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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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bevor er auf einem kleinen Parkplatz ausrollte.
    Die Polizisten warteten einige Minuten, dann stiegen sie aus, richteten sich ihre Gürtel und schauten sich um. Einige wenige Radfahrer waren unterwegs in Richtung Donauuferweg, zwei Jogger liefen vorbei und ein Paar führte ihre beiden Hunde aus. Die meisten Erholungssuchenden saßen um diese Zeit bei den Heurigen in Nussdorf vor einer kalten Platte und einem Glas Wein.
    Als niemand mehr in unmittelbarer Nähe zu sehen war, zog einer der Beamten einen Schlüssel aus seiner Tasche, öffnete damit das Tor des weißen Verwaltungsgebäudes und gab den übrigen Polizisten ein Zeichen. Sie trugen einen unauffällig in eine graue Decke gewickelten Körper in das Haus und wandten sich nicht in Richtung Keller, sondern stiegen die Treppen hinauf bis in das letzte Stockwerk. Auf dem weit vorkragenden Dach des sezessionistischen Baus befand sich ein Dachaufsatz, der früher als Beobachtungsstation gedient hatte. Der Aufbau mit den übergroßen Fenstern erlaubte einen perfekten Rundumblick auf die Donau, den Kanal und die Brücke.
    Die Polizisten legten die Gestalt neben die noch immer bewusstlose Sissi Mantler auf ein Sofa. Dann schlugen sie die Decken zur Seite und eine attraktive, brünette Frau Ende dreißig kam zum Vorschein, die mit einem breiten Streifen Textilband geknebelt war. Die Handschellen an Händen und Füßen schränkten ihre Bewegungsfreiheit stark ein. Ihre Augen schossen Blitze auf die Polizisten ab. Dann sah sie ihre Tochter unversehrt neben sich liegen und beruhigte sich ein wenig. Sie kannte Handschellen gut genug, um zu wissen, dass es sinnlos sein würde, dagegen anzukämpfen.
    »Zwei bleiben hier und passen auf, während wir die Gegend sichern«, sagte einer der Uniformierten, deutete auf zwei seiner Kollegen und hielt den Schlüssel hoch. »Sperrt hinter mir zu. In spätestens einer halben Stunde sind wir wieder zurück. Und es gibt keinen Grund zur Aufregung, noch kann niemand von der Entführung erfahren haben. Heikel wird es erst in den Nachtstunden.«
    Vor dem Gebäude trennte sich die Gruppe der Uniformierten. Während ein Teil die kleine Insel in nördlicher Richtung hinaufwanderte, machte sich der andere südwärts auf den Weg, erkundete die Grünanlagen und notierte die Kennzeichen der abgestellten Wagen auf den Parkplätzen. Dann gingen sie per Funkgerät mit der Einsatzzentrale die Liste durch. Es war kein verdächtiges Auto darunter.
    Als sie nach etwas mehr als einer halben Stunde ihre Kollegen vor dem braunen Tor des Otto-Wagner-Baus wieder trafen, gab es überall zufriedene Mienen. Sie stiegen die Treppen hinauf bis zur Beobachtungsstation auf dem Dach und richteten sich auf einen langen Tag und eine schlaflose Nacht ein.
    Polizeidirektion Wien, Innere Stadt, Wien/Österreich
    V alerie hatte ihre Fliegeruhr auf den ausgebreiteten Wien-Plan gelegt und allen wurde klar, dass es kaum mehr als drei Stunden bis zur Explosion der ersten Bombe waren. Johann rutschte unruhig auf seinem Sessel hin und her.
    »Wir müssen zunächst einmal wissen, wo sich das erste Lager befindet«, meinte Eddy und schaute Georg an. »Ich kann meine Männer jederzeit alarmieren, das ist kein Problem.«
    Er schob Valerie einen Notizblock hin. »Major Goldmann, schreiben Sie inzwischen Ihre Wunschliste, aber bitte ohne Panzer und Raketenwerfer, wenn es geht. Die zu besorgen würde zwei Tage dauern und so viel Zeit haben wir nicht.«
    Georg zeichnete Dreien auf die Tischplatte. »Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten«, murmelte er, »und wir können uns keinen Fehler leisten.«
    Dann griff er in seine Tasche, holte sein Handy hervor und wählte.
    »Meitner!«
    »Hallo Wilhelm, Georg hier.« Sina warf einen unsicheren Blick in die Runde. »Du erinnerst dich an unser gemeinsames Abenteuer am Gallitzinberg?«, fragte er Meitner vorsichtig.
    »Das werde ich nicht so schnell vergessen«, antwortete Meitner unbefangen, »Wer weiß, ob wir jemals wieder eine Einladung in die Villa bekommen.«
    »Wir haben ein Problem, und zwar ein ziemlich dringendes, aber das erzähle ich dir nächstes Mal, wenn wir uns sehen. Hast du an dem bewussten Abend irgendetwas Seltsames gehört, eine Unterhaltung der Veranstalter, etwas, das du dir nicht erklären konntest?«
    »Hm … nicht, dass ich wüsste, Georg. Da war nichts, was mir aufgefallen wäre. Dieser seltsame Rat der Weisen war ziemlich schweigsam«, meinte Meitner nachdenklich, »zumindest, als ich im Raum war.«
    »Schade, wir

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