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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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gehören nicht zur Liga meiner Albträume. Waffen auf den Boden!«
    Drei Pistolen klapperten auf die Fliesen und Paul sammelte sie ein.
    »Hinlegen, auf den Bauch, Hände auf den Rücken.«
    »Major Goldmann, hören Sie bitte zu, wir …«, versuchte es einer der Männer.
    »… sind zum falschen Zeitpunkt am falschen Platz gewesen, das passiert manchmal im Leben«, vollendete Valerie lakonisch. »Runter!«
    Mit zornig verzerrten Gesichtern gingen die Männer in die Knie und legten sich auf den Boden. Valerie zog sechs große Kabelbinder aus dem Rucksack und reichte sie Paul.
    »Wie gut, wenn man für alle Fälle gerüstet ist«, kommentierte sie und verstaute die UZI wieder im Rucksack, während Paul die drei Männer an Händen und Füßen fesselte.
    »Sie könnten jetzt noch Stil beweisen und uns eine gute Reise wünschen, aber ich erwarte vermutlich zu viel«, sagte Goldmann, stieg über die am Boden liegenden Geheimdienstleute und stieß die Tür zum Rollfeld auf, wo eine blaue Limousine auf sie wartete.
    »Das war schnell und schmerzlos, Major Goldmann«, meinte Paul bewundernd, als er neben Valerie auf dem Rücksitz Platz nahm.
    »Wie hast du vorhin so richtig gesagt? Keine Zeit hatten wir schon gestern«, gab sie zurück und lehnte sich tief in die Polster, als der Wagen anfuhr und sie die letzten hundert Meter zum Learjet 45XR brachte.
    Wenige Minuten später hob das dunkelblaue Privatflugzeug steil von der Rollbahn des Berliner Flughafens ab und flog über die nördlichen Stadtteile, bevor es in einer leichten Rechtskurve einen südlichen Kurs nach Wien einschlug. Das Innere des Jets mit dem dunklen Wurzelholzdekor und den breiten, cremefarbenen Ledersitzen erinnerte Paul an die großen amerikanischen Limousinen der Neunzigerjahre.
    Er sah Berlin unter ihnen vorüberziehen wie eine Modellbahnlandschaft. Einige Turbulenzen schüttelten den komfortablen Jet, der mit fast 900 km/h Reisegeschwindigkeit fliegen konnte und eine Reichweite von mehr als 3600 km hatte. Aber das Wetter würde stabil, schön und fast wolkenlos sein bis zur Landung in Wien. Diese Prognose war kurz nach dem Start aus dem Cockpit gekommen, und wenn Paul in den tiefblauen Himmel schaute, dann hatten die Wetterfrösche sicher recht.
    Valerie hatte sich in einen der tiefen Fauteuils fallen lassen und war in Gedanken versunken. Sie würden noch etwas mehr als eine Stunde Flugzeit nach Wien-Schwechat haben, wo ein Wagen der Botschaft bereitstand, um sie abzuholen.
    »Paul, kannst du mir etwas erklären?«, fragte sie und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Armlehne des Ledersitzes. »Warum sind alle so sehr hinter dem vierten Dokument her? Wenn auf allen der gleiche Text draufsteht, dann ist es doch egal, welches man hat. Oder habe ich etwas übersehen?«
    Der Reporter schloss die Augen und rief sich die grüne Schrift des Dokuments in Erinnerung. Sein Gedächtnis ließ ihn auch diesmal nicht im Stich. Er sah die gleichlautenden Zeilen oben und unten, die zwei Zahlen, die Kreuze. Und trotzdem … da war noch etwas gewesen.
    »Ich bilde mir ein, dass im rechten unteren Eck ein paar kleine Zahlen und Buchstaben waren, dazwischen ungleiche Abstände. Aber ich bin mir nicht sicher. Als ich das genauer untersuchen wollte, da waren auch schon die Männer des Kommandos da und stürmten den Raum.«
    Valerie schwieg.
    »Es könnte also sein, dass diese Zahlen und Buchstaben eine Kombination darstellen, vielleicht auch eine versteckte Bedeutung haben, die auf jedem der Schriftstücke einen anderen Bezugspunkt hat. Ich habe keine Ahnung.« Paul öffnete die Augen wieder. »Wir wissen ja nicht einmal, was der Text heißt, der angeblich vier Mal der gleiche ist.«
    »Könntest du ihn aus der Erinnerung rekonstruieren?«, fragte Valerie und Paul schüttelte sofort energisch den Kopf.
    »Nein, niemals. Das war ein verschlüsselter Text ohne offensichtliche Bedeutung. Ein einziger Buchstabe verschoben, ein Kreuzzeichen falsch gesetzt und die Entschlüsselung würde nie funktionieren.« Er zuckte die Schulter. »Tut mir leid, aber da kann ich dir nicht weiterhelfen. Wir brauchen zumindest eines der Dokumente, um den Text zu dechiffrieren. Dann sind wir aber noch immer nicht weiter, was die kleinen Buchstaben und Zahlen betrifft.«
    »Also hat Shapiro recht. Wir müssen das vierte Schriftstück finden«, seufzte Valerie.
    »Ja, und zwar bevor es das geheimnisvolle Kommando in die Finger bekommt«, gab Paul zu bedenken.
    Montag, 9. April 1945,

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