Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
Vom Netzwerk:
fragte sich irritiert, was es in dieser Situation noch zu lachen gäbe. Tschak schlief zusammengerollt unter Georgs Sessel.
    Johann war der Erste, der in die Stille hinein ein paar Worte sagte, an die sich alle noch lange erinnern sollten.
    »Ich könnte ja vielleicht … Ich meine nur … wenn Sie mich brauchen …«, stotterte er und schaute angestrengt auf seine Schuhe.
    Berners Lächeln vertiefte sich. Er schaute Eddy von der Seite an. »Das ist das Stichwort für deinen Auftritt, wenn mich nicht alles täuscht«, sagte er leichthin.
    »Sie meinen, wir sollten wieder einmal ein Gastspiel geben?«, gab Eddy fröhlich zurück. »Sie und ich, Herr Kommissar? Wie letztes Jahr in …«
    Berner hob die Hand und warf Eddy einen warnenden Blick zu. Dann nickte er. »Aber so wie es heute aussieht, werden wir das gesamte Orchester dazu brauchen und eine wohlgefüllte Requisitenkammer. Einen Vorteil haben wir außerdem noch: Das Stammensemble ist größer.«
    »Und es sind einige wirklich gute Leute dabei«, kicherte Eddy und schaute Valerie an, die etwas ratlos der Unterhaltung gefolgt war.
    »Wir werden allerdings keine Zeit für eine Generalprobe haben«, gab Berner zu bedenken und wurde ernst. »Es muss alles schon bei der Premiere klappen. Du wirst alle Register ziehen müssen, Eddy.«
    »Verstehe ich euch beide richtig?«, warf Paul ein, »ihr wollt das wirklich durchziehen? Ohne Hilfe von außen?«
    Eddy lächelte bescheiden. »Lieber Herr Wagner, in meiner Werkstatt arbeiten Spezialisten aus allen Berufen, gestrauchelte, die langsam wieder Tritt fassen, wie Johann. Sie haben alle ihre Fehler gemacht und dafür bezahlt. Aber sie sind die Besten, die ich finden konnte, in ihrem Beruf und in ihrer … Zweittätigkeit?« Er schaute Dr. Sina vorsichtig an, der ihm jedoch aufmunternd zunickte.
    »Johann hier kann sich seinen Weg aus einem Zimmer heraussprengen, ohne die Einrichtung zu zerkratzen. Was er nicht kennt, das gibt es auf dem Gebiet des Bombenbaus nicht. Den Exkurs über Senfgasgranaten hätte er auch über jeden anderen Kampfstoff halten können.« Johann wehrte mit einer bescheidenen Handbewegung ab und senkte den Kopf noch weiter.
    »So sind alle Männer in meiner Werkstatt. Hundertfünfzig Jahre Gefängnis, sicher keine Kommunikationstalente, aber ein geballter Schatz an Erfahrung und Wissen, den Sie nicht so bald wieder irgendwo in diesem Land finden werden«, sagte Eddy stolz.
    »Aber wir brauchen Ausrüstung, Waffen, Handgranaten, Seile, Kampfmesser und vielleicht sogar einen Hubschrauber, was weiß ich …«, gab Valerie zu bedenken.
    »Major Goldmann, wer hat Ihnen eine sichere Leitung nach Tel Aviv aus der Hosentasche gezaubert?«, spielte Eddy den Ball zurück. »Es gibt kaum etwas, das ich nicht innerhalb kürzester Zeit organisieren könnte. Wunder dauern etwas länger, aber alles andere …«
    »Das wird unter Umständen kein Lustspiel, sondern eine griechische Tragödie«, warf Georg mit ernster Miene ein. »Mit jeder Menge Toter und einem teuflischen Stoff, der nur darauf lauert, Krankheit und Verderben zu verbreiten.«
    »Sehen Sie irgendeine andere Option, Professor Sina?«, fragte der Exringer. »Ich bin sicher kein Engel und wir haben alle unsere dunkle Vergangenheit, aber ich bin mit Johann einer Meinung: Es gibt Dinge, die sind und bleiben eine Sauerei, egal, wer sie macht.«
    Schemerl-Brücke, Nussdorf, Wien/Österreich
    D er silberblaue Polizeibus rollte langsam gemeinsam mit einer Gruppe von Radfahrern über die geschichtsträchtige Schemerl-Brücke, gleich neben der Nussdorfer Wehr- und Schleusenanlage mit ihren beiden monumentalen Löwen. Die beiden bronzenen Tierstatuen aus dem Jahr 1899, die stolz und wachsam nach Norden schauten, waren das Vorbild für die Kühlerfigur der österreichischen Traditionsmarke »Gräf & Stift« gewesen, bis diese nach dem Krieg von MAN übernommen wurde. Vor allem in den ersten vierzig Jahren des 20. Jahrhunderts waren die majestätischen Löwen auf Lkws und luxuriösen Personenkraftwagen auf Österreichs Straßen unterwegs gewesen.
    Ihre großen Vorbilder bewachten seit mehr als hundert Jahren den nördlichen Eingang zur Stadt, hatten Krieg, Bomben und Besatzung unbeschadet überstanden.
    Die Brücke unmittelbar neben dem Wehr überspannte den Donaukanal, der hier vom Hauptstrom abgezweigt wurde.
    Der VW-Bus erreichte die kleine Insel, die Donau und den Kanal trennte, und bog nach links ab, umrundete ein Jugendstilgebäude und fuhr weiter nordwärts,

Weitere Kostenlose Bücher