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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Sanitäter hatten bereits während der Fahrt über Funk die Notaufnahme über Art und Schwere des Falls in Kenntnis gesetzt und kardiologische und neurologische Unterstützung angefordert.
    Als die Sanitäter, von Annie Winthrop telefonisch alarmiert, in Gails Wohnung gekommen waren, hatten sie rasch rekonstruiert, was passiert war. Gail Shaffer hatte einen epileptischen Krampf-Anfall erlitten, während sie unter der Dusche stand. Offenbar hatte sie die Anzeichen des drohenden Anfalls vorher gespürt, denn ihre Mitbewohnerin hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, daß das Wasser abgedreht gewesen war. Leider jedoch hatte Gail es nicht mehr geschafft, noch schnell genug aus der Wanne zu steigen, und war mit dem Kopf mehrmals heftig gegen den Wasserhahn und den Wannenrand geschlagen. Sie hatte zahlreiche Schädel- und Gesichtstraumata und eine besonders tiefe Rißwunde an der Stirn unmittelbar unter dem Haaransatz.
    Das erste, was die Sanitäter getan hatten, war, Gail aus der Wanne zu heben. Dabei war ihnen das vollkommene Fehlen jeglichen Muskeltonus’ bei Gail aufgefallen, so, als sei sie völlig gelähmt. Darüber hinaus hatten sie eine markante Anomalie ihres Herzrhythmus festgestellt. Der Rhythmus war ganz unregelmäßig. Daraufhin hatten sie sofort versucht, ihren Kreislauf mit einer Infusion und der Zufuhr von hundertprozentigem Sauerstoff zu stabilisieren.
    Sobald die Hecktüren des Krankenwagens geöffnet waren, wurde Gail im Laufschritt in die Unfallstation geschoben. Dank der Voraussicht der Sanitäter standen bereits ein Neurologe und ein Kardiologe bereit, als sie ankam.
    Das Team arbeitete fieberhaft. Schon ein kurzer Blick genügte, um zu sehen, daß Gails Leben am seidenen Faden hing. Das Erregungsleitungssystem ihres Herzens, das verantwortlich für die Koordinierung der Systolen und Diastolen war, war schwer in Mitleidenschaft gezogen.
    Der Neurologe bestätigte rasch den ersten Eindruck der Sanitäter: Gail litt an einer nahezu totalen Lähmung, die auch die Hirnnerven mit einschloß. Besonders merkwürdig an dieser Lähmung war, daß einige Muskelgruppen noch ein gewisses Reflexverhalten aufwiesen, das jedoch keinem irgendwie erkennbaren Muster zu folgen schien, sondern rein zufällig auftrat.
    Man kam nach kurzer Beratung zu dem Konsens, daß Gail einen epileptischen Anfall infolge einer Hirnblutung und/oder eines Hirntumors erlitten hatte. Dies war die vorläufige Diagnose trotz des Faktums, daß der Zerebrospinalliquor klar war. Die Internistin, die man inzwischen hinzugezogen hatte, mochte sich indes dieser Diagnose nicht anschließen. Sie gab zu bedenken, die Symptomatik lasse eher auf irgendeine Art von akuter Arzneimittelvergiftung schließen, und bestand darauf, daß eine Blutprobe genommen und eine Analyse auf Rauschdrogen vorgenommen werde, insbesondere auf einige der neueren synthetischen Typen.
    Einer der Neuro-Stationsärzte meldete ebenfalls Zweifel an der vorläufigen Diagnose an. Er wandte ein, eine ZNS-Läsion könne das Pareseproblem nicht hinreichend und schlüssig erklären. Er hegte wie die Internistin den Verdacht, daß eine akute Vergiftung vorliege. Aber er wollte nicht weiter spekulieren, ehe nicht zusätzliche Testergebnisse vorlägen.
    Einhelligkeit bestand freilich hinsichtlich der Kopfverletzungen, deren Schwere schon mit bloßem Auge zu erkennen war. Das Röntgenbild ließ alle zusammenzucken. Der Schlag gegen die Stirn hatte eine Fraktur herbeigeführt, die sich bis in eine der Stirnnebenhöhlen hineinzog. Gleichwohl herrschte allgemein die Ansicht vor, daß selbst ein so schweres Trauma keine ausreichende Erklärung für Gails Zustand sein konnte.
    Nach einigem Hin und Her rang man sich dazu durch, trotz ihrer prekären Herzsituation eine Kernspintomographie vorzunehmen. Der Neuro-Stationsarzt hatte es in der Zwischenzeit irgendwie geschafft, die bürokratischen Hindernisse auszuräumen, die der außerplanmäßigen Benutzung des NMR im Weg standen. Gefolgt von einer ganzen Riege von Ärzten, wurde Gail in die Radiologie gefahren und in den riesigen, an eine Bratröhre erinnernden Apparat geschoben. Alle waren ein wenig besorgt, daß das Magnetfeld ihr instabiles Erregungsleitungssystem beeinträchtigen würde, aber die dringende Notwendigkeit einer raschen und sicheren Diagnostizierung eventueller intrakranieller Läsionen ließ alle anderen Bedenken in den Hintergrund treten. Alle an dem Fall Beteiligten starrten gespannt auf den Bildschirm, als die ersten Bilder

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