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Narr

Narr

Titel: Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schilddorfer und Weiss
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zum ersten Mal in ihrem Leben mit Samuel Weinstein einer Meinung. Spector war ein Kotzbrocken, das wurde mit jeder Sekunde, die das Gespräch dauerte, augenfälliger. Selbstgefällig, überheblich und ein Macho vom Scheitel bis zur Einlegsohle. Außerdem stahl er ihr die Zeit, die sie dringend brauchte. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie Eddy, Paul und die Männer bei den letzten Vorbereitungen. Tschak lief aufgeregt zwischen den Beinen Johanns herum, der mit seinem Metallkoffer in der Hand bereitstand.
    »Spector, Sie vergeuden Ihre und meine Zeit«, sagte Valerie bestimmt. »Ich habe mich nicht um diesen Job gerissen und ich bin nach wie vor Mitglied der israelischen Armee. Wenn Oberst Shapiro meint, dass Sie das alles besser können, dann wünsche ich Ihnen viel Glück und werde mich sicherlich nicht in Ihren Einsatz einmischen. Aber erwarten Sie auch nicht von mir, Ihnen auch noch die Informationen zu liefern, die Ihnen andere ganz offenbar nicht mitgeteilt haben. Was hätte ich davon?«
    »Vielleicht den Dank Ihrer Regierung?«, versuchte es Spector.
    »Kommen Sie mir nicht patriotisch, das steht Ihnen nicht«, schnappte Valerie. »Shapiro hat mir mit dem Entzug des Reisepasses gedroht, damit ich mitmache. Das ist nicht die feine Art und meine Regierung hat vor zwei Tagen versucht, mich kaltzustellen, bevor ich aus dem Wagen Weinsteins verschwunden bin. Und jetzt kommen Sie und reden von Patriotismus. Spector, Sie haben keine Ahnung, wo die Bomben liegen. Sie tappen im Dunkeln und Sie hoffen, dass jemand für Sie den Lichtschalter findet und ihn umlegt. Aber das werde sicher nicht ich sein.«
    »Major, wir ziehen doch am selben Strang«, versuchte es der Agent erneut. »Sie wollen, dass diese Bomben entschärft werden, ich will es auch. Warum können wir nicht einfach unsere Talente kombinieren und zusammenarbeiten? Sie hätten einen Mann mehr und ich könnte meinen Auftrag erledigen.«
    Valerie dachte kurz nach. Im Grunde war es kein unlogisches Angebot. Im ihrem Hinterkopf tönte die Warnung von Weinstein wie ein Mantra. Vielleicht konnte sie Spector einfacher kontrollieren, wenn er in ihrer Nähe war. Sonst würde er womöglich zum unpassendsten Zeitpunkt auftauchen und alles ruinieren.
    »Hören Sie zu, Major Spector«, sagte Valerie entschieden. »Rufen Sie mich nach 17:00 Uhr wieder an. Dann werden wir eine Lösung finden. Und noch eines. Sollte ich nicht abheben, dann können Sie nach Tel Aviv heimfliegen und sich zwei vergnügliche Tage am Strand machen. Weil Wien dann sicherlich kein lebenswerter Platz mehr ist und ich kein Rückflugticket mehr brauche.«
    Als Eddy eifrig die Stufen der Brunnentreppe heruntertrippelte, erblickte er bereits aus der Ferne die beiden Männer in Jeans und T-Shirt noch immer an der Mauer bei der Tür lehnend, Kopfhörer im Ohr und Taschenbuch in der Hand. Es war 15:21 Uhr und Goldmann hatte recht gehabt. Die Bewacher hatten scheinbar keine Ahnung, dass hinter ihnen der Tod lauerte. Sonst wären sie jetzt alle bereits verschwunden und hätten so rasch wie möglich das Weite gesucht.
    »Es sind Bauern im Schachspiel, und die werden geopfert«, hatte Valerie gesagt, »oder, was noch weit schlimmer wäre, wir haben es mit fanatischen Selbstmordattentätern zu tun. Wir dürfen nicht darauf hoffen, dass sie die Wachen abziehen. Wir müssen sie ausschalten.«
    Das in den Hang eingelassene Brunnenhaus lag direkt an der Treppe und die Eingangstüre war etwas versteckt angebracht, im Anschluss an eine kleine Terrasse. Als Eddy den letzten Treppenabsatz herunterstieg, blickte er fast direkt von oben auf die Köpfe der beiden Männer, die ziemlich sorglos in ihren Büchern blätterten. Hinter sich hörte er die Schritte von Paul Wagner und Berner.
    Eddy bog schwungvoll um die Ecke und stand mit wenigen Schritten vor den Männern, die ihn neugierig ansahen. »Könnten Sie bitte Platz machen, ich muss ins Brunnenhaus«, meinte er geschäftig und zog einen Schlüsselbund aus der Tasche.
    Die beiden sprangen auf, einen alarmierten Blick auf den vermeintlichen Wassertechniker, den Werkzeugkoffer und den Schlüssel werfend, den der Mann erwartungsvoll in Richtung Tür streckte.
    »Hier können Sie jetzt nicht hinein, das ist eine Sicherheitszone, Betreten verboten«, stieß einer von ihnen nervös hervor. »Aber kommen Sie doch morgen wieder, da ist der ganze Spuk vorbei.«
    Da waren auch schon zwei Schatten über ihnen, die vom Treppenabsatz über das Geländer gesprungen waren und

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