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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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eingeteilt, wo eine Reihe von Brustbiopsien vorgenommen werden sollten. Er glaubte, daß es ein ruhiger Tag für ihn würde, falls nicht einige der Biopsien positiv sein würden, was jedoch nicht erwartet wurde. Er war erfreut über diese Aufgabe, weil sie ihm genug Freiheit ließ, um seine Marcain-Ampulle im Auge zu behalten, etwas, das ihm sein Dienst vom Vortag nicht erlaubt hatte.
    Die erste Biopsie wurde gerade in Angriff genommen, als die Narkoseschwester ihn bat, rasch hinunter in die Zentralapotheke zu laufen und ihr eine Literflasche Infusionslösung zu holen. Trent tat ihr diesen Gefallen nur allzugern.
    Ein paar Leute vom Pflegepersonal waren in der Zentralapotheke, als Trent hereinkam. Er wußte, daß er daher besonders vorsichtig sein mußte, wenn er nach seiner Ampulle schaute. Aber niemand beachtete ihn. Sie waren damit beschäftigt, chirurgische Päckchen zusammenzustellen, als Ersatz für die, die an diesem Tag gebraucht würden. Trent ging zurück zu dem Bereich, wo die Infusionslösungen aufbewahrt wurden. Die nichtnarkotischen Präparate befanden sich links von ihm.
    Trent nahm eine Infusionslösungsflasche vom Regal. Durch den türlosen Eingang dieser Abteilung der Zentralapotheke konnte er die anderen dabei beobachten, wie sie die Instrumente für die einzelnen Päckchen abzählten.
    Seine Kollegen wachsam im Auge behaltend, ließ Trent die Hand unauffällig in die offene Marcain-Schachtel gleiten. Ein Schauer der Erregung lief ihm über den Rücken. In der Schachtel war nur noch eine Ampulle, und ihre abgerundete Spitze war glatt. Seine Ampulle war weg!
    Erfüllt von einer kaum noch zu bezähmenden Erregung, verließ Trent die Zentralapotheke und ging zum OP 4 zurück. Er gab der Narkoseschwester die Infusionsflasche. Dann fragte er die OP-Schwester, ob sie irgend etwas benötigte. Sie schüttelte den Kopf. Der Eingriff lief glatt. Die Biopsie war bereits auf dem Weg zum Labor. Trent sagte der OP-Schwester, er sei gleich wieder zurück.
    Er verließ den Raum und eilte den Flur hinunter zu der großen Tafel. Was er sah, erfüllte ihn mit ungeheurer Freude: Die einzige Epiduralanästhesie, die um halb acht anstand, war die Laparoskopie, und der Anästhesist war Doherty! Die Herniotomie war erst für einen späteren Zeitpunkt am Tag vorgesehen. Seine Ampulle war für die Laparoskopie genommen worden.
    Trent schaute nach, wo die Laparoskopie stattfinden sollte. Sie war für OP 12 vorgesehen. Er hastete den Gang zurück und in den Anästhesieraum für OP 12. Doherty war da, und die Patientin ebenfalls. Auf einem Edelstahltischchen lag deutlich sichtbar seine Marcain-Ampulle.
    Er konnte sein Glück kaum fassen. Nicht nur, daß der Narkosearzt Doherty war, die Patientin war auch noch ein junges, gesundes Mädchen. Besser hätten sich die Dinge nicht fügen können.
    Da er nicht wollte, daß man ihn in dem Bereich herumlungern sah, ging er wieder zurück in den OP, in dem er Dienst hatte, aber er war so aufgeregt, daß er nicht stillstehen konnte. Er lief derart aufgedreht im Zimmer herum, daß der Chirurg, der die Biopsien durchführte, ihn auffordern mußte, sich entweder hinzusetzen oder den Raum zu verlassen.
    Normalerweise hätte ein solcher Befehl von einem Arzt Trent in Rage gebracht. Aber heute nicht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich auszumalen, was passieren würde, wenn die Patientin in OP 12 sein Marcain gespritzt bekam. Er wußte, er mußte zurück in OP 12, sobald dort die Hölle losbrach, und die geöffnete Ampulle wieder an sich bringen. Dieser Teil des Unternehmens war immer der, der ihm am meisten Sorgen bereitete, obwohl er sich bei den vergangenen Gelegenheiten das allgemeine Durcheinander, das durch die verheerende Wirkung seines Marcains ausgelöst wurde, stets hatte zunutze machen können, um völlig unbeobachtet seine Ampulle zu entfernen. Dennoch war dieser Teil der heikelste Punkt bei der gesamten Operation. Trent wollte auf keinen Fall, daß irgend jemand ihn dabei sah, wie er die Ampulle berührte.
    Trent schaute hinauf zur Wanduhr und beobachtete, wie der große Zeiger langsam vorrückte. Es war nur noch eine Sache von Minuten, bis die Show beginnen würde. Ein wohliger Schauer der Erregung rieselte ihm über den Rücken. Wie er diese Spannung liebte!

 
    9
     
    Donnerstag, 18. Mai 1989, 7 Uhr 52
     
    Mit heulender Sirene bog der Krankenwagen mit Gail Shaffer in den Notaufnahmebereich des St. Joseph’s Hospitals und fuhr rückwärts an die Entladerampe. Die

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