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Napoleon Bonaparte. Biographie.

Napoleon Bonaparte. Biographie.

Titel: Napoleon Bonaparte. Biographie. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Aussichten, denn, wenn auch der eine ausbleibt, wird doch sicher der andere kommen, und treffen beide ihren Anweisungen gemäß nacheinander ein, so muß die ganze preußische Armee verloren sein. Die ersten Kanonenschüsse, die Napoleon von Bry oder Vagnelée her hört, sollen das Zeichen zum Angriff in der Front sein. Nachdem der Kaiser so seine Verfügungen getroffen, macht er halt und wartet.
       Indes verstreicht die Zeit, und Napoleon hört nichts. Zwei, drei, vier Stunden des Nachmittags verrinnen, immer die gleiche Stille. Der Tag ist jedoch zu kostbar, um ihn zu verlieren. Schon der morgende kann eine Verbindung der Feinde herbeiführen, dann müßte er einen neuen Plan entwerfen, um das aus den Händen gelassene Glück wiederzuwinnen. Napoleon gibt den Befehl zum Angriff; jedenfalls wird der Kampf die Preußen beschäftigen, und sie werden ihre Aufmerksamkeit weniger auf Ney richten der ohne Zweifel beim ersten Kanonenschuß anlangt.
       Napoleon eröffnet den Kampf mit einem allgemeinen Angriff auf die Linke; er hofft, damit den größern Teil der feindlichen Streitkräfte auf diese Seite zu ziehen und ihn von seiner Rückzugslinie in dem Augenblick zu entfernen, wo Ney auf der alten Straße Brunehaut anlangt. Alsdann bietet er alles auf, um sein Zentrum zu durchbrechen und ihn so entzweizuschneiden, indem er den stärksten Teil der Armee in dem eisernen Dreieck, das er den Tag vorher aufgestellt hatte, einschließt. Der Kampf beginnt und dauert zwei Stunden, ohne daß man irgendwelche Nachricht von Ney oder von Erlon erhält; und doch mußten sie schon morgens 10 Uhr den Befehl erhalten haben, und doch hatte der eine nur einen Weg von 2, der andere von 2+½ Stunden zurückzulegen. So muß Napoleon allein zu siegen versuchen. Er gibt den Befehl, seine Reserven in den Kampf zu führen, um gegen das Zentrum die den Erfolg des Tages entscheidende Bewegung ins Werk zu setzen. In diesem Augenblick meldet man ihm, daß eine starke feindliche Kolonne in der Ebene von Heppignies sich zeige und seinen linken Flügel bedrohe. Wie diese Kolonne zwischen Ney und Erlon durchpassieren konnte, wie Blücher dasselbe Manöver, das er, Napoleon, im Sinne gehabt, hatte ausführen können, – das ist ihm unbegreiflich. Gleichviel, er wendet seine Reserven, um sie diesem neuen Angriff entgegenzustellen, und die Bewegung auf das Zentrum ist verschoben.
       Eine Viertelstunde nachher erfährt er, daß diese Kolonne Erlons Korps ist, das die Straße von Saint-Amand statt der von Bry eingeschlagen hat. Er nimmt nun sein unterbrochenes Manöver wieder auf, marschiert auf Ligny, nimmt es im Sturmschritt und nötigt den Feind zum Rückzug. Aber die Nacht bricht herein, und die ganze Armee Blüchers marschiert durch Bry, das von Ney mit 20+000 Mann besetzt sein sollte. Nichtsdestoweniger ist die Schlacht gewonnen; 40 Kanonen fallen in unsere Hände. 20+000 Mann sind außer Gefecht gesetzt, und die preußische Armee ist so in Unordnung, daß die Generale von den 70+000 Mann, aus denen sie besteht, bis Mitternacht kaum 30+000 wieder zusammenbringen konnten. »Es wäre um ihre Armee geschehen gewesen.« sagt Napoleon selbst in seinem militärischen Leben, »wenn ich sie während der Nacht verfolgt hätte, wie sie es mit mir am Abend des 18. machten. Ich habe ihnen viele Lektionen gegeben, aber sie haben mich ihrerseits gelehrt, daß eine Verfolgung, so gefährlich sie auch für den Sieger scheint, ebenso auch ihre Vorteile hat.«
       Blücher selbst war mit dem Pferde gestürzt und entkam ganz zerquetscht im Schutze der Dunkelheit auf dem Pferde eines Dragoners.
       Während der Nacht erhält Napoleon Nachrichten von Ney und muß erkennen, daß sich die Fehler von 1814 im Jahre 1815 erneuern. Statt mit Tagesanbruch, wie er Befehl erhalten hat, auf das nur von 10+000 Holländern besetzte Quatrebras zu marschieren und sich des Ortes zu bemächtigen, ist Ney erst am Mittag von Gosselies aufgebrochen, so daß in Quatrebras, das von Wellington zum Sammelplatz für die nach und nach eintreffenden verschiedenen Armeekorps bezeichnet worden war, diese Korps erst mittags 3 Uhr angelangt waren, und Ney somit 30+000 Mann statt 10+000 angetroffen hatte. Der Marschall, der der Gefahr gegenüber immer seine gewohnte Tatkraft wiederfand, und der zudem die 20+000 Mann des Grafen Erlon hinter sich glaubte, hatte keinen Augenblick gezögert anzugreifen. Groß war daher sein Erstaunen, als er fand, daß das Korps, worauf er rechnete, ihm

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