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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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so viele andere endete sie in der Frittenküche und dann als Kellnerin. Wie so viele andere.
    Doch plötzlich - anders als so viele andere - verschwand sie. Nach der Spätschicht im Restaurant Sand Dollar. Die Polizei suchte nach ihr, ohne Erfolg. Auch ein Privatdetektiv konnte nicht weiterhelfen.
    So packte Simon Best seine Sachen und kam hierher, wo er im Beachrider Motel wohnte, bis sein Erspartes verbraucht war. Dies ist ihr Foto. Karen Best. Ihr Haar mag jetzt dunkel sein. Sie schrieb nach Hause, sie wollte es färben. Um exotischer auszusehen.
    Verschwunden.
    Simon Best ist ein entschlossener Mann. Er ist nicht reich, doch er wird eine anständige Belohnung zahlen, wenn jemand seine Karen findet.
    Helft ihm, Bürger von Malibu. Helft, daß es ein Happy-End gibt zu dieser Geschichte.
    Ich legte das Blatt weg.
    »Haben Sie bezahlt für den Artikel?«
    »Ich habe für vieles bezahlt, und ich bereue es nicht.« Er nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen.
    »War die Polizei wirklich gründlich?«
    »Ich nehme es an. Sie befragten all die Leute, mit denen ich selbst gesprochen hatte, und dann organisierten sie eine richtige Suchaktion, einen Tag lang, in den Bergen und Canyons. Sie flogen sogar eine Stunde mit dem Hubschrauber die Küste entlang. Sie sagten, die Landschaft mache es unmöglich, mehr zu tun. Zu viel Unterholz, zu viele Plätze, wo man schlecht hinkommt. Wahrscheinlich glaubten sie gar nicht, sie dort zu finden. Sie waren überzeugt, sie sei mit einem Mann durchgebrannt.«
    »Stand auch etwas in den größeren Zeitungen?«
    »Die waren nicht interessiert. Ich habe alle angerufen, immer wieder, doch sie haben nie reagiert. Zum Teil lag das an den Zeiten damals. Es gab so viele Hippies, Mädchen und Burschen, aber Karen war nicht so. Ich behaupte nicht, sie sei ein Engel gewesen, aber ein Hippie war sie bestimmt nicht.«
    »Wann haben Sie den Privatdetektiv engagiert?«
    »Nachdem die Polizei aufgehört hatte, auf meine Anrufe zu reagieren. Genaugenommen waren es zwei Detektive. Hier, ich habe alles notiert.«
    Er gab mir ein säuberlich getipptes einzelnes Blatt.
    I. Polizei KAREN - BETEILIGTE PERSONEN a) L. A. County Sheriff, Malibu-Revier 1. Hilfssheriff Shockley (nahm meinen Anruf entgegen, sonst nichts)
    2. Hilfssheriff Lester (nahm meine Anzeige auf)
    3. Sgt. Concannon - Leiter der Suchaktion. Sein Vorgesetzter: Lt. Maarten (nie getroffen)
    4. Verschiedene Eagle Scouts unter Sgt. Concannon; außerdem mehrere Hilfssheriff s, Namen unbekannt. II. Privatermittler a) Felix Barnard, 25603 Pacific Coast Highway, Malibu, CA. (Oktober-November. Sprach mit Angestellten im Sand Dollar: Sue Billings, Tom Shea, Gwen Peet, Doris Reingold, Mary Andreas, Leonard Korcik. Karens Vermieterin: Mrs. Hilda Johansen, 13457 Paso de Oro, Pacific Palisades.)
    b) Charles D. Napoli, 6654 Hollywood Boulevard, Hollywood, CA. (Dezember-Januar. Befragte dieselben Personen wie F. Barnard, sprach mit Sheriffs und vermittelte Mitgliedschaft in People-Finders .)
    »Was ist das, People-Finders ?«
    »Napoli sagte, es sei ein landesweites Netz von Detektiven, die auf die Suche nach vermißten Kindern spezialisiert wären. Die Mitgliedschaft kostete tausend Dollar fürs erste Jahr, danach fünfhundert Dollar pro Jahr. Das Geld sollte den Zugang zu Hunderten von Akten und allen möglichen Kontaktleuten finanzieren. Natürlich war das alles erfunden. Napoli nahm das Geld und noch tausend Dollar für seine eigenen Ermittlungen und verschwand aus der Stadt.«
    Er lächelte. »Trotzdem, ich bereue nichts. Nachdem Napoli mich beschwindelt hatte, ging ich zu einer dritten Agentur, die damit warb, vermißte Personen innerhalb von achtundvierzig Stunden ausfindig zu machen. Sie ließen sich für ein Beratungsgespräch bezahlen und sagten, alles, was getan werden konnte, wäre passiert.«
    »Warum haben Sie nach dem ersten Detektiv jemanden aus Hollywood angeheuert?«
    »Ich hoffte, jemand von außerhalb würde klarer sehen. Barnard war langsam, sehr gelassen. Alle in Malibu schienen so zu sein. Die Leute lächeln nur und unternehmen nichts. Ich war vorher nie in Kalifornien gewesen und kannte die Art nicht.«
    »Wann sind Sie hergezogen?«
    »Zwei Jahre danach. Auf Dauer, jedenfalls. Davor bin ich alle zwei Monate für zwei Wochen herübergekommen. Ich schlief in Motels oder in Mietwagen und fuhr täglich die Küste auf und ab, vom Manhattan Beach bis nach Santa Barbara. Ich durchstreifte jeden Canyon und jeden Wald, an dem ich vorbeikam,

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