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Napoleon Bonaparte. Biographie.

Napoleon Bonaparte. Biographie.

Titel: Napoleon Bonaparte. Biographie. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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zweitenmal, Feuer zu geben, aber seine Stimme wird von tausendstimmigem Geschrei erstickt. Zugleich, und während vier polnische Lanciers den Wegeilenden verfolgen, lösen sich die Reihen der Soldaten, sie stürzen vor, umgeben Napoleon, fallen ihm zu Füßen, küssen ihm die Hände, reißen die weiße Kokarde ab und stecken die dreifarbige auf, dies alles unter einem Freudengeschrei und einem Entzücken, das die Augen ihres alten Generals mit Tränen füllt. Bald aber erinnert er sich, daß kein Augenblick zu verlieren ist, er kommandiert eine halbe Wendung rechts, stellt sich an die Spitze der Kolonne und marschiert so, Cambronne mit seinen 40 Grenadieren vor sich, und das Bataillon, das man ausgeschickt hat, um ihm den Weg zu versperren, hinter sich, zur Höhe des Berges von Vizille. Von hier aus sieht er, wie eine halbe Meile weiter unten der Adjutant, immer von den vier Lanciers verfolgt, vor denen er dank seinem frischen Pferde einen Vorsprung gewinnt, die Stadt erreicht, verschwindet und gleich darauf am andern Ende wiedererscheint und ihnen nur dadurch entrinnt, daß er einen Querweg einschlägt, wo ihre vor Mattigkeit halb toten Pferde ihm nicht mehr folgen können. – Indessen hat dieser fliehende Mann und die vier ihn verfolgenden Männer, die wie der Blitz durch die Straßen von Vizille sprengen, durch die bloße Erscheinung alles verraten. Am Morgen hat man den Adjutanten an der Spitze seines Bataillons durchmarschieren sehen, und nun jagt er allein und verfolgt wieder zurück. Es ist also wahr: Napoleon rückt vor, begleitet von der Liebe des Volks und der Soldaten! Alles läuft hinaus, fragt sich, begeistert sich. Plötzlich bemerkt man den Zug auf dem Hügelrücken von La Mure. Männer, Weiber. Kinder, alles eilt ihm entgegen, die ganze Stadt umgibt ihn, ehe er vor ihren Toren erscheint, während die Bauern von den Bergen herabkommen, in eiligen Sprüngen wie Gemsen, und von Fels zu Fels den Ruf: »Es lebe der Kaiser!« erschallen lassen.
       Napoleon macht in Vizille halt. Vizille ist die Wiege der französischen Freiheit, und das Jahr 1814 wird nicht meineidig an 1789, In Vizille fand 1783 eine Versammlung von Abgeordneten des Dauphiné statt, die als Vorläufer der Revolution betrachtet wird und zu deren Gedenken 1888 ein Denkmal errichtet worden ist. A. d. Ü. denn der Kaiser wird von einer vor Freude trunkenen Einwohnerschaft empfangen. Aber Vizille ist nur eine Stadt ohne Tor, ohne Mauern, ohne Garnison: nach Grenoble muß man marschieren. – Ein Teil der Einwohner begleitet Napoleon. – Eine Stunde von Vizille sieht man einen Offizier, ganz mit Staub bedeckt, herbeieilen. Wie der Grieche bei Marathon ist er nahe daran, vor Ermattung umzufallen; aber er bringt auch reiche Nachrichten.
       Gegen 2 Uhr nachmittags ist das 7. Infanterieregiment, vom Oberst Labédoyère kommandiert, von Grenoble abmarschiert, um gegen den Kaiser vorzurücken. Aber eine halbe Stunde vor der Stadt hat der Oberst, der an der Spitze seines Regiments ritt, plötzlich umgewendet und Halt geboten. Sofort tritt ein Tambour auf den Oberst zu und hält ihm die geöffnete Trommel hin. Der Oberst greift hinein, zieht einen Adler hervor, und indem er sich, um von allen gesehen zu werden, in die Bügel stellt, ruft er aus: »Soldaten, schaut hier das glorreiche Zeichen, das in unsern unsterblichen Tagen vor euch herging. Er, der uns so oft zum Siege führte, rückt heran, um unsere Erniedrigung und unser Unglück zu rächen. Es ist Zeit, unter seine Fahne zu fliegen, die nie aufgehört hat, die unsrige zu sein. Wer mich liebt, der folge mir! Es lebe der Kaiser!« – Das ganze Regiment ist ihm gefolgt. Der Offizier wollte der erste sein, der diese Nachricht dem Kaiser überbrachte, und ist vorausgeeilt: aber das ganze Regiment folgt ihm auf dem Fuße nach.
       Napoleon spornt sein Pferd und reitet weiter; seine ganze kleine Armee folgt ihm mit großem Geschrei im Sturmschritt. Auf der Höhe eines Hügels angekommen, bemerkt er das Regiment Labédoyère, das eilenden Fußes vorrückt. Kaum hat man ihn bemerkt, als der Ruf: Es lebe der Kaiser! ertönt. Dieser Ruf wird von den Tapferen der Insel Elba vernommen und erwidert. Da läßt es keinen mehr in seinen Reihen, alles läuft, alles dringt vorwärts. Napoleon wirft sich in die Mitte der Entgegenkommenden, Labédoyère stürzt sich von seinem Pferde herab, um Napoleons Knie zu umfassen. Dieser empfängt ihn in seinen Armen, drückt ihn an seine Brust und sagt:

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