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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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zurückbeordert.«
    Weinstein wandte sich seinen Strichmännchen zu, die auf der Schreibtischunterlage mit der Aufschrift »WINDOWS ERROR: REALITY.SYS corrupted — universe unrecoverable« herumschwebten und damit Werbung für eine Computerfirma machten.
    »Aber ich kann Ihnen gerne die Nummer von Major Goldmann …«
    »Weinstein, Sie nerven«, fuhr ihn Spector an.
    Der Militärattaché legte den Stift beiseite und stand auf. »Ich muss zur monatlichen informellen Sitzung der Militärattachés in der Hofburg. Nachdem ich nichts weiter für Sie tun kann …« Er hielt Spector einen Zettel mit einer Nummer hin und lächelte spöttisch. »Nur für alle Fälle. Sie wissen schon. Goldmann.«
    Mit einem flüchtigen »Shalom« war Weinstein aus der Tür, bevor dem israelischen Agenten eine passende Erwiderung einfiel.
    Noch während er die Treppen hinunterlief, griff der Militärattaché in die Tasche seiner Uniform und holte sein Handy heraus. Er drückte eine Kurzwahltaste und wartete.
    »Major?«, sagte er leise, aber mit einem dringlichen Unterton in der Stimme, »legen Sie nicht auf. Weinstein hier. Sie werden gleich einen Anruf bekommen von einem Ihrer Kollegen, Major Spector, Yftach Spector. Shapiro hat ihn nach Wien geschickt, weil er Ihnen offenbar nicht mehr traut und Ihnen die letzten Pannen in Berlin übel genommen hat. Der BND ist noch immer sauer und bombardiert uns mit Anfragen.« Der Militärattaché kicherte leise. »Aber das werden die überleben. Spector soll die Interessen der israelischen Regierung vertreten und dafür sorgen, dass es keinen politischen Machtwechsel in Österreich gibt. Aber dafür ist er eine Nummer zu klein. Und außerdem unsympathisch«, fügte Weinstein hinzu und verzog das Gesicht.
    »Und was soll das Ganze?«, meldete sich Valerie zu Wort, die bisher schweigend zugehört und, das Handy ans Ohr geklemmt, ihre Waffen geladen hatte. Dabei ließ sie den schattigen Kiesweg zum Obeliskenbrunnen, der rund hundert Meter entfernt war, keinen Moment aus den Augen. Tschak tollte in den Gebüschen herum und jagte Eichhörnchen.
    »Ich habe ein paar Erkundigungen eingezogen, als ich erfahren habe, wer Sie vertreten würde«, flüsterte Weinstein und Valerie musste sich anstrengen, um ihn zu verstehen. »Es gibt Gerüchte, vor allem in Osteuropa, dass Spector noch auf zwei Gehaltslisten steht. Seien Sie auf der Hut.« Damit war die Leitung tot.
    Obeliskenbrunnen, Schloss Schönbrunn, Wien/Österreich
    E s war genau 15:00 Uhr, als Paul Wagner und Kommissar Berner bei dem schwarzen VW-Transporter eintrafen. Als sie die beiden Männer in den schwarzen Kampfanzügen sahen, fuhren sie zurück, aber da bog auch schon Eddy um die Ecke des Kleinbusses und beruhigte sie.
    »Major Goldmann hatte auch schon ihre Schrecksekunde«, sagte er. »Es sieht so aus, als würden Sie nicht gerade die besten Erfahrungen mit dieser Uniform verbinden … Darf ich vorstellen? Walter und Manfred, Schweißer seit langen Jahren bei der Firma Bogner. Und jetzt unsere ganz persönliche Security.«
    Die anderen Männer kamen ebenfalls dazu und standen im Halbkreis um Paul, Eddy und Berner. Valerie ging in einiger Entfernung auf und ab und telefonierte.
    Der Kommissar blickte kurz in die Runde und nickte zufrieden. »Ich will jetzt keine großen Worte machen, sonst stehen wir nicht mehr lange hier und mit uns sterben als Erste die Kinder im Park und im Schönbrunner Bad. Ich möchte euch alle morgen Abend unversehrt im Prindl sehen, zu einem Riesenumtrunk. Das ist mein sehnlichster Wunsch. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und ein gefährlicher dazu. Major Goldmann von der israelischen Armee hat gemeinsam mit Eddy einen Plan entwickelt, den wir bei Bedarf jederzeit abändern können. Niemand weiß, was uns erwartet, deshalb müssen wir flexibel sein. Aber ich weiß es zu schätzen, dass ihr da seid.«
    Berner nickte abschließend allen zu und wandte sich um. Die offene Heckklappe des Kleinbusses gab den Blick auf etwas frei, das wie das Waffenarsenal einer Einsatzgruppe zur Terrorbekämpfung aussah.
    »Wenn ich bedenke, dass du das in aller Kürze zusammengestellt hast, dann frage ich mich, was du auftreibst, wenn man dir mehr als zwei Stunden Zeit lässt«, stellte der Kommissar bewundernd fest.
    Eddy freute sich wie ein kleines Kind. »Greifen Sie zu, Kommissar, ich habe noch eine eiserne Reserve für die Matinee aufgespart«, meinte er und sah in seinem Blaumann wie eine farbige Kanonenkugel aus.
    Valerie war

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