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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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Vergnügen mit dem schweigsamen Johann mitgegangen. Er hatte einen neuen Freund gefunden.
    Die übrigen acht Mann waren schweigsam. Es war eine zusammengeschweißte Truppe, die sich nun bereits seit Jahren kannte und in Eddys Werkstatt arbeitete. Die Männer hatten alle eine mehrjährige Haftstrafe hinter sich, sie hatten für ihre Jugendsünden gezahlt und waren dank Eddy nicht wieder ins Milieu abgerutscht. Dafür konnte sich der Exringer voll und ganz auf sie verlassen. Als er ihnen kurz geschildert hatte, worum es ging, waren zuerst alle schockiert und wie versteinert dagesessen. Sie hatten Eddy ungläubig angeblickt, waren aber dann alle mit grimmigem Gesicht aufgestanden, hatten die Ausrüstungsgegenstände in den Kleinbus geladen und sich auf die Sitzbänke gequetscht. Johann hatte einen flachen Metallkoffer aus seinem Spind gezogen, der nun zwischen seinen Beinen stand. Eddy hatte keine Ahnung, was er enthielt, aber er vertraute ihm. Er würde sie heute alle wohlbehalten nach Hause bringen – oder ins Nirwana sprengen. Aber dann hätte es auch niemand anderer geschafft, die Bomben zu entschärfen.
    »Ich wollte nur noch eines loswerden, bevor wir in Schönbrunn eintreffen«, sagte Eddy und alle blickten auf. »Das ist keine Übung und kein Kinderspiel. Das ist ein Anschlag auf diese Stadt und auf die Menschen, die hier leben. Wenn Johann einen Fehler macht, dann sind nicht nur wir geliefert, sondern es werden Tausende sterben. Darauf haben es diese Verbrecher angelegt und sie denken, sie kommen damit durch. Sie werden Wachmannschaften versteckt haben und sie sind gut, das hat mir Major Goldmann erzählt. Wir werden also alle Register ziehen müssen und jeder, der jetzt aussteigen möchte, der soll es tun und ich würde es verstehen.«
    Eddy machte eine Pause und sah die harten Gesichter der Männer im Rückspiegel. Sie waren alle muskulös und breitschultrig, mit großen Händen und tätowierten Oberarmen. Viele hatten Narben von Messerstechereien im Gefängnis zurückbehalten. Metallbearbeitung war kein Handwerk für Schwächlinge. Einzig und alleine Johann machte eine Ausnahme. Er war der Feinmechaniker der Truppe. Seine schlanken Finger kamen noch an Stellen, an denen alle anderen verzweifelten.
    »Es kann sein, dass wir diese Nacht nicht überleben, weil wir einen Fehler machen oder die Gegenseite zu stark ist. Wir haben vier Möglichkeiten zu verlieren. Dieses Senfgas ist ein Teufelszeug. Also …« Eddy fuhr rechts an den Straßenrand, hielt an und drehte sich um.
    »Ich brauche Johann unbedingt und er war auch der Erste, der sich zu diesem Himmelfahrtskommando gemeldet hat. Er ist alleine, aber viele von euch haben Familie. Jeder, der gehen will, steigt jetzt besser aus.«
    »Chef, wir sind spät dran und die anderen warten auf uns.« Die Stimme von der zweiten Rückbank klang ruhig und gefasst. »Wir sind uns alle einig, diesen Schweinen gehört das Handwerk gelegt. Und wenn nur mehr wir da sind, um die Verbrecher aufzuhalten, dann wird keiner von uns kneifen.«
    Eddy schaute den Männern in die Augen und sah die Entschlossenheit. Was immer auch auf sie zukam, sie würden es der Gegenseite nicht leicht machen.
    Valerie sah auf die Uhr und wurde langsam nervös. Sie hatten nun zum dritten Mal den Platz vor dem Brunnen überquert, und obwohl Paul und Berner die ins Gespräch vertieften Spaziergänger mimten, hatte Goldmann das Gefühl, dass misstrauische Blicke ihnen folgten. Wo blieb Eddy? Hatte er doch noch kalte Füße bekommen? Valerie konnte es ihm nicht verdenken. Nach dem Vortrag Johanns über das Senfgas war der erste Gedanke aller wohl »Nichts wie weg« gewesen. Aber Eddy hatte keine Sekunde gezögert.
    Valerie stieg die Stufen auf die Terrassen hinter dem Obeliskenbrunnen hinauf und spürte fast körperlich die Nähe der Granaten. Sie kam an einer Metalltüre vorbei, die cremefarben gestrichen war und in die große Hangabstützung neben dem Brunnen führte. Zwei Männer in Jeans und T-Shirt hatten es sich davor bequem gemacht, saßen an die Mauer gelehnt, Kopfhörer im Ohr und ein Taschenbuch in der Hand.
    Goldmann lächelte sie im Vorübergehen an und einer der beiden schaute hoch und zwinkerte zurück. Die Bewacher würden rechtzeitig verschwinden, um genügend Distanz zwischen sich und die Explosion zu bringen. Dann … großer Auftritt Johann. Aber vielleicht wurde es auch nur ein kurzes Gastspiel, dachte Valerie, gefolgt von einer Katastrophe.
    Sie war an der Rückseite des Brunnens

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