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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vorbereitet.
    »Was für ein Problem?« fragte O’Shea. Er trat vor und stieß Jeffrey den Zeigefinger ein paarmal heftig gegen die Brust. Er hatte das Gefühl, daß Jeffrey nicht die Wahrheit sagte.
    »Papierkram«, antwortete Jeffrey und versuchte, O’Sheas Finger auszuweichen. »Die Formalitäten, mit denen man es bei einer Bank immer zu tun hat.«
    »Und wenn ich Ihnen das nicht glaube?« O’Shea schlug Jeffrey mit der flachen Hand seitlich an den Kopf.
    Jeffrey griff nach seinem Ohr. Der Schlag brannte und erschreckte ihn.
    »Sie können hier nicht reinkommen und mich herumschubsen!« Jeffrey bemühte sich, Autorität in seinen Tonfall zu legen.
    »Ach nein?« sagte O’Shea mit künstlicher Fistelstimme. Er nahm das Bier in die Linke und schlug Jeffrey mit der Rechten an den Kopf. Seine Bewegungen waren so schnell, daß Jeffrey überhaupt keine Zeit zum Reagieren hatte. Er taumelte rückwärts gegen die Wand und duckte sich vor diesem Ungetüm.
    »Ich darf Sie an was erinnern«, sagte O’Shea und starrte auf ihn herunter. »Sie sind ein verurteilter Straftäter, mein Freund, und daß Sie in diesem Augenblick nicht schon im Gefängnis vergammeln, verdanken Sie einzig und allein der Großzügigkeit von Mr. Mosconi.«
    »Carol!« rief Jeffrey, erfüllt von einer Mischung aus Angst und Wut. »Ruf die Polizei!«
    »Ha!« O’Shea lachte und warf den Kopf in den Nacken. »›Ruf die Polizei!‹ Sie sind klasse, Doc, Sie sind wirklich klasse. Ich bin derjenige, der das Gesetz hinter sich hat, nicht Sie. Ich bin hier bloß als…« O’Shea machte eine Pause und sah Carol an. »He, Schätzchen, wie haben Sie mich eben genannt?«
    »Emissär«, sagte Carol in der Hoffnung, den Mann zu beschwichtigen. Sie war entsetzt über diese Szene, aber sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte.
    »Wie sie sagt, ich bin ein Emissär«, wiederholte O’Shea und wandte sich erneut an Jeffrey. »Ich bin ein Emissär, der Sie an Ihren Deal mit Mr. Mosconi erinnern soll. Er war ein bißchen enttäuscht heute nachmittag, als er in der Bank anrief. Was ist aus dem Geld geworden, das auf Ihrem Konto sein sollte?«
    »Die Bank ist schuld«, antwortete Jeffrey. Er betete zu Gott, dieser Riese möge nicht in seinen Aktenkoffer schauen. Wenn er das Bargeld sähe, würde er erraten, daß Jeffrey hatte fliehen wollen. »Es war eine geringfügige bürokratische Verzögerung, aber morgen ist das Geld auf dem Konto. Der Papierkram ist erledigt.«
    »Sie würden mich doch nicht verarschen, oder?« O’Shea schnippte mit dem Nagel des Zeigefingers gegen Jeffreys Nase. Jeffrey zuckte zusammen. Seine Nase fühlte sich an, als habe eine Biene hineingestochen.
    »Man hat mir versichert, daß es keine Probleme mehr geben wird«, sagte Jeffrey. Er berührte seine Nasenspitze und schaute dann auf seinen Finger; er rechnete mit Blut, aber da war keins.
    »Das Geld ist also morgen früh da?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Na, wenn das so ist, gehe ich jetzt«, sagte O’Shea. »Versteht sich von selbst: Wenn da morgen früh kein Geld ist, komme ich zurück.« O’Shea wandte sich an Carol und hielt ihr die Bierflasche hin. »Danke für den Drink, meine Dame.«
    Sie nahm die Flasche. Er versuchte wieder, sie in die Wange zu kneifen. Carol wollte ihn schlagen, aber er packte ihren Arm. »Sie sind wirklich ganz schön stachlig«, sagte er lachend. Sie riß sich los.
    »Sie beide lassen mich sicher nur ungern gehen«, meinte O’Shea an der Tür. »Ich würde auch zu gern zum Abendessen bleiben, aber ich treffe mich drüben bei Rosalie’s noch mit einer Gruppe Nonnen.« Er lachte rauh und zog die Tür hinter sich ins Schloß.
    Ein paar Augenblicke lang rührte sich weder Jeffrey noch Carol. Sie hörten, wie draußen ein Auto ansprang und dann wegfuhr. Carol war es, die das Schweigen brach. »Was ist in der Bank passiert?« wollte sie wissen. Sie war wütend. »Wieso hatten sie das Geld nicht bereit? Und wo bist du gewesen?«
    Jeffrey antwortete nicht, sondern schaute seine Frau nur benommen an. Er zitterte nach diesem Erlebnis mit O’Shea. Die Balance zwischen Wut und Angst war zugunsten der Angst gekippt. O’Shea war die Verkörperung seiner schlimmsten Befürchtungen, zumal, da er wußte, daß er sich gegen ihn nicht wehren und auch nicht vom Gesetz schützen lassen konnte. O’Shea war genau der Typ, der in Jeffreys Vorstellung die Gefängnisse bevölkerte. Es wunderte ihn, daß der Mann nicht gedroht hatte, ihm die Kniescheiben zu zerschlagen. Dem irischen

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