Narkosemord
Packen Zeitungen auf den Eßtisch warf. Dann hallten dieselben schweren Schritte, die er im Treppenhaus gehört hatte, durch den Raum. Einen Moment später erfüllte der stampfende Beat von Rockmusik das Apartment.
Jeffrey überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Das Fenster in der Küche ging zum Hof hinaus, aber dort gab es keine Feuertreppe, sondern nur eine nackte, fünf Stockwerke in die Tiefe abfallende Ziegelwand. Sein einziger Fluchtweg war das offene Vorderfenster, es sei denn, er schaffte es durch die Diele bis zur Wohnungstür. Aber das bezweifelte er. Und selbst wenn er es schaffen sollte, waren da noch die Riegel und Schlösser zu überwinden, an die er sich von seinem ersten Rundgang her erinnern konnte. Es würde ihm nie und nimmer gelingen, sie schnell genug zu öffnen. Aber irgend etwas mußte er tun. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Harding das fehlende Fliegengitter auffallen würde.
Bevor Jeffrey überlegen konnte, was er tun sollte, überraschte Harding ihn erneut, indem er direkt an ihm vorbei zum Kühlschrank ging. Er hatte ein Sechserpack Bier in der Hand.
Jeffrey war klar, daß Harding ihn im nächsten Moment entdecken würde. Er hatte nur noch eine Wahl. Die Gunst des Augenblicks nutzend, in dem Harding ihm den Rücken zuwandte, schoß er durch die Tür und rannte zu dem offenen Fenster.
Die plötzliche Bewegung überraschte Trent, aber nur für einen Moment. Mit einem wütenden Schrei ließ er das Bier fallen, das auf den Linoleumboden knallte, und rannte hinter Jeffrey her.
Jeffrey hatte nur ein Ziel im Kopf: durch das Fenster zu kommen. Mit einem verzweifelten Hechtsprung warf er sich über das Fensterbrett, wobei er mit der Hüfte schmerzhaft gegen den harten Holzrahmen krachte. Mit beiden Händen das schmiedeeiserne Geländer der Feuertreppe umklammernd, versuchte er, seine Beine über das Fensterbrett zu ziehen, aber er war nicht schnell genug. Trent kriegte sein rechtes Bein am Knie zu fassen und zerrte wie wild daran.
Es kam zu einer Art Tauziehen; beide zogen und zerrten aus Leibeskräften. Jeffrey war klar, daß er gegen die Bärenkräfte des Jüngeren keine Chance hatte. Noch ein Ruck, und Harding würde ihn zurück in die Wohnung gezerrt haben. In seiner Verzweiflung zog Jeffrey sein freies Bein an und trat Harding so hart er konnte gegen die Brust.
Der eiserne Griff um sein Bein lockerte sich einen Moment. Ein zweiter Tritt, und Jeffreys Bein war frei. Er sprang vom Sims und krabbelte auf allen vieren die Feuertreppe hinauf.
Trent lehnte sich aus dem Fenster und sah Jeffrey Richtung Dach klettern. Er schwankte einen Moment, ob er hinterherklettern sollte, dann entschied er sich, die Haupttreppe zu nehmen und Jeffrey auf dem Dach abzufangen. Er rannte in die Wohnung zurück. Auf dem Weg durchs Wohnzimmer schnappte er sich einen Hammer, den er auf seinem Bücherschrank aufbewahrte.
Jeffrey hatte sich in seinem ganzen Leben noch nicht so schnell bewegt. Auf dem Dach angelangt, nahm er sich keine Zeit zum Verschnaufen. Er rannte geradewegs auf die Trennwand zu und schwang sich auf das Dach des Nachbarhauses. Er stürzte zum Dachhaus und rüttelte verzweifelt an der Tür. Sie war abgeschlossen! Er rannte weiter zum nächsten Dach. Hinter sich hörte er, wie die Tür vom Dachhaus von Trents Gebäude aufflog und krachend gegen die Wand schlug.
Im Laufen warf Jeffrey einen Blick über die Schulter. Trent kam wutschnaubend in seine Richtung gestürmt, in der Hand einen Hammer schwingend. Sein Gesicht war zu einer wildentschlossenen, haßerfüllten Grimasse verzerrt.
Jeffrey erreichte das zweite Dachhaus. Er zog am Türknauf. Zu seiner ungeheuren Erleichterung ging sie auf. Er schlüpfte hinein, zog die Tür hinter sich zu und versuchte sie abzuschließen, aber der Schlüssel schien festgerostet. Jeffrey erspähte einen Haken und eine Öse. Seine Hände zitterten so stark, daß er Mühe hatte, den Haken durch die Öse zu kriegen. Er hatte ihn gerade durchgesteckt, da hörte er Trent auch schon heranstürmen.
Trent rüttelte wild an der Tür. Jeffrey wich zurück; er hoffte, daß der mickrige Haken hielt. In seiner Wut begann Trent die Tür mit seinem Hammer zu traktieren. Als sich der Hammer schon beim ersten wuchtigen Schlag mit einem splitternden Geräusch durch die dünne Türfüllung bohrte, wandte sich Jeffrey um und floh die Treppe hinunter. Er hatte gerade den zweiten Absatz erreicht, als er hörte, wie die Tür aus den Angeln barst.
Als Jeffrey den dritten Absatz
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