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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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machen.«
    »Er war groß, muskulös und relativ hellhäutig. Seine Gesichtszüge waren die eines Schwarzen, aber seine Haut war eher bronzefarben, und er hatte blondes Haar. Ein hübscher Kerl, eigentlich.«
    »Hatte er einen Bart?«
    »Ich glaube, ja, aber es ist sehr lange her. Er trug einen Schnurrbart, soweit ich mich erinnere. Er hatte es nicht gern, wenn man ihn als Schwarzen betrachtete.«
    »Warum standen Trafficant und Mellors so hoch in der Hierarchie?«
    »David lief herum und erzählte jedem, was für ein Genie Buck war. Bei Terry war es etwas anderes - fast, als würde Buck zu ihm aufschauen. Anscheinend hatte er etwas an sich, das Buck bewunderte.«
    »Was könnte das gewesen sein?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Vielleicht sein Haß auf Frauen?«
    Er starrte mich an. »Sein Haß auf alles, würde ich eher sagen. Die beiden soffen regelmäßig zusammen, und dann torkelten sie durch den Wald und grölten schmutzige Lieder.«
    »Hat Trafficant etwas angestellt, während er im Sanktum war?«
    »Außer daß er mit seinem Messer herumfuchtelte und uns das Leben versauerte? Nein, nicht daß ich wüßte. Warum?«
    »Na ja, ich finde es immer noch seltsam, wie er so plötzlich verschwinden konnte.«
    »Wie gesagt, versuchen Sie es im Gefängnis oder auf dem Friedhof. Er war furchtbar jähzornig. Leute mit seinem Temperament leben nicht lange, da kenne ich mich aus. Risikoeinschätzung ist mein Geschäft. Es war amüsant, mit Ihnen zu reden, aber jetzt muß ich gehen. Die Wirklichkeit ruft.«

32
    Milo war erschöpft, das hörte ich sogar durchs Telefon. Er war frustriert, da er im Fall Nicolette Verdugo nicht weiterkam.
    »Die Obduktion hat überhaupt nichts gebracht. Unser Nachahmer ist sehr vorsichtig.«
    »Was ist mit den Exkrementen auf der Leiche?«
    »Das ist Hundedreck. Mit solchen Einzelheiten verschonen wir die Öffentlichkeit lieber.«
    »Haben Schwandts Verehrerinnen Hunde?«
    »Eine ganze Meute, aber versuch mal, an einen einzigen Haufen heranzukommen. Sie haben sich auf einer verfallenen Ranch verschanzt, die einem von Schwandts Anwälten gehört. Verlauste Köter, Katzen und Pferde und jede Menge Stacheldraht. - Wie geht’s denn Lucy?«
    »Ich habe sie heute nicht gesehen. Sie ist mit Ken unterwegs. Übrigens scheint noch jemand auf einem kleinen Ausflug zu sein.« Ich erzählte ihm, was ich am Abend zuvor über Doris Reingolds plötzliche Abreise erfahren hatte.
    »Sagtest du nicht, sie könnte die Sheas nicht leiden? Und jetzt holt Tom sie ab?«
    »Wenn sie verschwunden ist, weil ich zuviel gefragt habe, dann müßten die Sheas jetzt auch auf der Hut sein. Es ist sicher in ihrem Interesse, wenn sie Doris beim Untertauchen behilflich sind.«
    »Unser Plausch mit Mo Barnard könnte auch dazu beigetragen haben. Sie wohnt praktisch neben dem Sand Dollar. Wenn sie dort war und erwähnt hat, daß Karens Akte wieder geöffnet wird… Mal sehen, ob die Sheas sich auch aus dem Staub machen.«
    »Es wäre nicht das erste Mal, aber möglicherweise wollen sie nur sicher sein, daß Doris keinen Schaden anrichtet. Ihre Söhne sind beide in der Armee, der eine in Deutschland, der andere in der Gegend von Seattle. Doris könnte bei einem von ihnen sein, oder sie sitzt in irgendeiner Spielhölle in Nevada. Dort scheint es ihr zu gefallen, wie sie mir erzählt hat. Sie will vielleicht dorthin ziehen.«
    »Du meinst, sie kann es sich leisten, in Frührente zu gehen? Okay, wenn ich dazu komme, werde ich sie überprüfen. Über Trafficant gibt es übrigens nichts Neues. Ich kann nicht sämtliche Gefängnisse durchgehen, aber in den größeren taucht er jedenfalls nicht auf.«
    »Ich konnte einen der anderen Sanktum-Schützlinge ausfindig machen, einen Bildhauer namens Christopher Graydon-Jones. Er hat inzwischen Karriere gemacht - in einer Versicherungsfirma in Santa Monica. Er erinnert sich an Trafficant als einen Messer schwingenden Grobian und Lowells Liebling. Der dritte Mann in Lucys Traum könnte ein Schriftsteller namens David Mellors sein, der Verfasser der einzigen positiven Kritik über Lowells letztes Buch. Er war oft mit Trafficant zusammen. Wenn du mich fragst, ist er die ›haarige Lippe‹ und Trafficant der Mann, der Lucy den Rücken zukehrt. Graydon hat noch etwas gesagt, das diese Theorie stützt: Lowell muß Trafficant irgendwie verehrt haben. In unserer letzten Sitzung beschrieb Lucy, wie der dritte Mann Lowell anschreit, er solle die Leiche endlich in die Grube rollen. Ich vermute, daß nur

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