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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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symbolisiert den zwischen Himmel und Erde vermittelnden Herrscher.«
    »Der Obelisk ist also ein absolutes Herrschersymbol des Hauses Habsburg?«, fragte Paul die Fremdenführerin.
    »Bei der Schönbrunner Obeliskenanlage ist es mehr als das«, meinte die Studentin. »Es sollte wohl auch der Anspruch auf die unumstößliche und fortdauernde Herrschaft des Hauses Habsburg zum Ausdruck kommen.«
    »Sie meinen der Linie Habsburg-Lothringen«, warf Georg ein. Mit einem überraschten Blick nickte die junge Frau.
    »Können Sie uns noch ein wenig über das Bauwerk selbst erzählen?«, warf Berner rasch ein.
    »Gern«, lächelte ihn die junge Frau an. »Die Mitte der Rückwand des Brunnens ist als Grottenberg ausgebildet, der sich bis zum Brunnenbecken vorwölbt und von Flussgöttern bevölkert wird. Das Wasser strömt aus dem Mund einer zentralen Maske und aus den Vasen der Flussgötter und ergießt sich dann in das Brunnenbecken. Verschiedene exotische Tiere und Pflanzen sind auf den Felsen dargestellt. Zwischen dem Grottenberg und der halbrunden Mauer führt eine breite, zweiläufige Treppe zu einer Plattform, von der aus eine kleine Höhle im Grottenberg den Ausblick in die Allee ermöglicht. Es ist eine sehr großzügige Anlage, aber das können Sie ja selbst am besten beurteilen. Machen Sie einfach einen Spaziergang hin, es ist nicht mehr weit von hier. Wenn Sie mich nicht mehr brauchen …?«
    »Danke für Ihre Zeit und Ihre Hilfe«, sagte Valerie, »wir finden uns schon zurecht.«
    Die weite Kiesfläche direkt vor dem beeindruckenden Obeliskenbrunnen war leer. Auf den Stufen der breiten Freitreppe, die in einem weiten Bogen hinter dem Bauwerk hinauflief, saßen einige Paare und blätterten in Wien-Broschüren oder in Reiseführern. Auf den Bänken im Schatten der Alleebäume saßen zeitungslesende Müßiggänger, die Berner misstrauisch beobachtete.
    »Ich möchte wissen, wer von denen echt ist und wer zur Bewachung gehört«, meinte er leise zu Paul und Georg, während sie vorüberschlenderten. Georg sah auf die Uhr. Es war kurz nach zwei.
    »Ich würde gerne hierbleiben und euch helfen«, murmelte der Wissenschaftler, »aber wenn ich mich jetzt nicht auf den Weg mache, dann ist alles zu spät. Ich muss mich mit meinem Freund Max unterhalten, und der ist fast zwei Fahrstunden entfernt. Wenn wir rechtzeitig mehr über die Orte der anderen drei Depots erfahren wollen, dann muss ich jetzt von hier verschwinden.«
    Paul und Berner nickten, während Valerie wie eine Touristin um den Obelisken wanderte und fotografierte.
    »Mach dir keine Sorgen«, meinte Berner, »wir haben Johann und das Team von Eddy als Verstärkung, Valerie ist auch da, und wenn unsere Ausrüstung eingetroffen ist, dann fühle ich mich schon viel sicherer. Also mach dich ruhig auf den Weg und komm bitte rechtzeitig wieder zurück. Denn ohne Anhaltspunkte wissen wir nicht, wo die nächste Bombe hochgehen soll.«
    »Und fahr ausnahmsweise etwas schneller, bitte«, meinte Paul und drückte ihm den Autoschlüssel für den Pizza Expresss in die Hand.
    Georg verabschiedete sich mit einem kurzen Winken und hoffte im Stillen, dass Max ihm die richtigen Hinweise geben konnte. Was, wenn er gar keine Ahnung hatte oder die Krankheit ihn so verwirrt hatte, dass er Georg nicht einmal wiedererkannte?
    Dann joggte er los und hoffte, dass Eddy und Johann wussten, was sie taten. Und vor allem, dass sie es rechtzeitig tun würden.
    Aber Zeit war genau das Problem, mit dem Eddy und sein Team kämpften. Nach einem Banküberfall in Wien-Donaustadt in den Mittagsstunden waren auf allen Donaubrücken Polizeisperren und Kontrollen eingerichtet worden. Der Rückstau reichte mehrere Häuserblocks weit in allen Hauptstraßen, die Kolonne frustrierter Autofahrer war am Hupen und am Diskutieren, dass man so ganz sicher keine Bankräuber dingfest machen würde, und schon gar nicht am helllichten Tag und mit einer Sperre, die sowieso weithin sichtbar war.
    Die Spannung in dem schwarzen Kleinbus mit der Aufschrift »Bogner Metallverarbeitung« stieg. Als der endlich die Sperre hinter sich gelassen hatte, war es 14:12 Uhr und das Team hatte noch eine gute halbe Stunde Fahrt vor sich. Johann, der neben Eddy auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, schaute ungeduldig immer wieder auf die Uhr und streichelte über den Kopf von Tschak. Georg hatte den kleinen Hund Eddy anvertraut, weil es in Schönbrunn ein Hundeverbot gab, das strikt kontrolliert wurde. Aber Tschak war mit

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