Napoleon Bonaparte. Biographie.
Napoleon unter den Mauern Wiens, am 9. öffnete es seine Tore, und am 13. hielt Napoleon seinen Einzug.
Man sieht, Prophezeiungen galten damals noch mit Recht etwas. 10+000 Mann, unter den Befehlen des Prinzen Karl, hatten sich auf das linke Ufer der Donau zurückgezogen. Napoleon verfolgt sie und holt sie den 21. bei Eßling ein, wo Massena seinen Herzogstitel mit dem eines Fürsten vertauscht. In der blutigen Schlacht bei Aspern-Eßling brachte der Erzherzog Karl seinem großen Gegner zum erstenmal eine schwere Niederlage bei. A. d. Ü. Während des Kampfes werden die Brücken der Donau durch das plötzliche Anschwellen des Stromes fortgerissen, aber in vierzehn Tagen schlägt Bertrand drei neue Brücken darüber, die erste mit 60 Jochen, auf der drei Wagen nebeneinander passieren können, die zweite auf Pfählen ist acht Fuß breit: die dritte endlich ruht auf Kähnen. Und der Tagesbefehl vom 3. Juli aus Wien meldet, daß es hinfort keine Donau mehr gebe, wie Ludwig XIV. das gleiche von den Pyrenäen erklärt hatte.
Wirklich wurde am 4. Juli die Donau überschritten, den 5. die Schlacht bei Engersdorff gewonnen, am 7. endlich lassen die Österreicher 4000 Tote und 9000 Verwundete auf dem Schlachtfeld von Wagram und 20+000 Gefangene, 10 Fahnen, 40 Kanonen in den Händen ihrer Besieger. Der Gesamtverlust von 50+000 Mann verteilte sich fast gleichmäßig auf beide Seiten. A. d. Ü.
Den 11. zeigte sich der Fürst von Liechtenstein bei den Vorposten, um einen Waffenstillstand zu verlangen: er war kein Unbekannter: am Tag nach der Schlacht von Marengo hatte er sich schon mit der gleichen Botschaft eingestellt. Den 12. wurde der Stillstand zu Znaim geschlossen. Alsbald begannen die Verhandlungen: sie dauerten drei Monate, während deren Napoleon Schönbrunn bewohnte, wo er wie ein Wunder dem Dolche des Thüringer Pfarrerssohnes Staps entging. Endlich wurde am 14. Oktober der Friede unterzeichnet.
Österreich trat an Frankreich alle auf dem rechten Ufer der Save gelegenen Länder, das Gebiet von Görz und von Montefeltro, Triest, die Krain und den Kreis Villach ab. Es erkannte die Vereinigung der illyrischen Provinzen mit dem französischen Reiche an sowie jede künftige Einverleibung italienischen, portugiesischen und spanischen Gebiets, die Eroberung oder diplomatische Kombinationen mit sich bringen konnten, und verzichtete unwiderruflich auf das Bündnis mit England, um dem Kontinentalsystem mit allen seinen Anforderungen beizutreten.
Man sieht, alles begann Napoleon entgegenzuwirken, aber noch vermochte ihm nichts zu widerstehen. Portugal hatte mit den Engländern gemeinschaftliche Sache gemacht. Er überschwemmte Portugal mit Truppen. Die Spanier hatten durch eine ungeschickte Schilderhebung ihre feindselige Gesinnung an den Tag gelegt: er nötigte Karl IV. abzudanken. Vergl. oben S. 146 Der Papst hatte Rom zum allgemeinen Stelldichein der Sendboten Englands gemacht; er behandelte den Papst wie einen weltlichen Souverän und setzte ihn ab. Die Natur verweigerte Josephine aus ihrer Ehe mit Napoleon Kinder: er heiratete die Tochter des österreichischen Kaisers, Marie Luise und erhielt von ihr einen Sohn. Holland war, trotz seiner Zusagen, ein Stapelplatz für englische Waren geworden: er setzte Ludwig ab und schlug dessen Königreich zu Frankreich.
Jetzt zählte der Kaiserstaat 130 Departements: er erstreckte sich vom britischen Ozean bis zu den Meeren Griechenlands, vom Tajo bis zur Elbe, und 120 Millionen Menschen einem einzigen Willen gehorsam, einer einzigen Gewalt unterworfen und auf ein und demselben Wege gefühlt, riefen in acht verschiedenen Sprachen: Es lebe Napoleon!
Der General ist im Zenit seines Ruhmes und der Kaiser auf dem Gipfel seines Glückes. Bisher haben wir ihn ohne Unterlaß emporsteigen sehen. Jetzt macht er halt und bleibt ein Jahr auf der Höhe seiner Herrlichkeit stehen; denn er muß ja wohl Atem schöpfen zum Abstieg.
Am 1. April 1810 heiratete Napoleon Marie Luise, die Erzherzogin von Österreich: elf Monate später verkündeten 101 Kanonenschüsse der Welt die Geburt eines Thronerben.
Eine der ersten Wirkungen von Napoleons Verbindung mit dem Hause Habsburg-Lothringen war eine Abkühlung zwischen ihm und dem Kaiser von Rußland, der ihm, wenn man Dr. O'Meara glauben darf, seine Schwester, die Großfürstin Anna, hatte anbieten lassen. Seit 1810 hatte Alexander, der Napoleons Kaiserreich wie einen schwellenden Ozean näher und
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