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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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nichts.«
    Georg zeichnete wie beiläufig Dreien auf die Tischplatte, aber sein Gesicht verriet seine Anspannung.
    »Ich will da wieder raus, Sina, ich will nichts mehr mit denen zu tun haben, hören Sie?«, bettelte Breitenecker. »Die sind wahnsinnig, die haben alles Maß verloren, die wissen nicht mehr, was sie tun!«
    »O doch, das wissen sie ganz genau«, gab Georg leise zurück und legte auf. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wo sie zuerst zuschlagen werden«, sagte er dann in die atemlose Stille hinein. »Und ich weiß auch, mit wem ich reden muss, um die anderen drei Explosionsorte zu finden.«
    Schloss Schönbrunn, Hietzing, Wien/Österreich
    D er Schlosspark von Schönbrunn war von zahlreichen Spaziergängern und Touristengruppen bevölkert. Junge Mütter auf ihrem Nachmittagsspaziergang schoben Kinderwagen vor sich her, während jugendliche Jogger die letzten Ferientage ausnützten und zu zweit oder zu dritt die breiten, kerzengeraden Parkwege entlangliefen. Pensionisten saßen auf den Bänken und plauderten oder hielten im Schatten der perfekt geschnittenen Alleebäume ein kurzes Nickerchen.
    Eine deutsche Reisegruppe schlenderte den Weg zum Neptunbrunnen entlang und die Fremdenführerin, eine junge Studentin, genoss die volle Aufmerksamkeit der Touristen aus Berlin.
    »Der von Kaiser Joseph I. in Auftrag gegebene Neubau sollte sogar noch Versailles an Größe und Pracht übertreffen. Jedoch blieb es zunächst nur bei ehrgeizigen Plänen und einer Baustelle. Erst die Regierungszeit Maria Theresias brachte neuen Glanz. Das Schloss wurde zu einem Mittelpunkt des höfischen und politischen Lebens. Im Laufe von zwanzig Jahren bis 1763 wurde es zu einem prunkvollen Residenzschloss im Stil des Rokoko umgebaut und kostbar ausgestattet.«
    Die Studentin wandte sich nach rechts und deutete in eine der großen Querachsen, an deren Ende ein großer Obelisk stand.
    »Hier sehen sie den bekannten Obeliskbrunnen, der neben der Gloriette und der Menagerie einen der wichtigsten Blickpunkte der Gartenachsen darstellt.« Sie schaute leicht irritiert, weil sich drei Männer und eine Frau der Gruppe angeschlossen hatten und ihr interessiert zuhörten. Aber das war sie gewöhnt, seit sie den Job bei der Schönbrunner Schlossverwaltung angenommen hatte. Außerdem war hier ihre Führung der Berliner Reisenden sowieso beendet. Sie bedankte sich bei allen für die Aufmerksamkeit, nahm die üblichen kleinen Trinkgelder entgegen und wollte sich gerade auf den Weg zurück ins Büro machen, als sie einer der Männer aufhielt.
    »Wir würden ein paar Auskünfte über genau jenen Obelisken benötigen, den Sie gerade beschrieben haben«, meinte der ältere Herr und hielt ihr dezent einen Polizeiausweis hin, auf dem ein zusammengefalteter 20-Euro-Schein lag.
    »Nehmen Sie ihn ruhig«, forderte er sie auf. Sie las seinen Namen und ließ die Banknote schnell in ihrer Jackentasche verschwinden.
    »Was würden Sie gerne wissen, Herr Gruppeninspektor Berner?«, fragte sie freundlich und gab ihm den Ausweis wieder zurück.
    »Sagen Sie ruhig Kommissar Berner zu mir, das macht hierzulande sowieso jeder. Wir werden Ihre Hilfe nicht lange brauchen«, versicherte ihr Berner, »geben Sie uns nur die wichtigsten historischen Fakten.« Er nickte ihr aufmunternd zu.
    »Der Obelisk wurde über einem Brunnen errichtet und wird von vier vergoldeten Schildkröten getragen, ein Symbol der Stabilität«, begann sie. »Der Brunnen selbst besteht aus einem Bassin, dahinter befindet sich eine halbrunde Stützmauer mit einer vasenbesetzten Balustrade. Man sagt, Joseph II. habe persönlich den Bau überwacht.«
    Sie wanderten langsam die lange Allee in Richtung des Brunnens, während die Studentin erzählte. Valerie schaute ungeduldig auf ihre Armbanduhr und fragte sich, ob Eddy bereits mit seinen Männern eingetroffen war.
    »Der Obelisk sollte mit seinen Hieroglyphen die Geschichte des Hauses Habsburg erzählen. Diese Hieroglyphen sind allerdings erfunden, da die ägyptischen Zeichen erst ab 1822 entziffert werden konnten, nach der Auffindung des Steines von Rosette. Die Obelisken selbst standen als kosmische Symbole schon bei den Ägyptern mit dem Sonnenkult in Verbindung. Von einer Goldkugel als Sonnensymbol bekrönt, verkörpern sie den Weg der Sonnenstrahlen zur Erde, während die vier Kanten die Weltrichtungen markieren. Hier sitzt auf der Kugel noch zusätzlich ein goldener Adler, das einzige Wesen, das sich ohne Schaden der Sonne nähern konnte. Er

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