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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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angekommen, einer weitläufigen begrünten Terrasse mit einem wunderbaren Blick auf das Schloss und den Gallitzinberg im Hintergrund. Die goldene Kuppel der Kirche am Steinhof, der größten psychiatrischen Klink der Stadt, leuchtete im Nachmittagslicht. Sie blickte hoch auf den Obelisken. An der Rückseite waren wesentlich weniger Hieroglyphen eingemeißelt worden als vorne, ein paar Eulen und Figuren, Schlangen und ein Pferdekopf. Das letzte Symbol in der Reihe sah aus wie der Auswurfknopf auf DVD-Spielern, ein Dreieck über einem schmalen, waagrechten Rechteck in einem Kreis. Wie passend, dachte Valerie, der Auswurfknopf für das Höllenfeuer. Wenn sie mit ihrer Annahme recht hatte, dann befand sie sich genau über den Granaten und der tickenden Bombe.
    Riesige, weiße Vasen standen über die hohe Balustrade verteilt im Halbkreis hinter dem Brunnen. Die Henkel wurden von züngelnden Schlangen gebildet, die sich mit ihren Leibern um die ausladenden Gefäße wanden. Valerie trat näher heran, blickte in eine der Vasen und erschrak. Durchsichtige Leitungen waren erst kürzlich verlegt worden, dünne Rohrleitungen, die im Fuß der Vase verschwanden.
    »Sie leiten das Gas durch die Vasen ins Freie«, flüsterte sie entsetzt und blickte sich rasch um. Niemand war ihr gefolgt, aber sie trat eilig zurück und war mit wenigen Schritten wieder auf dem Kiesweg, lief bergauf, bis sie unter den ausladenden Ästen der Buchen auf den nächsten breiteren Weg kam.
    Sie blickte sich um.
    Weit und breit war nichts von Eddy und seinen Männern zu sehen.
    Am Maria-Theresia-Tor des Schönbrunner Schlossgartens war eine elektrische rot-weiße Schranke heruntergelassen und von einem Wächter war nichts zu sehen.
    »Warten Sie, Chef, das System kenne ich.« Mit diesen Worten ließ Johann Tschak von seinem Schoß springen und kletterte aus dem Kleinbus. Mit wenigen Schritten war er bei der Schranke, beugte sich hinunter und öffnete eine Klappe im Standfuß. Einige Sekunden später schwenkte der Balken nach oben und senkte sich vorschriftsmäßig wieder, nachdem Eddy durchgefahren war. Johann stieg wieder zu und der Bus bog nach rechts ab, in Richtung des Schönbrunner Bades. Tschak saß nun neben dem schmächtigen Mann und schaute interessiert durch die Windschutzscheibe.
    Die ehemalige Militärschwimmschule, die in der Zeit zwischen 1938 und 1945 von der deutschen Wehrmacht genutzt wurde und anschließend als Bad für die britischen Besatzer diente, war heute ein öffentliches Bad und wurde vor allem im Sommer wegen der ruhigen Lage im Grünen von zahlreichen Familien mit Kindern besucht. Es lag südlich des Obeliskenbrunnens, keine fünfzig Meter entfernt.
    Eddy war nur mehr Sekunden vom vereinbarten Treffpunkt entfernt, da sprangen zwei Männer in schwarzen Kampfanzügen aus dem Unterholz. Sie bauten sich vor dem schwarzen Kleinbus auf und kamen ans Fahrerfenster, nachdem Eddy gehalten hatte. Tschak knurrte leise und seine Nackenhaare stellten sich auf.
    »Sicherheitszone! Was machen Sie hier?« Der ältere der beiden sah Eddy und den Bus durch seine verspiegelte Sonnenbrille an. Die Waffen steckten im Halfter am Gürtel.
    »Das ist sehr unvorsichtig, was Sie hier machen«, meinte Eddy freundlich und lehnte sich aus dem Wagenfenster.
    »Wieso?«, fragte der ältere erstaunt und Eddy wies nach vorne. »Sehen Sie nicht die Kindergruppe mit ihrer Lehrerin? Wollen Sie die Kleinen erschrecken?«
    Wie auf ein Kommando drehten beide Männer die Köpfe und suchten mit ihren Augen den Kiesweg ab. Als sie niemanden sahen, schnellten die Köpfe wieder zurück und – schauten in die Läufe von zwei Pistolen.
    »Wo seid ihr Gesindel denn herausgekrochen?«, zischte Walter, einer der Schweißer, der blitzschnell die Seitentür geöffnet hatte und mit seiner Glock unbewegt auf den Kopf des Mannes in Schwarz zielte. »Mach mir die Freude und beweg dich.«
    Eddy zog seelenruhig eine Spraydose aus der Türverkleidung, zielte kurz und schoss beiden Uniformierten einen Strahl Flüssigkeit ins Gesicht, bevor sie reagieren konnten. Als sie in sich zusammensackten, fingen sie die beiden Team-Mitglieder von Eddy auf und schleiften sie ins Unterholz.
    »Wir haben zwei Kampfanzüge zu vergeben, die Größen habt ihr ja gesehen. Zwei Mann ins Gebüsch!«, befahl Eddy.
    Keine drei Minuten später stand er vor einer erleichterten Valerie, die ihm um den Hals fiel.
    »Das nenne ich einmal ein herzliches Willkommen, Major Goldmann«, grinste er und deutete auf das

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