    Deshalb sage ich: »In der Hausordnung steht, dass es verboten ist, auf der Couch in der Eingangshalle zu schlafen.«
    Aus ihrer Embryohaltung, auf der limettengrünen Couch in der Eingangshalle liegend, wirft Naomi mir einen ihrer wilden Blicke zu. Mir würde es nie im Traum einfallen zu glauben, dass ich solche Blicke bändigen könnte. Ich bin kein Dompteur. Sie wirkt ziemlich zugekifft, deshalb wird ihr heißer Augenaufschlag durch den stumpfen Glanz ihrer haselnussbraunen Augen abgedämpft
    »Das meinst du aber jetzt nicht ernst, oder?«, fragt sie.
    »Soll ich dich hochbringen?« Es wäre bestimmt besser für sie, wenn sie in ihrem eigenen Bett schlafen würde.
    »Bitte lass mich hier weiterschlafen. Ich will nicht hoch zu meiner Mom.«
    Um halb fünf morgens sind auch die letzten Schlaflosen endlich in ihren Betten verschwunden. Es dauert noch eine Stunde, bis die Wall-Street-Sklaven durch die Lobby sprinten, mir ihre Wäsche für die Reinigung über die Theke schieben, damit sie später vom Wäscheservice abgeholt werden kann, und dann zur Tür hinaushasten, um Millionen zu verdienen oder zu verlieren - ihre eigenen oder die von fremden Leuten.
    Wenn Naomi auf der Couch liegen bleibt, vorzugsweise wach, habe ich eine gute Stunde allein mit ihr. Ich weiß bei Naomi nie, ob sie möchte, dass ich mit ihr ein Gespräch anfange, oder ob es ihr lieber ist, wenn unser Kontakt auf ein paar gelegentliche SMS und nicht-zufällig-zufällige Blicke beschränkt bleibt. Es gibt so viel, was ich über sie wissen möchte, aber nicht weiß.
    »Von mir aus kannst du gern auf der Couch liegen bleiben«, sage ich zu Naomi. »Aber der Portier-Verhaltenskodex verpflichtet mich dazu, dich auf die geltende Hausordnung, wie sie von der Eigentümerversammlung beschlossen wurde, hinzuweisen.«
    Ich kann nicht glauben, dass das wirklich mein Leben ist. Dass ich nach dem Verhaltenskodex für Portiers funktioniere. Die geltende Hausordnung, wie sie von der Eigentümerversammlung beschlossen wurde. Ich kann es nicht fassen, dass ich solche Floskeln tatsächlich über meine Lippen bringe.
    Naomi hat nie mehr als ein einziges kleines »Danke schön« zu dem Mix gesagt, den ich für sie gemacht habe. In den all mein Herzblut geflossen ist.
    Ich erkenne natürlich an, dass sich an den Playlist-Kodex nicht jeder so gebunden fühlen muss wie ich. Wahrscheinlich glaube nur ich daran.
    Sie muss ihn nicht befolgen. Aber noch größer als mein dringender Wunsch, für sie mehr zu sein als nur der Nachtportier, ist mein Wunsch - nein, mein Bedürfnis -, von ihr in aller Ausführlichkeit jeden einzelnen Gedanken mitgeteilt zu bekommen, den sie sich zu jedem einzelnen Song, jedem einzelnen Künstler, jeder einzelnen Textzeile gemacht hat: Welche Songs haben ihr gefallen und warum? Welche Songs hat sie am häufigsten angehört und welche überspringt sie immer? Und dann die Reihenfolge - hat sie den Fluss meiner Komposition bemerkt? Hat sie die Übergänge bewundert? Hat sie gespürt, wie in jedem einzelnen Stück mein Herz pocht und klopft?
    Oder stelle ich einfach nur viel zu viele Fragen?
    Vielleicht hat sie den Mix gar nicht richtig angehört.
    Wenn ich verstehen könnte, warum sie nie etwas zu meiner CD gesagt hat, sondern mir stattdessen eine eigene Mix-CD zurückgeschenkt hat, die... um es höflich auszudrücken, eine höchst zweifelhafte Auswahl von Stücken enthält (eigentlich müsste ich nämlich sagen »total lahmarschig«), dann könnte ich dieses Zwischenspiel in unserer kümmerlichen Beziehung einfach vergessen.
    Ich ziehe meine Pförtnerjacke aus und breite sie wie eine Decke über sie. Sie fröstelt, ich kann die Gänsehaut auf ihren Armen sehen.
    »Das mit Bon Jovi verzeih ich dir nicht«, sage ich.

Stück Nummer 4 Britney Spears: »(You Drive Me) Crazy«
    »Ein super Workout-Song!«, verteidigt sich Naomi. »Aber wenn du genau wissen willst, warum er auf dem Mix ist, kann ich darauf nur sagen: weil ich keine große Auswahl hatte. Ich kenn mich mit Musik einfach nicht so gut aus. Was ich habe, sind fast alles entweder Songs, die Ely gut findet oder die ich mir runtergeladen habe, um

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